Borussia Mönchengladbach Heimeroths Doppeljob mit Sport- und Aktentasche

Mönchengladbach · Es gibt eine Satire von Stanley Kubrick, "Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben", in der spielt Peter Sellers gleich drei Rollen. Ganz so arg ist es bei Christofer Heimeroth nicht, doch er hat neuerdings bei Borussia einen Doppeljob: Er ist zugleich Torhüter und Teammanager.

Christofer Heimeroth bei der Ankunft im Trainingslager.

Christofer Heimeroth bei der Ankunft im Trainingslager.

Foto: Dirk Päffgen

Man könnte aufgrund seiner Mitgliedschaft im Mannschaftsrat eine dritte Funktion als Gewerkschafter konstruieren, doch definieren wir diesen Posten mal als Teil seines Spieler-Daseins.

In der Sommerpause teilte Borussia mit, dass der 35-Jährige künftig Steffen Korell als Teammanager unterstützen werde, er solle reinwachsen in den Job. Nun ist er schon mitten drin. So sieht man den langen Westfalen öfter mal in ziviler Kluft und mit einer Aktentasche umherlaufen im Borussia-Park und auch jetzt im Trainingslager am Tegernsee. Die Tage dort sind eine Art Reifeprüfung für ihn, denn Korell, der bislang Chefscout und Teammanager in einem war, ist nicht dabei in Rottach-Egern.

Derzeit ist es ein steter Rollentausch: Um 8.30 Uhr ist der Teammanager morgens im Büro, dann gibt es erste Besprechungen, dann geht der Torwart Heimeroth in die Kabine, macht sich fertig fürs Training, fliegt auf dem Platz Bällen hinterher, dann geht der Bürojob weiter. "Es ist arbeitsintensiv, aber es macht viel Spaß", sagt Heimeroth, der sich als Mannschaftsrat-Mitglied schon länger mitkümmert um die Belange des Teams.

Vor 17 Jahren begann seine Profi-Laufbahn, nun hat er den sachten Ausstieg gewählt. Er ist Stand-by-Tormann und gehört als solcher offiziell zum Kader, er trainiert daher noch voll mit, doch zwischen den Einheiten regelt er die rund ums Team anstehenden Dinge. Dabei wird er unterstützt von Sören Lühr von der Agentur "Match IQ", mit der zusammen Borussia das Trainingslager organisiert hat. Zimmertechnisch ist Heimeroth indes noch eindeutig Spieler, wie üblich hat er eine Wohngemeinschaft mit Tony Jantschke. Die Zimmerliste hat er mit Korell erarbeitet, er hat sich also quasi selbst eingeteilt: "Zimmer XY: Tony und ich."

Vieles hat er als Spieler schon kennengelernt, doch der Seitenwechsel beinhaltet den Blick hinter die Kulissen. Da sind durchaus ein paar Aha-Effekte bei. "Viele Sachen, die im Hintergrund laufen, macht man sich als Spieler gar nicht so bewusst", gesteht Heimeroth. Er ist nun dafür verantwortlich, dass die Rädchen ineinandergreifen - am Flughafen bei der Anreise, im Hotel, in der Tagesplanung.

Borussia Mönchengladbach bolzt Kondition
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Schon oft hat Heimeroth sich gesagt: Das ist mein letztes Trainingslager. "Jetzt wird es wohl so sein", sagt er. Doch faktisch wird es danach weitergehen für den Mann, der dank des Anschlussvertrages auf dem Weg ist, ewiger Borusse zu werden: Im nächsten Sommertrainingslager jedoch wird er sicher keine Doppelrolle mehr haben. Der Plan ist: Ab Januar fällt das Torwart-Dasein weg und er ist nur noch Teammanager. Der nächste Schritt dorthin steht bald an: Heimeroth bekommt sein erstes Diensttelefon.

(kk)
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