Borussia Mönchengladbach Als die Raute auf die Fanschals kam

Mönchengladbach · Borussias erster offizieller Fanclub feiert heute sein 40-jähriges Bestehen. In den 70er Jahren erlaubte VfL-Manager Helmut Grashoff dem Borussia-Fanclub Wickrath als erstem, die Raute mit dem "B" auf Fanschals zu nähen.

Fans von Borussia Mönchengladbach zeigen Choreo gegen Manchester City
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Borussen-Fans zeigen tolle Choreo vor Spiel gegen ManCity

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Foto: Dirk Päffgen

Im Leben eines jeden Fans von Borussia Mönchengladbach ist die Raute mit dem "B" allgegenwertig. Auf dem Schal, auf der Bettwäsche und mittlerweile sogar auf dem Frühstücks-Toast. Fanclubs zeigen mit der Raute in ihren Emblemen gerne, für wen ihr Herz schlägt. Nur wenige aber wissen: Den Grundstein für die Omnipräsenz der schwarz-weißen Raute legte der erste offizielle Fanclub des Vereins, der Borussia-Fanclub Wickrath, gegründet im Jahr 1975.

Gründungsmitglied Rolf Brungsberg fertigte Anfang der 70er Jahre einen Wimpel mit aufgenähter Raute, den er dem damaligen Borussia-Manager Helmut Grashoff zeigte. "Er sagte uns, wir hätten uns eigentlich schon strafbar gemacht, weil die Raute geschützt sei", erinnert sich Lothar Feldberg, heutiger Präsident des Fanclubs. "Schließlich hat er unserem Club aber als erstem erlaubt, die Raute auf unseren Schals und Wimpeln zu verwenden." Schon vorher hatten die Frauen der Fanclub-Mitglieder schwarz-weiß-grüne Schals für ihre Männer genäht, nun war das Fan-Outfit perfekt.

Mittlerweile ist der erste offizielle Borussia-Fanclub 40 Jahre alt, heute feiern die 55 Mitglieder in ihrer Stammkneipe an der Rheydter Straße, dem "Fassbierkeller", ihren runden Geburtstag. Dabei blicken sie auf eine bewegte Historie zurück.

Nachdem sich eine Gruppe von Fans in der Rückrunde der Saison 1972/73 zunächst locker unter dem Namen "Die Fohlen" zusammentat, nannte sich die Vereinigung 1975 in "Borussia-Fanclub Wickrath" - die meisten Mitglieder kamen von dort - um und wurde zum ersten offiziellen Fanclub des Vereins.

Seit damals erlebten die Mitglieder viele Höhepunkte, wie das Europapokal-Endspiel in Rom im Jahr 1977, doch die skurilste Auswärtsfahrt ereignete sich wohl im Jahr 1981. Noch heute erinnert sich Lothar Feldberg an das damalige Erstrunden Spiel im Uefa-Cup. Borussia spielte beim 1. FC Magdeburg, damals noch ein Spiel auf internationaler Ebene. Und mit sehr speziellem Flair. "Wir mussten die Auswärtsfahrt damals über den Verkehrsverein organisieren. Man hat uns dann in einem Buskonvoi über die Grenze geführt. Als wir in Magdeburg ankamen, bekamen wir in einer Turnhalle Broiler, die hat aber keiner angerührt. Auf dem Weg ins Stadion sagte man uns im Bus, wir könnten nur mit Ostmark bezahlen, also tauschten wir unser Geld um. In den Kneipen aber bekamen wir dafür nichts - die Wirte wollten natürlich D-Mark", erinnert sich Feldberg. Rund um das Magedburger Stadion war den Borussia-Fans dann jeglicher Kontakt zu den Anwohnern untersagt. Borussia verlor das Spiel damals mit 1:3, die Ereignisse rund um diese deutsch-deutsche Auswärtsfahrt wurden später im Polit-Magazin "Kennzeichen D" thematisiert - aufgenommen im damaligen Stammlokal des Fanclubs, dem "Zum Findelkind" in Eicken.

Heute besuchen 20 Club-Mitglieder regelmäßig Borussias Heimspiele und drücken von Block 19 aus die Daumen für die Fohlenelf. "In der Bauphase des Borussia-Parks haben wir uns das Stadion angesehen und uns dann die Plätze in der Nordkurve ausgesucht", sagt Lothar Feldberg. International ist der Fanclub bei jedem Auswärtsspiel vertreten. "Wer weiß, wie oft wir das noch erleben", so Feldberg. Zuletzt begleiteten acht Wickrather die Borussia zum Champions League-Spiel in Sevilla. Auch in Turin und Manchester wollen sie dabei sein.

Damit all die Erinnerungen an Auswärtsfahrten nach Belgrad oder Glasgow nicht verloren gehen, hat Lothar Feldberg in seinem Haus in Dahl ein Borussia-Museum eingerichtet. Neben Eintrittskarten und Wimpeln stehen hier auch Nachbildungen der Meisterschale, des DFB-Pokals und der UEFA-Cup-Trophäe. Wie lange der 61-jährige Verwaltungsangestellte noch Fanclub-Vorsitzender bleiben möchte, weiß er nicht. Doch für die Zeit danach scheint er schon einen Plan zu haben: "Über das, was wir als Club erlebt haben, könnte ich ein Buch schreiben", sagt er.

Sicherlich mit einer Raute auf dem Cover.

(RP)
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