Borussia Mönchengladbach Borussia ist wieder stabil genug für Rotation

Mönchengladbach · Mit einer quasi fixen Startelf hat Gladbach unter André Schubert wieder in die Erfolgsspur gefunden. Nun gelten Team und Spielidee so gefestigt, dass die Belastung auf mehr Schultern verteilt werden kann.

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Foto: dpa, fg hak

André Schubert hatte sich in Frankfurt wieder gegen große Veränderungen entschieden. Zum einen modisch, denn trotz der Überlegung, den grünen Kapuzenpulli gegen ein anderes Outfit zu tauschen, blieb Borussias Trainer beim gewohnten Look. Auch personell veränderte er nur das Nötigste im Vergleich zum Spiel zuvor gegen Wolfsburg. Yann Sommer kehrte zurück ins Tor, basta.

Ein Wechsel in der Startelf, das ist in etwa Schuberts Schnitt, wenn überhaupt. Er hat klare Paare gebildet und damit eine starke Achse gebastelt, das Gesamtgebilde funktioniert. "André hat die richtigen Entscheidungen getroffen", sagte Sportdirektor Max Eberl in Frankfurt. Dazu gehört auch, sich zunächst personell festzulegen: gleiches Team, gleiches Ergebnis - Zum vierten Mal am Stück siegte Gladbach in der Liga. Nur einmal ging Schuberts Erfolgsformation leer aus, das war in der Champions League beim 1:2 gegen Manchester.

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Schuberts erster Auftrag nach dem Fehlstart und Lucien Favres Abschied war, das wankende Team zu stabilisieren. Er stellte bei seinem Debüt das Ensemble zusammen, dem er zutraute, die Krise kurzfristig aufzuarbeiten - Das klappte gegen Augsburg sofort. Und im Erfolg wachsen die Dinge nun mal schneller zusammen. Schubert weiß auch: Nur wer stabil ist und ein festes Korsett hat, ist bereit für die Rotation.

Das hat die vergangene Saison gezeigt, als Favre die Wechselei einführte, um die Englischen Wochen gut zu überbrücken. Favre rotierte von Spiel zu Spiel, doch es gab keinen Qualitätsverlust, weil alles perfekt eingeschliffen war. Diese Sicherheit haben die Borussen nun wiedergefunden - das 5:1 in Frankfurt kam einer Demonstration gleich, vor allem in Halbzeit zwei. Nebenbei hat das Spiel gezeigt, dass die Borussen bereit sind für die Rotation.

Denn es haben sich Kandidaten angeboten: André Hahn zum Beispiel, der nach seiner Einwechslung zwei Tore schoss, das 4:1 und das 5:1. Oder Havard Nordtveit, der schon gegen Wolfsburg als Joker traf und nun in Frankfurt Hahn seinen zweiten Treffer auflegte. "Howie und ich sind Typen, die sich besonders reinhauen, darum kann man uns immer bringen", sagte Hahn, der dieses Mal als Zentralstürmer reinkam, zuvor war er immer auf dem Flügel gebracht worden. Auch von Beginn an, darf man Hahn Worten wohl hinzufügen.

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Schubert hat schon angedeutet, dass die Zeit bald reif sein könnte für die Rotation, eben weil sich alles wieder gefestigt hat. Ein guter Zeitpunkt ist es für diese Erkenntnis allemal, denn womöglich braucht der eine oder andere Vielspieler der vergangenen Wochen mal eine Pause. "Die Belastung ist schon sehr hoch. Die vielen Spiele kosten viel Kraft", gestand Mo Dahoud. Trotz der Ausfälle (Martin Stranzl, Patrick Herrmann, Nico Schulz) "haben wir einen ausgewogenen Kader und daher die Möglichkeit, etwas zu tun. André Hahn und Howie Nordtveit sind zuletzt gut reingekommen, Thorgan Hazard und Josip Drmic haben ebenfalls ihre Qualitäten, auch wenn sie momentan etwas hinten dran sind. André hat ein gutes Gefühl dafür, was zu tun ist", sagte Sportdirektor Max Eberl.

Teamsoziologisch hat Schubert einen Weg gefunden, recht viele Spieler trotz seiner bisher starren Startelf-Politik aktiv einzubinden. Er setzt auf die Zwei-Drittel-Rotation. Die geht so: Während Lucien Favre oft nur in den Schlussminuten etwas veränderte, wechselt Schubert meist um die 60. Minute frisches Personal ein. "Auch wenn man nicht von Anfang an spielt, schenkt der Trainer einem schon recht früh das Vertrauen. Wenn man noch 20 Minuten oder mehr spielen kann, tut das gut, da hat man viel mehr Zeit, noch etwas zu bewegen, als wenn man nur fünf Minuten spielt", sagte Hahn.

In Frankfurt schickte Schubert so auch den Rekonvaleszenten Tony Jantschke noch aufs Feld — für fast eine halbe Stunde. Jantschke gab die Spielpraxis ein gutes Gefühl. Und Schubert weiß, dass er auf diese Option bauen kann. Psychologisch wertvolle Wechsel kann der Trainer also. Nun wird sich zeigen, wie es mit der Startelf-Modellierung ist. Vielleicht schon morgen in Turin. Modisch sogar ganz sicher. Denn in der Champions League ist Anzug-Pflicht.

(RP)
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