Forderung von Borussias Christoph Kramer Mut, Selbstvertrauen, Effizienz

Mönchengladbach · Mehr Mut, mehr Selbstvertrauen, mehr Effizienz - so, glaubt Borussias Mittelfeldspieler Christoph Kramer, könnte das Team ihr aktuelles Problem in den Griff bekommen. Das wäre wichtig, denn die Gladbacher stehen am Scheideweg.

Christoph Kramer.

Christoph Kramer.

Foto: dpa, mb hpl

Nach dem 0:2 in Frankfurt waren die Borussen hinten dran im Europa-Rennen. Nach dem 0:1 gegen Leipzig sind sie - qua Tabellenplatz - außen vor. Platz acht ist der erste Rang im Klassement, der definitiv nicht für einen europäischen Wettbewerb reichen würde. Allerdings, darauf verwies Mittelfeld-Mann Christoph Kramer nach dem Leipzig-Spiel, seien erst 21 Spiele absolviert und noch könne "alles passieren". Kramer machte drei Punkte aus, die die Erfolgswahrscheinlichkeit wohl wieder steigern würden, wenn sie künftig besser umgesetzt werden.

"Wir hätten in der einen oder anderen Szene etwas mutiger sein müssen", sagte er mit Blick auf das Leipzig-Spiel. Tatsächlich war der Plan der Gladbacher gegen RB erkennbar: Standards sollten kreiert werden, um die eigenen Stärken dort ausspielen zu können, zumal mit dem Experten Vincenzo Grifo als Startelf-Neuling. Zudem sollten die hoch verteidigenden Leipziger durch Bälle in den Rücken der Abwehr - entweder lang von hinten raus durch Jannik Vestergaard oder vertikal von Lars Stindl und Grifo - ausgehebelt werden. Borussia kam aber nur zu einer Ecke, damit verpuffte die da vorhandene Qualität; gegen Augsburg hatte Matthias Ginter nach einem Eckball das 1:0 geschafft. Die Standard-Situationen in Strafraumnähe waren aber zu zaghaft, um den Gegner wirklich zu belämmern. Die Borussen müssen ihren Matchplan wieder nachhaltiger durchsetzen, mit mehr Mut eben.

"Wir hätten nach der Halbzeit mehr Ballbesitz-Phasen kreieren können", sagte Kramer. Die Borussen sind eines der Teams, die Wert darauf legen, selbst spielgestaltend tätig zu werden. Das geht natürlich nur mit dem Ball - was zugleich den Gegner zur Reaktion verdammt. Allerdings, und da ist auch Kramer im Boot, muss der Ballbesitz, den es gibt, dann effektiver genutzt werden: Ballzirkulation kann nur die Vorbereitung einer schnellen Aktion sein und nicht ein ewiges Kreiseln, zumal gegen Gegner wie Leipzig oder zuvor Frankfurt, die aggressiv attackieren. Der von Kramer angesprochene Mut bedeutet in Kombination mit Ballbesitz: Echte Dominanz, eine Dominanz, die den Gegner beeindruckt, ihn zu Fehlern zwingt, ihn wirklich unter Druck setzt. Das hat auch mit Selbstvertrauen zu tun: Wie sehr glaube ich an mein Spiel?

"Wir müssen einfach mal die Dinger machen", befand Kramer. Er meinte jene Szenen, in denen es die Borussen in den drei verlorenen Spielen der Rückrunde immer wieder schafften, den Weg zum Tor frei zu machen. Weswegen Kramer feststellte, "und da lasse ich keine zweite Meinung zu", dass "wir in allen Spielen genug getan haben, um zu gewinnen". Doch dann fehlte den Spielern, die "schon gezeigt haben, dass sie kaltschnäuzig sind", eben diese Eigenschaft vor dem Tor. Und, das weiß Kramer, "Fußball ist nun mal ein Ergebnissport". Wenn das Ergebnis nicht stimmt, ist in der Tendenz alles schlecht, ebenso wie im Erfolgsfall in der Tendenz alles gut ist.

Die Gladbacher sind dabei, die Grundfrage dieser Achterbahn-Saison zu beantworten: Wohin geht es, Borussia? Wird das Team stabil und legt die Serie hin, die nach Europa führt? Oder schlägt das Pendel in die andere Richtung aus? Derzeit befürchten viele Fans, dass Letzteres passieren könnte. Die Mannschaft und Trainer Hecking sind dafür verantwortlich, weil die Gladbacher aus dem "Ja, aber"-Kreis nicht hinauskommen. Es sind Details, die nicht passen, doch wenn das in Serie passiert, ist es ein Problem. Wie es sich anfühlt, etwas zu verlieren oder zu verpassen, das haben die Borussen in der vergangenen Saison in dreifacher Ausführung erlebt. Eine Wiederholung ist ganz sicher unerwünscht.

Was helfen kann: "Wir dürfen jetzt nicht alles anzweifeln, sondern müssen weiter hart arbeiten, dann kommt der Erfolg wieder", sagte Kramer. Er will das nicht als Phrase verstanden wissen, sondern als konstruktiven Lösungsansatz. Doch er weiß, dass in solchen Phasen alles nach Ausreden klingt. Das einzige Argument ist Erfolg. Kramer gehört zu den Führungsspielern im Team, die nun Verantwortung übernehmen müssen. Es gilt, die Mannschaft einzuschwören auf die nächsten Partien, allen Beteiligten klar zu machen, dass Borussia am Scheideweg ist. Gegen das Wort "Krise" wehren sich die Borussen, doch eigentlich ist egal, wie der aktuelle Zustand beschrieben wird: Wer zu selten gewinnt (zwei von acht Spielen zuletzt), hat ein Problem. Mit mehr Mut, mehr Selbstvertrauen und mehr Effizienz kann das Problem gelöst werden, glaubt Kramer. Dass Borussia gut genug ist, es zu schaffen, setzt er voraus. Was zu beweisen wäre. Am Ende wird der Ertrag die Qualität definieren.

(kk)
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