Bernd Krauss wird 60 Borussias letzter Titeltrainer

Mönchengladbach · Mit Bernd Krauss gewann Borussia Mönchengladbach 1995 den bis dato letzten Titel - den DFB-Pokal. Am Montag wird Krauss 60 Jahre alt.

 Bernd Krauss und seine damalige Mannschaft mit dem DFB-Pokal.

Bernd Krauss und seine damalige Mannschaft mit dem DFB-Pokal.

Foto: dpa, jzin nic

Eine besondere Rolle spielt Branimir Hrgota im Leben des Bernd Krauss nicht. Gleichwohl hat der frühere Borussen-Stürmer, der nun für Eintracht Frankfurt tätig ist, dafür gesorgt, dass Krauss, der am Montag 60 wird, mindestens ein Jahr länger der letzte Borussen-Trainer ist, der einen Titel holte. Denn Hrgota beendete mit seinem erfolgreichen Elfmeterschuss im Pokal-Halbfinale Gladbachs Hoffnungen auf eine Reise zum Endspiel nach Berlin und die damit verbundenen Titelträume.

22 Jahre sind vergangen, seit Krauss im Olympiastadion den goldenen Pott in die Höhe stemmte, nachdem sein Team das Endspiel gegen den damaligen Zweitligisten VfL Wolfsburg 3:0 gewonnen hatte. "1992 hatten wir ja das Endspiel gegen das ebenfalls zweitklassige Hannover verloren, da war ich Co-Trainer. Ich habe den Jungs nur gesagt: Wir fahren nach Berlin, holen den Pott ab und fahren wieder nach Hause", berichtet Krauss. Also taten es Stefan Effenberg und Co. an jenem Samstag in der Hauptstadt.

"Es war ein grandioses Erlebnis für alle, die damals dabei waren", erinnert sich Krauss. Er hätte nichts dagegen gehabt, wenn der Dieter Hecking, mit dem Krauss 1983 zusammen nach Gladbach kam, der nächste Borussen-Trainer geworden wäre, der einen Titel holt. "Das Aus gegen Frankfurt war schon sehr bitter, es war eine große Chance, wer weiß, wann die wiederkommt", sagt Krauss.

1995 tat sich seine Mannschaft ebenfalls schwer in der Vorschlussrunde, doch der damals so treffsichere Heiko Herrlich schoss in der Verlängerung das 1:0-Siegtor gegen den 1. FC Kaiserslautern. "Ich weiß noch, was Berti Vogts 1979 nach dem letzten Uefa-Cup-Sieg sagte: Schaut euch den Pokal genau an, es wird für lange Zeit der letzte sein. Es vergingen 16 Jahre. Und seit unserem Triumph sind es schon 23 Jahre", sagt Krauss. Sein Name steht in Gladbach nicht nur für den Titelgewinn, sondern auch für Innovation. Er war der erste Bundesligatrainer, der offiziell eine Viererkette spielen ließ. "Eigentlich", sagt er und lacht, "war es ja eine Zweierkette mit Patrik Andersson und Michael Klinkert. Die Außenverteidiger Thomas Kastenmaier und Jörg Neun rannten ja nur vorn rum", erzählt Krauss.

Er führte Borussia nach viel Tristesse in den Jahren zuvor mal wieder auf die internationale Bühne. Ende 1996 war dann aber Schluss für den gebürtigen Dortmunder, der zwischenzeitlich Österreicher war und für Österreich bei der WM 1982 spielte. Nach seinem Aus in Gladbach im Dezember 1996 arbeitete er erfolgreich in San Sebastián. Borussia Dortmund, der Klub seiner Heimatstadt, bei dem er einst Profi wurde, sollte dann der nächste große Schritt in der Bundesliga werden, es geriet zum Desaster. "Ich spürte nach zwei Tagen, dass es da nicht passte", gesteht Krauss heute. Nur elf Spiele dauerte seine Zeit beim BVB. "Mein Ruf hat darunter sehr gelitten", sagt er. Es war eine schwere Zeit, "ich saß zu Hause und wartete vergeblich auf Anrufe", sagt Krauss. Er arbeitete noch mal in Spanien, dann in Griechenland, in Österreich, in den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Iran, in Tunesien. Heute ist er Scout bei der Agentur "Coaches and More".

Trotz der traurigen Episode in Dortmund hofft er nun auf den Pokalsieg des BVB - zu Gunsten der niederrheinischen Borussia. "Gladbach wird hoffentlich noch Siebter und würde dann noch in den Europapokal reinrutschen", sagt Krauss. 1995, durch "seinen" Pokalsieg, kamen die Bayern noch in den Uefa-Cup. Uli Hoeneß schickte Weißbier und Weißwürste, wohl vorausahnend, denn die Bayern holten 1996 erstmals den Uefa-Pokal. Auch dank Bernd Krauss und seiner Borussia.

(kk)
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