Borussia Mönchengladbach Vogts empfiehlt Klopp — Berater winkt ab

Mönchengladbach · Lucien Favre hat nach viereinhalb Jahren aufgegeben und Borussia Mönchengladbach damit in die Bredouille gebracht. Ex-Nationaltrainer Berti Vogts rät dazu, den früheren Dortmunder Jürgen Klopp zu verpflichten. Dessen Berater will davon aber nichts wissen.

Borussia Mönchengladbach: Diese Trainer könnten auf Lucien Favre folgen
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Wer folgt auf Lucien Favre?

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Als sich die Mönchengladbacher Borussen am Sonntagmorgen die Derby-Niederlage aus den Knochen trainierten, fehlte Lucien Favre. Krank sei der Trainer, war zu erfahren. Es war nur die offizelle Verlautbarung, wie sich Stunden später herausstellen sollte. Denn tatsächlich war Favre im Borussia-Park — und bot seinen Rücktritt an. "Wir haben versucht, ihn umzustimmen und haben das Rücktrittsangebot angelehnt. Dann ist er aber an die Öffentlichkeit gegangen und hat Fakten geschaffen", sagte Vize-Präsident Rainer Bonhof am Abend unserer Redaktion.

Favre informierte zwei Nachrichtenagenturen über seine Entscheidung, die er somit endgültig machte. "Nach reiflicher Überlegung und eingehender Analyse bin ich zu der Erkenntnis gekommen: Es ist in dieser Situation die beste Entscheidung, mein Amt als Cheftrainer niederzulegen. Ich habe nicht mehr das Gefühl, der perfekte Trainer für Borussia Mönchengladbach zu sein", hieß es in einer Erklärung, die Favre öffentlich machte. "Das trifft uns voll vor den Kopf", gestand Rainer Bonhof. "Es trifft uns ins Mark", sagte Präsident Rolf Königs.

Denn einen Plan B gibt es nicht bei den Borussen. "Wir sind nach wie vor total davon überzeugt, dass Lucien der perfekte Trainer für Borussia ist und wir gemeinsam mit ihm die aktuelle, sehr schwierige sportliche Situation überstanden hätten", sagte Sportdirektor Max Eberl, der zuletzt immer wieder betont hatte, dass Favre "unrauswerfbar" sei. Borussen-Legende Berti Vogts war gestern "total überrascht" von Favres Entscheidung. Für Vogts ist Favres Schritt "eine Riesen-Enttäuschung. Das Team steht nun alleine da, und auch Sportdirektor Max Eberl. Damit hat Lucien Favre das Problem nicht gelöst, sondern größer gemacht", sagte Vogts.

Es war nicht das erste Rücktrittsgesuch des Trainer. Schon vor der Saison 2014/2015 hatte er nach Informationen unserer Redaktion um die Auflösung seines Vertrages gebeten, sich dann aber in tagelangen Gesprächen umstimmen lassen. Zuletzt plante Favre im Sommer seinen vorzeitigen Abgang, auch da ließ er sich noch einmal umstimmen. Gestern nicht. Nun müssen die Borussen einen Favre-Nachfolger suchen.

Dass dieser schon bis Mittwoch, wenn der FC Augsburg kommt. gefunden wird, ist fraglich. So wird es für dieses wichtige Spiel eher eine interne Lösung geben: Co-Trainer Frank Geideck, U23-Trainer André Schubert oder U19-Trainer Arie vant Lent kommen in Frage.

Langfristig wird es aber wohl eine externe Lösung geben. Viele Fans träumen von Jürgen Klopp. "Mein Rat wäre, ihn zu holen. Borussia hat ein Team, das man nach oben bringen kann, es muss nur wach gerüttelt werden. Jürgen Klopp wäre der ideale Mann dafür", sagte Berti Vogts. Doch daraus wird wohl nichts. "Jürgen wird nicht Trainer von Borussia Mönchengladbach", sagte Berater Marc Kosicke der Sport Bild. Eine andere Option wäre Thomas Schaaf, der ebenfalls auf dem Markt ist. Wie Klopp steht Schaaf für kontinuierliche Aufbauarbeit - das würde zur Grundidee der Borussen passen. Zu haben sind auch Mirko Slomka und Jens Keller.

Zwei, die vom Anforderungsprofil her passen würde, aber unter Vertrag stehen, sind Sascha Lewandowski, der erst vor zwei Wochen beim Zweitligisten Union Berlin anheuerte, und Markus Gisdol (1899 Hoffenheim).

Und dann ist da noch Triple-Gewinner Jupp Heynckes, der Ur-Borusse. Der ist indes im Ruhestand. Ob er aber seiner Borussia absagen würde, wenn sie Hilfe braucht? Ausgesprochene Feuerwehrmänner wie Felix Magath, Huub Stevens oder Peter Neururer kommen wohl nicht in Frage. Schon 2011, als sich Gladbach von Michael Frontzeck trennte und Favre holte, entschied man sich für einen nachhaltigen Ansatz.

Max Eberl ist gewöhnlich gut vorbereitet und kreativ. Doch in diesem Fall dürfte wurde auch er völlig überrascht worden sein. Gleichwohl wird Eberl schon erste Ideen entwickelt und Telefonate geführt haben. Bei seiner letzten Trainerwahl lag er goldrichtig. "Wir haben mit Lucien Favre viereinhalb überaus erfolgreiche sportliche Jahre hinter uns und sind sehr traurig, dass dieser gemeinsame Weg nun offenbar zu Ende ist", sagte Rolf Königs.

Sein Klub befindet sich insbesondere nach diesem Wochenende weit jenseits der Wohlfühlzone: Beim Derby in Köln gab es die fünfte Saison-Niederlage und nun stehen die Gladbacher auch noch ohne den Trainer da, dem sie vertraut hatten, die Krise in den Griff zu kriegen.

Der Klub kündigte am Montag für 14 Uhr eine Pressekonferenz an.

(RP)
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