Borussia Mönchengladbach "Es waren zehn von elf, die nicht mitgemacht haben"

Als das traurige Geschehen vorüber war, wurde Matthias Ginter getröstet. Der eine oder andere Dortmunder klopfte dem Neu-Mönchengladbacher, der in der vergangenen Saison noch ein Teamkamerad war, auf die Schulter. 1:6 hatte Ginter mit seinen Gladbachern beim BVB verloren, den Abend hatte er sich völlig anders vorgestellt.

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Foto: Dirk Päffgen

Doch auch er konnte sich nicht wie erhofft gegen das, was geschah, stemmen, sondern ging mit den Kollegen unter. Danach sprach Ginter über die Gründe für die Niederlage und sagte, wie man mit dem Schockerlebnis umgehen muss.

Herr Ginter, es war für Sie eine bittere Rückkehr nach Dortmund.

Ginter Absolut. Wir haben nichts von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Wir wollten hinten sicher stehen — das haben wir nicht geschafft. Wir wollten selbst Ballbesitzphasen haben — auch das haben wir nicht geschafft, sondern hatten immer wieder Ballverluste. Und wir wollten Konter setzen und haben es auch geschafft — aber wir haben es nicht geschafft, die Chancen zu nutzen. So kommt dann so ein Ergebnis zustande.

Das Kuriose ist: Es gab trotz der schlechten Leistung sehr gute Chancen, das Ergebnis ganz anders zu gestalten. Das macht es doppelt bitter, oder?

Ginter Unsere erste 100-prozentige Chance war ja sogar beim Stand von 0:0, da sind wir allein auf den Torwart zugelaufen und hätten in Führung gehen können. Aber im Großen und Ganzen war sowohl das Verwerten der Chancen als auch das Verhindern von Chancen nicht so, dass wir etwas mitnehmen konnten.

Sie selbst hatten durchaus den Anspruch, die Dortmunder zu ärgern. Das ist misslungen.

Ginter Es geht ja nicht um mich. Ich bin ein Spieler von Gladbach und wollte als solcher wie alle anderen auch etwas mitnehmen aus Dortmund. Es wäre auch möglich gewesen meiner Meinung nach, denn wir haben ja gesehen, dass wir auch zu Chancen gekommen sind. Wir hatten fünf, sechs — aber man muss eben auch die eine oder andere nutzen. Allerdings hätten wir auch mehr als die sechs Tore bekommen können. Sowohl vorne als auch hinten als auch generell haben wir Tobi Sippel im Stich gelassen.

Wie sehr nagt so eine Niederlage am Selbstvertrauen?

Ginter Wir werden das Spiel natürlich nochmal ansprechen, aber dann geht es auch weiter. Wir haben am Samstag ein wichtiges Heimspiel gegen Hannover, das wir unbedingt gewinnen wollen. Wir versuchen daher, das Spiel in Dortmund so schnell wie möglich abzuhaken. Leider erlebt man als Fußballer solche Abende.

Dieter Hecking hat nach dem Abpfiff das Team in der Kabine versammelt — was hat er gesagt?

Ginter Die Stimmung war nach dem 1:6 natürlich nicht so prickelnd. Er hat uns gesagt, dass wir fraglos verdient verloren haben, aber auch, dass wir uns wieder aufrappeln müssen. Wir müssen in den verschiedenen Mannschaftsteilen einfach kompakt stehen. Und wir müssen in die Zweikämpfe kommen. Das ist uns in Dortmund nicht gelungen.

Hat der Mut gefehlt? Verwunderlich war das schon, schließlich war der Auftritt in Leipzig ein ganz anderer. Wie kann das sein?

Ginter Es ist schwer zu sagen. Wir wissen ja, dass wir es können. Die Englische Woche darf natürlich keine Entschuldigung sein. Wir müssen einfach komplett anders auftreten. Das werden wir sicherlich intern nochmal ansprechen.

Woran liegt es, dass die Leistungen so schwankend sind?

Ginter Wir hatten mit dem Heimspiel gegen Frankfurt und jetzt in Dortmund zwei Ausreißer nach unten. Ansonsten haben wir schon unsere Leistungen gezeigt. Entscheidend ist, dass wir den Plan, den wir uns erarbeiten, auch durchziehen. Dann wäre auch heute etwas möglich gewesen — wenn wir aggressiver in die Zweikämpfe gekommen wären, kompakt gestanden und unsere Chancen genutzt hätten. Wenn man das nicht macht, kann es sein, dass sich Dortmund in einen Rausch spielt. Dann ist es für jede Mannschaft schwer.

Sie sagen gegen Dortmund und Frankfurt waren es Ausreißer — es ist ein Drittel der Spiele. Wie bewerten Sie den Start?

Ginter Mittelmäßig. Wir stehen ja auch in der Tabelle momentan im Mittelmaß. Wir hatten zwei schwierige Auswärtsspiele in Leipzig und Dortmund, zu Hause haben wir zweimal kein Gegentor bekommen, da haben wir dann auch ein anderes Gesicht gezeigt.

Wie dick wird der Hals, wenn man merkt, dass ein Spiel so läuft wie in Dortmund?

Ginter Es wird sicherlich ein bis zwei Tage dauern, das zu verarbeiten für uns als Team. Es geht nicht um jeden Einzelnen, jeder hat sich aufgeregt. Als Leistungssportler will man immer das Beste bringen. Das haben wir in Dortmund nicht gemacht.

Wenn einer oder zwei nicht mitmachen, ist ein Plan schwer umzusetzen?

Ginter Es war nicht einer, sondern zehn von elf, die nicht mitgemacht haben, unseren Plan umzusetzen. Nur den Torwart würde ich rausnehmen. Wenn zehn von elf nicht mitmachen, wird es natürlich schwierig. Wir müssen jetzt die Köpfe wieder hochnehmen bis zum Spiel gegen Hannover.

(kk)
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