1:5 trotz Führung Borussia geht bei den Bayern unter

München · Borussia Mönchengladbach erwischt beim FC Bayern einen optimalen Start, taucht nach dem frühen 1:0 aber kaum noch vor dem Tor auf. Mit scheinbar großer Leichtigkeit drehen die Bayern das Spiel.

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Die Ergebnisse des Nachmittages hatten Borussia in eine Alles-oder-nichts-Situation gebracht: Entweder drei (bei einem Sieg), fünf (bei einem Remis) oder sechs Punkte (bei einer Niederlage) würde der Rückstand auf Europa nach dem Spiel beim FC Bayern betragen — nicht nur auf die Option mit bis zu drei Qualifikationsrunden, sondern auf das direkte Ticket. 1899 Hoffenheim hatte gegen den Hamburger SV gewonnen, Eintracht Frankfurt deutlich bei Bayer Leverkusen verloren, erst am Sonntag ist RB Leipzig bei Werder Bremen zu Gast.

Entsprechend weit auseinander gingen vorab die Vorhersagen der Borussia-Fans, von denen 8000 in der Allianz-Arena zu Gast waren. Die einen witterten eine Chance gegen den frischgebackenen Meister und Halbfinal-Teilnehmer in der Champions League, die anderen befürchteten angesichts der enorm schwachen Gladbacher Rückrunde eine deutliche Pleite. Die Pessimismus-Fraktion sollte Recht behalten: Borussia verlor 1:5 gegen die Bayern, obwohl Josip Drmic mit seinem Tor in der neunten Minuten für einen optimalen Start gesorgt hatte. Zweimal Sandro Wagner sowie je einmal Thiago, David Alaba und Robert Lewandowski sorgten für einen verdienten Münchner Sieg. Gladbach bleibt zwar Achter, mit sechs Punkten ist der Abstand zu Platz sieben so groß wie nie in dieser Saison — und das vier Spieltage vor dem Ende.

Sieben Neue in Bayerns Startelf

Dass Jupp Heynckes seine Bayern nach dem Weiterkommen in der Königsklasse gegen den FC Sevilla auf einigen Positionen verändern würde, war klar gewesen. Sieben neue Feldspieler wurden es am Ende. Neben Torwart Sven Ulreich blieben nur Mats Hummels, Joshua Kimmich und Thomas Müller in der Startelf. Borussias Trainer Dieter Hecking hatte beim alten und neuen Meister nicht so viele Optionen: Wie erwartet lief die Viererkette der zweiten Hälfte des Hertha-Spiels auf, Jonas Hofmann ersetzte rechts im Mittelfeld den verletzten Patrick Herrmann und vorne spielte Josip Drmic für den gelbgesperrten Lars Stindl. Oscar Wendt führte die Mannschaft erstmals in dieser Saison als Kapitän aufs Feld.

Borussia setzte zu Beginn den vielfach formulierten Plan um, sich nicht nur hinten reinstellen zu wollen. Erst in der fünften Minute hatten die Bayern ihre erste längere Ballbesitzphase. Schon in der neunten lag der Ball im Tor — und zwar in dem der Gastgeber. Nico Elvedi gewann ein Kopfballduell, Hofmann schickte Drmic auf die Reise und der ließ Niklas Süle mit einer selten gesehenen Leichtigkeit aussteigen. Ulreich war chancenlos bei seinem Schlenzer mit links aus halbrechter Position. Anschließend ließ nur Thorgan Hazard mit einem abgeblockten Schuss offensiv noch etwas aufblitzen, von Minute zu Minute drängten die Münchner die Gladbacher mehr hinten rein. Für unmittelbare Gefahr sorgte in der ersten halben Stunde aber nur Müller, der sich streckte nach Thiagos feinem Zuspiel und den Ball knapp links vorbeisetzte. Ein Befreiungsschlag Jannik Vestergaards war zuvor wie ein Bumerang zurückgekommen. Später landete ein Müller-Kopfball auf dem Tornetz.

Würde Borussia es dennoch mit der Führung in die Pause schaffen? In der 37. Minute beantwortete Wagner die Frage: nein. Süle steckte mit dem Außenrist durch auf Müller, der nur noch querlegen musste. In der Mitte erledigte Wagner den Rest. Würde es wenigstens für ein Remis zur Pause reichen? Wieder sagte Wagner: nein. Und diesmal stellte sich Borussia komplett dilettantisch an. Der Reihe nach: Kimmich konnte Wendt im Sitzen ausspielen, Hofmann bekam den Ball nicht aus dem eigenen Strafraum geklärt und am Ende sah Sommer schlecht aus bei Wagners Kopfball nach einer Mischung aus Flanke und Kerze, wieder von Müller. Mit einem 1:2 ging es für Borussia in die Kabine, Drmics Schuss zur zwischenzeitlichen Führung schien inzwischen so weit weg, als habe er sich in einem anderen Spiel zugetragen. "Angst frisst Führung auf" war die Überschrift der ersten Hälfte.

Hecking wechselte nicht. Bei den Bayern brachte Heynckes von seiner Luxus-Bank James Rodriguez für Müller — Schonung für den Weltmeister, fast schon eine Drohung für Borussia. James sorgte dann auch in der 53. Minute für Aufsehen mit einem Pfostenschuss, doch da hatte Thiago bereits für das 3:1 gesorgt. Sommer konnte Wagners dritten Treffer noch verhindern, doch im Nachschuss traf der Spanier. In der Folge gelang es Gladbach nicht, den Eindruck zu erwecken, dass noch etwas gehen könnte. Nach einer guten Stunde stand ein Elfmeter für die Münchner zur Debatte, Schiedsrichter Robert Kampka entschied sich nach Rücksprache mit dem Video-Assistenten aber gegen einen Strafstoß. Juan Bernat war zu Boden gegangen.

Hecking brachte zwei frische Kräfte: Vincenzo Grifo (für Hofmann) gab nach fünf Wochen Pause sein Comeback, Michael Cuisance ersetzte Drmic. Jegliche Hoffnung der Gladbacher, vielleicht durch einen neuen Impuls noch einmal Land zu sehen in diesem Spiel, machte David Alaba kurz darauf zunichte. Mit dem schwachen rechten Fuß schoss der Österreicher den Ball — unhaltbar für Sommer — in die lange Ecke. Spätestens jetzt mussten die Borussen alarmiert sein. Das 1:5 gegen Bayer Leverkusen und das 1:6 gegen Borussia Dortmund waren die bislang höchsten Niederlagen in dieser Saison. Heynckes wechselte dann auch noch Robert Lewandowski ein, die Luft war aber raus aus dem Spiel — was den Polen nicht daran hinderte, noch für das fünfte Tor der Bayern zu sorgen.

Und so durfte am Ende nur Tobias Strobl — übel zu nehmen wäre es ihm trotz der Klatsche nicht — einigermaßen glücklich nach Hause fahren: Acht Monate nach seinem Kreuzbandriss stand er erstmals wieder auf dem Platz für Borussia.

(jaso)
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