Cuisance und Oxford in der Startelf Bittere Erfahrung für Borussias starke Teenager

Mönchengladbach · Michael Cuisance darf im DFB-Pokalspiel von Borussia Mönchengladbach auf Raffaels Position ran. Er macht es ordentlich, aber am Ende steht das Aus.

In einem hitzigen Pokalspiel gerät Michael Cuisance mit Dominik Kohr aneinander.

In einem hitzigen Pokalspiel gerät Michael Cuisance mit Dominik Kohr aneinander.

Foto: rtr, mb

Raffael war in Zivil da. Kurz bevor sich seine Kollegen im Spielertunnel formierten, um einzulaufen für das DFB-Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen, ging der "Maestro" nochmal zum Team. Gute Wünsche für den Abend gab er den anderen mit, dann entschwand er wieder in Richtung Tribüne. Von dort sah er das 0:1 gegen die Werkself. Mitwirken konnte er nicht, die schmerzende Wade hinderte ihn daran.

Der, der an diesem Abend Raffael ersetzte, war nicht der eigentliche "Kronprinz" Thorgan Hazard. Der Belgier bildete mit Patrick Herrmann das Flügelduo. Den Job neben Lars Stindl im Zentrum der Offensive bekam der jüngste Borusse: Michael Cuisance, der hochbegabte Franzose. Ein paar Mal schon hatte er auf der vorderen Position zeitweise agiert. Erstmals durfte er nun von Beginn an der "Neuneinhalber" sein. 14 Jahre jünger ist Cuisance als Raffael, und so trug er dazu bei, dass die Gladbacher Startelf mit 24,7 Jahren die jüngste war im DFB-Pokal seit 26 Jahren.

Trainer Dieter Hecking nutzt angesichts der vielen Ausfälle die Polyvalenz auch der jungen Spieler. Beim 3:1 gegen den Hamburger SV hatte Cuisance noch neben Reece Oxford auf der Sechs gespielt. Oxford bekam nun einen neuen Nebenmann: Denis Zakaria, der gegen den HSV gesperrt war. Das Duo hatte so noch nicht zusammengespielt, machte den Job aber gut. Beide waren engagiert in den Zweikämpfen und konzentriert in taktischen Fragen. Beim 1:5 gegen Bayer in der Liga war die Variante mit Zakaria und Cuisance allzu offen gewesen.

Cuisance, im Sommer für 250.000 Euro von der AS Nancy gekommen, spielte nun in einem rotationsfreudigen Angriffsgebilde, in dem jeder überall auftauchen konnte. Cuisance war als Mann für die überraschenden Momente dabei, mal mit einem Diagonalpass auf Hazard, mal mit einem Außenrist-Chip auf Patrick Herrmann. Der hatte nach 21 Minuten auch die größte Chance, als Cuisance und Stindl ihn freispielten. Doch Bernd Leno hielt.

Hecking hatte ein Angriffsmodell mit viel Speed kreiert. Gleichwohl war es ärgerlich, dass Raffael nicht konnte, hatte er sich doch mit dem Doppelpack gegen den HSV quasi warmgeschossen für das Pokalspiel. Cuisance spielte mit dem üblichen Mut, der immer auch risikoreich ist. So ging auch mal ein Dribbling daneben, in der 34. Minute verfehlte sein Schussversuch deutlich das Tor. Doch er probierte etwas, auch mal Unkonventionelles. Das macht ihn aus. "Es ist unglaublich, welchen Aufwand Mika betreibt", sagte Stindl über den jungen Franzosen. "Er kreiert sehr viele gefährliche Situationen. Schade, dass das nicht belohnt wurde. Aber auch das ist eine Erfahrung für ihn."

Auch vom Trainer gab es Lob. "Unsere Jungen muss ich wieder hervorheben. Was die drei da im zentralen Mittelfeld gespielt haben, war sehr gut, besonders von Mika Cuisance. Wie er den Gegner immer wieder unter Druck gesetzt und ihn zu Fehlern gezwungen hat, das hat unterstrichen, warum wir diesen Weg mit den jungen Spieler weitergehen wollen", sagte Hecking.

Borussia war mit der neuformierten Offensive im Chancenplus. Dazu trug Cuisance mit seinem Linksschuss in der 48. Minute bei, den Leno abwehrte. Gleiches tat der Nationalkeeper, als Hazard vor ihm auftauchte (51.), sechs Minuten später wurde Stindls Schuss gerade noch abgefälscht. Die Präzision fehlte im Abschluss, das war schon im Ligaspiel das Problem gewesen. Dieses Mal jedoch verlor Borussia nicht die defensive Stabilität. Dennoch erhöhte sie mehr und mehr den Druck auf das Tor des Gegners. Die vielen jungen Männer spielten richtig erwachsen.

Aber es gab immer wieder Momente, in denen offensichtlich ein wenig mehr Erfahrung geholfen hätte, Erfahrung, die ein Raffael hat. Zuweilen wäre die einfache Lösung die bessere gewesen. Und dann gab es den einen defensiven Fehler, auf den Bayer gewartet hatte: Der Ball rutschte Oxford durch, Leon Bailley hatte allen nötigen Raum und zeigte den Borussen, was Effektivität ist, indem er trocken zum 1:0 traf (70.). Was einer wie Cuisance in einem solchen Spiel lernt: Das schöne Spiel macht nur Spaß, wenn man gewinnt. Ansonsten ist es Ästhetizismus, Schönheit um ihrer selbst willen. So ist die Erfahrung, unverdient zu verlieren, bitter. Der Pokaltraum ist vorbei. Eine Halbserie, die für Cuisance so gut gelaufen ist mit viel mehr Einsatzzeit als erwartet, endet traurig für den Teenager.

(kk)
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