Testspiel in Amsterdam Auf diese vier R kam es bei Borussia an

Amsterdam · Rekonvaleszenten, Reserve, Rhythmus, Reinschnuppern - Spiele wie das am Dienstagabend gegen Ajax Amsterdam sollen bei Borussia ganz verschiedene Zwecke erfüllen. Für Co-Trainer Dirk Bremser ist das trotz der Niederlage gelungen.

 Vincenzo Grifo traf in Amsterdam zum zwischenzeitlichen 1:1.

Vincenzo Grifo traf in Amsterdam zum zwischenzeitlichen 1:1.

Foto: Imago (Archiv)

Raúl Bobadilla ließ ausrichten, dass er nichts zu sagen habe nach seinem Comeback. Und somit erklang am Dienstagabend in Amsterdam nicht seine Stimme, sondern nur der linke Pfosten des Ajax-Tores. Gegen den hatte Bobadilla in der 57. Minute, nachdem er zur zweiten Halbzeit reingekommen war, den Ball geschossen. Von dort fand er den Weg zu Vincenzo Grifo, der zum zwischenzeitlichen 1:1 traf. Am Ende erzielte Kasper Dolberg doch noch den Siegtreffer für Ajax, nachdem Reece Oxford in der Anfangsphase ein Eigentor unterlaufen war.

"Grundsätzlich verliert man nie gerne, aber das Spiel hat schon seine verschiedenen Zwecke erfüllt. Ajax war letztes Jahr noch im Europa-League-Finale, ist ein gutes Team und hat es auch sehr ernst genommen, weil sie diese Saison nicht international vertreten sind", fasste Co-Trainer Dirk Bremser zusammen. In Amsterdam vertrat er Dieter Hecking. Der Chefcoach hatte am Nachmittag gemeinsam mit den Stammspielern die Vorbereitung auf das Spiel gegen den FC Bayern aufgenommen.

Unterdessen standen in Amsterdam wie bei jedem der Testspiele während der Saison die vier R im Mittelpunkt: Rekonvaleszenten, Reserve, Rhythmus, Reinschnuppern. Zur ersten Kategorie zählte Bobadilla gemeinsam mit Josip Drmic, der in den ersten 45 Minuten zum Einsatz kam und früh die beste Chance des Abends vergab. Der Schweizer ist, obwohl er sieben Monate fehlte, momentan einen Schritt weiter als Bobadilla, der erstmals nach 52 Tagen wieder das Borussia-Trikot tragen konnte. Eine Schambeinreizung hatte den Paraguayer lange zum Zuschauen gezwungen.

"Man hat gesehen, dass Boba seine Minuten braucht, 45 hat er bekommen", sagte Bremser. "Er ist wieder voll im Training drin. Da muss er jetzt weiter an Sicherheit dazugewinnen und auch läuferisch an sich arbeiten, um über längere Distanzen spielen zu können. Ob er schon wieder eine Alternative für den Kader darstellt, werden wir am Ende der Woche sehen." Die Tendenz geht dahin, dass Bobadilla erst am 3. Dezember auswärts beim VfL Wolfsburg wieder ein Thema ist. Und da Julio Villalba - einer aus der Kategorie R wie Reserve - in Amsterdam ungewohnt unauffällig blieb, dürfte Drmic den Mittelstürmer-Platz im Kader gegen die Bayern sicher haben.

Der Jüngste aus der Kategorie R wie Reinschnuppern durfte sich erst freuen, seinem großen Traum einen Schritt näher zu kommen. Louis Beyer ist 17 Jahre alt und zählt zum jüngeren Jahrgang in der U19. Doch dann humpelte er nach nicht einmal einer halben Stunde, die er als Rechtsverteidiger gespielt hatte, vom Rasen. "Das ist sehr bitter", sagte Bremser. "Louis ist eines unserer Top-Talente. Wir müssen erstmal gucken, was er hat. Er hat das Knie überstreckt. Es könnte etwas im Bereich der Kniescheibe und der Patellasehne sein, da hatte er zuletzt schon eine Verletzung. Er ist ein guter Junge, der eine gute Zukunft vor sich hat." Immerhin der letzte Satz des Hecking-Assistenten dürfte Beyer freuen, der mit gemeinsam mit Justin Hoffmanns ein Außenverteidiger-Duo aus dem Kreis Viersen bildete: Beyer kommt aus Kempen, Hoffmanns ist dort geboren und begann in Grefrath mit dem Fußballspielen.

Bleibt noch das vierte R, das für die steht, die schon regelmäßig zum Einsatz kommen in der Bundesliga, sich aber noch mehr erhoffen und ihren Rhythmus suchen. "Das betrifft Patrick Herrmann genauso wie Vincenzo Grifo. Die Jungs sollen im Spielfluss bleiben", sagte Bremser. "Auch Michael Cuisance hatte schon seine Einsätze. Solche Spiele müssen sie nehmen, um sich weiter zu empfehlen." Das gelang in Amsterdam höchstens Grifo. "Vince war an den gefährlichen Aktionen beteiligt. Nach vorne hat er absolut seine Klasse wieder aufblitzen lassen", sagte Bremser.

Grifo hatte sich im Frühjahr mit der Aussicht auf Europa gegen den SC Freiburg und für Borussia entschieden. Am Dienstag wurde er mit ein wenig internationalem Flair entschädigt. "Geiles Stadion, geiler Platz, geiler Gegner", fasste der Italiener knapp zusammen. "Ich hatte noch nie hier gespielt. So etwas tut allen gut, die vielleicht noch nicht so viel zum Einsatz gekommen sind in dieser Saison." Nachdem er gegen Hoffenheim und Mainz zweimal begonnen hatte, saß Grifo in Berlin wieder auf der Bank und kam erst in der 88. Minute. Darf der 24-Jährige seinen Stil am Samstag gegen Bayern wieder einbringen? "Ich denke, jeder weiß mittlerweile, dass ich ein lebensfroher Mensch bin und Spaß auf dem Platz habe", sagte er und schob sofort hinterher: "Aber gegen Bayern gilt das sicherlich für jeden."

(jaso)
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