Borussia Mönchengladbach André Schubert tritt heute in die Fußstapfen von Bernd Krauss

Mönchengladbach · Auf der Weihnachtsfeier sorgt Karl-Heinz Drygalsky für Klarheit. Bernd Krauss werde bis zum Saisonende Cheftrainer bleiben, sagt Borussias Präsident im Dezember 1992 in der Rheydter "Vitrine" - sehr zur Freude der anwesenden Profis. Denn in den Wochen zuvor, als Co-Trainer Krauss nach Jürgen Gelsdorfs Rücktritt die Mannschaft übergangsweise übernommen und Borussia über prominente Trainer-Kandidaten nachgedacht hat, ist aus der Interimslösung langsam aber sicher die beste Lösung für den Bundesligisten geworden - das kommt einem 23 Jahre später ziemlich bekannt vor.

André Schubert wurde jüngst mit seinem Aufstieg vom U23-Coach zum Interimstrainer bei den Profis in eine kurze, aber illustre Liste aufgenommen, in die sich Krauss als Erster eintrug. Nach ihm waren noch Horst Köppel, Jos Luhukay, Christian Ziege und eben Schubert übergangsweise Chef auf Borussias Bank. Bis auf Ziege erhielten auch alle einen Cheftrainer-Vertrag.

Bei Köppel geschieht dies im zweiten Anlauf. Nach Holger Fachs Entlassung am 28. Oktober 2004 übernimmt der U 23-Trainer für eine Woche die Profis und führt sie zu einem 2:0 gegen die Münchner Bayern. Dann rückt der ehemalige Borussen-Spieler zunächst wieder ins zweite Glied zurück, doch ein knappes halbes Jahr später springt er nach Dick Advocaats Rücktritt erneut ein - und hat wieder Erfolg. Dank eines Sieges und dreier Remis an den letzten fünf Spieltagen bewahrt Fanliebling Köppel Borussia vor dem Abstieg und steigt zum Cheftrainer auf. Das erste Spiel mit entsprechendem Vertrag, den Auftakt der Saison 2005/06 verliert Köppels Team in der neuen Münchner Arena 0:3, am Ende springt aber immerhin ein zehnter Tabellenplatz heraus. Köppel muss im Sommer 2006 trotzdem seinen Hut nehmen.

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Foto: dpa/Marius Becker

Luhukay bleibt ein halbes Jahr später nur wenige Tage eine Übergangslösung. Der zuvor zurückgetretene Jupp Heynckes gibt Borussia noch den Rat, den Niederländer, der kurz zuvor erst Co-Trainer in Gladbach geworden ist, zum Nachfolger zu machen. Nach dem gelungenen Einstand mit einem 2:0 in Bielefeld wird Luhukay zum Chefcoach befördert, das anschließende 0:0 gegen Alemannia Aachen gibt der Aufbruchstimmung aber gleich einen ordentlichen Dämpfer. Borussia steigt mit Luhukay ab, direkt wieder auf, und leistet sich 2008/09 einen Fehlstart. Luhukay wird entlassen - und Manager Christian Ziege übernimmt übergangsweise.

Der ehemalige Nationalspieler sitzt beim 2:2 in Bochum als Trainer auf der Bank, anschließend ist er Teil eines großen Umbruchs in der sportlichen Führung. Max Eberl wird Sportdirektor, Hans Meyer kehrt als Trainer zurück, und Ziege wird Assistent. Somit ist Ziege - aktuell neben Schubert - Borussias einziger ungeschlagener Trainer in der Bundesliga.

Borussia Mönchengladbach in der André-Schubert-Tabelle Dritter am Ende
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Die Schubert-Tabelle

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Foto: afp, oa-iw

Krauss dagegen verliert als einziger Gladbacher Coach gleich sein erstes Bundesligaspiel. Im September 1991, als er erstmals einspringt, unterliegt Borussia in Kaiserslautern 2:4. Nach einem 1:0 gegen den HSV in der Woche darauf wird Krauss wieder zum Co-Trainer. 13 Monate später folgt sein zweites Engagement, wieder verliert er zum Auftakt (2:5 gegen Saarbrücken). Doch was dann folgt, ist eine Erfolgsgeschichte: Krauss bleibt über vier Jahre Cheftrainer, führt Borussia zurück in den Europapokal und 1995 zum bislang letzten großen Titel, dem DFB-Pokalsieg. Sein erstes Spiel als hauptverantwortlicher Coach gewinnt Gladbach übrigens. Zum Rückrundenauftakt 1992/93 gegen den Karlsruher SC schießen Hans-Jörg Criens (2) und Martin Dahlin am Bökelberg ein 3:1 heraus. Ein Ergebnis, mit dem André Schubert bei seinem Chef-Einstand heute gegen Hannover 96 sicherlich auch einverstanden wäre.

(RP)
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