Kolumne Gegenpressing Aubameyang verläuft sich im sozialen Netzwerk

Düsseldorf · Der Dortmunder Stürmer hat gegen die Gesetze der Gruppe verstoßen. Sein Verein reagierte mit der Sperre völlig richtig. Aubameyang sollte daraus die richtigen Schlüsse ziehen.

 RP-Sportchef Robert Peters

RP-Sportchef Robert Peters

Foto: Phil Ninh

So ein Smartphone ist eine feine Sache. Man kann damit telefonieren, meistens jedenfalls, man kann im Internet stöbern, Fotos und Filmchen machen, und man kann Nachrichten verschicken. Vielleicht hat genau das niemand dem unbedingt bedauernswerten Fußballspieler Pierre-Emerick Aubameyang verraten. Sonst hätte er möglicherweise seine Kumpels davon abgehalten, Fotos von einer kleinen gemeinsamen Reise nach Mailand ins Netz zu stellen. Und dann hätte der Wahl-Dortmunder aus Gabun bestimmt auch gegen Sporting Lissabon stürmen dürfen, statt als gesperrter Sünder im Fünfziger-Jahre-Look auf der Tribüne zu frieren. Es ist schon ein Leid.

Aubameyang wurde nicht nur ein Opfer strenger Dortmunder Regeln, die Abstecher ins befreundete Ausland innerhalb sogenannter englischer Wochen mit mehreren Spielen verbieten, er wurde auch ein Opfer der eigenen Ignoranz. Da hilft ihm auch die Lausbuben-Haltung nicht, die seine fußballerischen Vorfahren zu den Gründerzeiten des Profisports an den Tag legten, wenn sie im Trainingslager über den Zaun geklettert waren. Damals gab es keine Handys, keine Millionen-Gehälter und keine sozialen Netzwerke. Deswegen blieb vieles unter der Decke. Dass diese Zeiten vorbei sind, dürfte gerade schillernden Showstars wie Aubameyang, deren Außenwirkung zum üppig honorieren Gesamtkunstwerk beiträgt, geläufig sein. Und wenn es bis jetzt nicht der Fall war, wird sich die Einsicht spätestens diese Woche durchgesetzt haben.

Niemand muss die Darsteller im Geschäft des Profifußballs darum bedauern, dass sie mit dem Eintritt in die Welt der Hochbezahlten zu manchmal künstlichen Wesen von öffentlichem Interesse werden. Das Schmerzensgeld für einen Mangel an Privatheit steckt in den Gehältern. Und wer sich beim Ausflug mit Privatjet (natürlich) und vermeintlich Vertrauten erwischen lässt, der ist entweder ein bisschen sehr einfach gestrickt oder arrogant. Vielleicht beides.

Die Dortmunder Reaktion auf Aubameyangs Reise ist in einem schönen Wort des Trainers Thomas Tuchel "konsequent konsequent". Wer Regeln aufstellt, der muss Verstöße mit großer Klarheit bestrafen, sonst wird das Funktionieren einer Gruppe gefährdet. Das heißt nicht, dass Mitspieler oder Funktionäre den Superstars, von denen sie profitieren, kleine Macken nicht durchgehen lassen sollten. Das tun sie zur Genüge. Früher taten sie es noch viel bereitwilliger, weil niemand davon erfuhr, wenn Günter Netzer unter der Woche mal zum Feiern nach München flog, statt sich auf dem Mönchengladbacher Trainingsplatz zu quälen.

Sie schauen aber ganz genau hin, wenn einer den Rahmen der Solidarität überspannt. Mit Recht.

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(RP)
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