Allan Simonsen wird 65 Borussias kleiner Mann ganz groß

Mönchengladbach · Allan Simonsen wurde in seiner Zeit bei Borussia "Europas Fußballer des Jahres". Für 1,3 Millionen Mark ging er zum FC Barcelona. Was er heute wohl kosten würde? Am Freitag wird der Däne 65 Jahre alt.

 Kein ausländischer Spieler schoss mehr Tore für Gladbach als Allan Simonsen.

Kein ausländischer Spieler schoss mehr Tore für Gladbach als Allan Simonsen.

Foto: Imago

Es war der 23. Mai 1979, als Allan Simonsen Borussia sein Abschiedsgeschenk machte. 17 Minuten waren im Rückspiel des Uefa-Cup-Finales gegen Roter Stern Belgrad gespielt, als der Däne, dem wahlweise die Attribute "klein", "günstig" oder "winzig" zugewiesen wurden, Verantwortung übernahm: Simonsen, der am Freitag 65 Jahre alt wird, holte einen Strafstoß heraus und verwandelte selbst. Sein Tor blieb das einzige und Borussia holte (nach dem 1:1 im Hinspiel) zum zweiten Mal den Uefa-Cup. Simonsen war der Vater des Triumphs. Danach ging er nach sechseinhalb Jahren in Gladbach zum FC Barcelona.

Wenn der Name Netzer für die ersten wundervollen Jahre Borussias steht, dann ist die zweite Hälfte der goldenen 70er eng mit Simonsen verwoben: Der flinke, nimmermüde Dribbler hatte alles, was Borussias Konterstil verlangte. Und: "Erstaunlich ist, wie kräftig er mit seinen dünnen Beinchen schießen kann. Simonsen ist für Borussia unentbehrlich", schrieb die Rheinische Post. Simonsen, der mit Jupp Heynckes und jüngst verstorbenen Henning Jensen einen Traumsturm bildete, gewann mit Borussia drei Meistertitel, den DFB-Pokal und zweimal den Uefa-Cup. 1975 war er mit zwei Toren ein Hauptdarsteller beim 5:1 in Enschede.

Simonsen (Foto: Imago) wurde 1977 Europas "Fußballer des Jahres" — mit drei Stimmen vor dem Engländer Kevin Keegan. Dabei hatte sich Keegan mit dem FC Liverpool im Endspiel um den Landesmeisterpokal gegen Simonsen und die Borussen durchgesetzt. Simonsen hatte auch in Rom getroffen und mit seinem 1:1 die Hoffnung der Gladbacher auf den ganz großen Triumph genährt, doch am Ende waren die "Reds" besser.

Dass Simonsen, der im Dezember 1972 von Vejle BK kam und auf dem Begrüßungsfoto unter der Klub-Raute am Vereinsheim wirkte wie ein Sextaner, 178 Liga-Spiele für Borussia machen und mit 76 Treffern Platz sechs in der ewigen Torjägerliste einnehmen würde, war nicht abzusehen. Zunächst hatte er sich für den Hamburger SV entschieden. Dann wurde Simonsen doch Borusse.

Aber so schnell er war - einen Blitzstart legte er nicht hin: 17 Spiele in den ersten beiden Jahren, nur zwei Tore: 1974 bot Hennes Weisweiler den vermeintlichen Fehlgriff für 180.000 Mark feil. Es gab keine Interessenten. Jene, die nicht zugriffen als Simonsen auf dem Markt war, dürften sich im Nachhinein geärgert haben. Zugleich bewahrten sie aber Meistertrainer Weisweiler vor seiner vielleicht größten Fehleinschätzung. Die Saison 1974/75 war dann "mein Durchbruch, von da an ging es aufwärts", sagte Simonsen mal.

Er ist immer klein geblieben mit seinen 1,65 Metern (58 Kilogramm). Doch als er Gladbach mit seinem Elfmeter zum zweiten Uefa-Cup-Triumph schoss, war er längst zum ganz Großen gereift. 1,3 Millionen Mark zahlte der FC Barcelona für ihn — man kann sich ausmalen, was einer wie er heute kosten würde, 70 bis 80 Millionen Euro vermutlich.

Vier Jahre spielte er bei "Barca", später auch unter seinem früheren Gladbach-Trainer Udo Lattek, wechselte zu Charlton Athletic in England, um dann bei seinem Heimatklub Vejle seine Karriere ausklingen zu lassen. Er war auch Trainer dort und Nationalcoach der Färöer-Inseln und Luxemburgs. Von 2011 bis 2013 arbeitete er als Sportdirektor beim dänischen Zweitligisten FC Fredericia. Auch 38 Jahre, nachdem er Gladbach verlassen hat, ist ihm Borussia nach wie eine Herzensangelegenheit. Immer wieder schaut er sich Spiele im Borussia-Park an. "Es war eine fantastische Zeit damals, und wir hatten eine tolle Mannschaft", sagte er zuletzt.

(kk)
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