Borussia Mönchengladbach Heimeroths fließender Übergang

Mönchengladbach · Der Torwart geht in seine zwölfte Saison in Gladbach und soll in die Rolle des Vermittlers zwischen Mannschaft und Klub schlüpfen.

 Heimeroth im Zeitraffer: Hier 2006 in seinen ersten Borussia-Tagen . . .

Heimeroth im Zeitraffer: Hier 2006 in seinen ersten Borussia-Tagen . . .

Foto: Wiechmann Dieter

Wenn ein Blumenstrauß fehlt, hat das mitunter den gleichen Nachrichtenwert wie eine Pressemitteilung. Am letzten Spieltag gegen den SV Darmstadt wurden Mo Dahoud und Andreas Christensen im Borussia-Park offiziell verabschiedet. Christofer Heimeroth hingegen posierte nicht mit der Vereinsführung für die Fotografen, obwohl sein Vertrag Ende Juni ausgelaufen wäre. Gestern kam dann die Bestätigung dessen, was längst ein offenes Geheimnis gewesen war: Heimeroth hängt noch ein Jahr dran, Borussia hat den Vertrag des Ersatztorwarts bis 2018 verlängert. Er geht in seine zwölfte Saison in Gladbach.

Anfang des Jahres hatte es noch geheißen, dass Heimeroth im Sommer seine Karriere beenden und einen Job als Torwarttrainer im Jugendbereich übernehmen werde. Doch Borussia und ihr dienstältester Profi haben umgeplant. "Zunächst wird er noch unserem Torhüterteam um Yann Sommer, Tobias Sippel und Moritz Nicolas angehören. Auf absehbare Zeit wollen wir mit ihm aber eine Position im Teammanagement neu besetzen, weil Steffen Korell mit seinen Aufgaben als Chefscout und bei der Kaderplanung mehr als ausgelastet ist", sagte Sportdirektor Max Eberl.

Dass Heimeroth so eine Stelle zusagen könnte, hat er vor anderthalb Jahren im Interview mit unserer Redaktion angedeutet. "Ich fände es auch interessant, in die administrative Ebene zu gehen. Sponsoring, Marketing, so etwas", sagte er. Hinter "so etwas" stecken in Zukunft Aufgaben wie die Auswahl von Teamhotels oder Trainingslager-Standorten. Als der Verein vor Jahren beispielsweise in die USA fliegen wollte und kurzfristig absagte, beruhte die Entscheidung auf Korells Eindrücken vor Ort. In die Rolle des Vermittlers zwischen Mannschaft, Management und Marketing soll Heimeroth ab Beginn des kommenden Jahres langsam schlüpfen.

Schon seit geraumer Zeit pflegt der 35-Jährige nur noch eine Trainings- und Testspiel-Karriere. Sein letztes Pflichtspiel machte er am 6. Dezember 2012. Das 3:0 bei Fenerbahce Istanbul war ein würdiger Schlusspunkt, der damals so nicht zu benennen war. Und wer weiß, vielleicht hat Borussia ihre sportlichen Belange am 34. Spieltag der kommenden Saison schon geklärt, so dass Heimeroth noch einen Abschiedseinsatz bekommt.

79-mal ist er für Borussia aufgelaufen, war in der Aufstiegssaison 2007/08 Stammtorwart, zu Beginn der Saison 2008/09 und noch einmal 2010/11, als Michael Frontzeck ihn für Logan Bailly ins Tor stellte. Dann übernahm Lucien Favre, und Heimeroth durfte neben dem Spiel in Istanbul nur ein paar Minuten beim 0:5 in Dortmund ran, weil sich Marc-André ter Stegen verletzt hatte. Da Borussias Torhüter scheinbar als einzige nicht vom Verletzungspech verfolgt werden, blieb Heimeroth in der abgelaufenen Saison lediglich einmal ein Platz auf der Bank, im DFB-Pokalspiel in Drochtersen. Dreimal half er bei der U 23 aus. "Nicht zu spielen und trotzdem immer motiviert zu sein und auch innerhalb der Mannschaft etwas zu sagen zu haben, das muss sich entwickeln. Denn normalerweise hat ja einer, der immer spielt, mehr zu sagen als einer, der hinten dran ist", sagte Heimeroth, dessen Platz im Mannschaftsrat seine Bedeutung als Persönlichkeit unterstreicht.

Die Personalie Heimeroth ist eine von mehreren Umstrukturierungen, die geplant sind. Manager Eberl hatte bei "Radio 90,1" bereits angedeutet, den medizinischen Bereich erweitern zu wollen. "Es gibt für uns schon Fragen, die offen sind. Das heißt nicht, dass wir eine schlechte Qualität haben. Aber es gibt gewisse Abläufe, die wir verbessern müssen. Wir sind dieses Jahr im Grunde den ganzen Verletzungen hinterher gelaufen und konnten eigentlich wenig vorbereiten", sagte er. Auch ein spezieller Trainer soll kommen. "Talente wie Bénes, Doucouré, Ndenge, Simakala müssen separat geführt werden. Und da überlegen wir, ob wir einen Trainer hinzunehmen, der sich speziell um die jungen Talente kümmert", sagte Eberl. Immerhin hat Borussia inzwischen Profis unter Vertrag, die in der Grundschule waren, als Heimeroth 2006 vom FC Schalke kam.

(RP)
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