Borussia Mönchengladbach André Hahn kann von der EM profitieren

Mönchengladbach · Beim 15:0 im Testspiel in Rhede traf Borussias Stürmer viermal. Der Stürmer-Typ, den er verkörpert, erlebt beim Turnier in Frankreich ein Revival.

Borussia Mönchengladbach: André Hahn kann von der EM profitieren
Foto: afp, CS

Die Zeit der Vorbereitung auf eine Bundesliga-Saison ist eine ständige Suche nach Erkenntnissen. Oder zumindest nach Spurenelementen davon. Selbst ein 15:0 gegen einen - natürlich - überforderten Landesligisten VfL Rhede hat ein paar Botschaften. Zum Beispiel die: Gladbach hat weiter richtig Lust auf Tore. Zum Vergleich: Vor drei Jahren fiel das Ergebnis gegen Rhede weit dünner aus, damals gab es ein 6:0. Allein André Hahn und Thorgan Hazard machten nahezu den Unterschied aus zwischen beiden Resultaten. Jeder der beiden, die wohl in der neuen Saison direkte Konkurrenten sein werden in der Rangelei um den dritten Platz in Gladbacher Angriff neben Raffael und Lars Stindl, erzielte jeweils vier Tore.

Hazard schoss sich dabei sicherlich auch den Frust von der Seele, war doch am Abend zuvor sein Bruder Eden mit Belgien von Wales überraschend aus dem EM-Turnier geworfen worden. Dem belgischen Fußball dürfte dieser letzte und folgenschwere Auftritt in Frankreich Schaden zugefügt haben, wird doch nun über den teamfernen Egoismus der Hochbegabten und auch über Trainer Marc Wilmots in jedweder Tonlage diskutiert. Thorgan Hazard hatte auf ein Finale gegen Deutschland gehofft und angedeutet, dass der Einzug ins Endspiel sehr wichtig sei für sein Heimatland. So ist die Geschichte mehr Rückschritt als Fortkommen.

Was André Hahn angeht, ist dieser weit weniger persönlich involviert in die EM als der belgische Kollege. Gleichwohl freut sich Hahn, dass das DFB-Ensemble, dem er vor zwei Jahren auch schon angehörte, weitergekommen ist. Ein wenig hatte er gehofft, nach seinem grandiosen Comeback in der Endphase der Vorsaison noch als Überraschungs-Nominierung ins EM-Aufgebot zu rutschen. Doch der ihm eigene Realismus sagte: "Träumen darf man ja, aber mehr ist es wohl nicht."

Trotzdem könnte Hahn von der EM profitieren. Zum einem hat Ur-Borusse Berti Vogts bei dem Turnier und bei der Copa Amercia ein Revival der "echten Neun" ausgemacht. Viele Teams stellen in der Mitte die Wege zu, so wird mehr über die Flügel gespielt und geflankt, sogar Bundestrainer Joachim Löw, ausgesprochener Neuneinhalb-Fan, hat das in den Elemente-Katalog aufgenommen. Also braucht man im Zentrum einen ebenso spielstarken wie robusten Keilstürmer als Abnehmer. So einer war Hahn in der Schlussphase der abgelaufenen Spielzeit, als er mit seinen Toren Borussia und unbedingtem Willen auf Platz vier verhalf. André Schubert schätzt Hahns Talente sehr, des Trainers Ansatz war also nicht nur wegen der Dreierkette sehr innovativ.

Zum anderen zeigt das EM-Turnier, dass Charakter ein wichtiger Erfolgsfaktor ist: Teamplayer sein, immer an sich und das Team glauben, alles "reinhauen" - das beschreibt nicht nur Waliser und Isländer, sondern auch Hahn. Schubert nennt ihn "ein Mentalitätsmonster". Ein solches und ein treffsicherer sowie möglichst unverletzter Stürmer will Hahn dann auch sein. Bei Borussia sowieso. Und vielleicht irgendwann auch im Nationalteam. Es ist wieder Bedarf an Spielern wie ihm, Hahn liegt im Trend. Das zeigt die EM. Eine Erkenntnis aus Rhede ist: Er ist bereit.

So lief das Spiel in Rhede: Borussia (1. Halbzeit) : Nicolas - van den Berg, Jantschke, Strobl - Dahoud, Kramer - Korb, Sow - Simakala, Hofmann, Raffael. Borussia (2. Halbzeit): Sippel - Rütten, Strobl, Brandenburger (49. Hahn) - Bénes, Jantschke - Herrmann, Wendt - Hofmann, Stindl, Hazard. Tore: 0:1 Raffael (11.), 0:2 Dahoud (25.), 0:3 Simakala (36.), 0:4 Hofmann (39.), 0:5 Hahn (51.), 0:6 Hazard (57.), 0:7 Hahn (58.), 0:8 Stindl (62.), 0:9 Hazard (63.), 0:10 Stindl (66.), 0:11 Hazard (78.), 0:12 Hazard (81.), 0:13 Stindl (85.), 0:14 Hahn (86.), 0:15 Hahn (90.). Zuschauer: 4000.

(RP)
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