BVB - AS Monaco Die Show muss weitergehen

Dortmund · Nach dem Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund findet die Neuansetzung des Spiels gegen AS Monaco unter höchsten Sicherheitsmaßnahmen statt. Die BVB-Spieler stehen vor einer großen Herausforderung.

BVB-Profis kommen am Trainingsgelände an
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Foto: dpa, mb hak

Die Show muss weitergehen: Keine 24 Stunden nach dem schockierenden Sprengstoffattentat auf den Mannschaftsbus ist Borussia Dortmund im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen AS Monaco gefordert. Die Begegnung wird am Mittwochabend (18.45 Uhr/Live-Ticker) unter höchsten Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt. Für die Spieler, die am Vormittag eine Trainingseinheit absolvierten, ist es eine Ausnahmesituation.

"Es gab dazu keine Alternative, weil die Terminsituation zwischen Viertel- und Halbfinale nichts anderes zulässt", sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und betonte, "dass es unsere Aufgabe ist, das zu verarbeiten. Das ist unser Job", sagte Watzke, der vor dem Training einige Worte an die Mannschaft richtete: "Ich habe gerade in der Kabine an die Mannschaft appelliert, der Gesellschaft zu zeigen, dass wir vor dem Terror nicht einknicken."

Die Spieler müssen sich aber mit einer Extremsituation auseinandersetzen, auch wenn man im Umfeld des deutschen Vizemeisters darum bemüht war, ein Stück weit Normalität herzustellen. Während sich Innenverteidiger Marc Bartra im Krankenhaus von seiner Operation an der Hand erholte, war beim BVB nach dem Training ein gemeinsames Essen und eine Teamsitzung geplant. "Wir werden aufarbeiten, was passiert ist und den neuesten Sachstand mit der Mannschaft diskutieren", sagte BVB-Präsident Reinhard Rauball im ZDF-Morgenmagazin.

Trainer Thomas Tuchel ist dabei als Psychologe gefragt. "Da hat der Trainer eine harte Aufgabe", sagte der ehemalige französische Nationalcoach Raymond Domenech der L'Equipe. Tuchels Spieler verarbeiteten das traumatische Erlebnis in der Nacht nach den drei Explosionen in der Nähe des Teambusses auf dem Weg ins Stadion zu Hause. "Man kann sich selbst vorstellen, ob die Mannschaft gut oder schlecht geschlafen hat", sagte Rauball.

Am Mittwoch war das Team um Kapitän Marcel Schmelzer darum bemüht, den Fokus auf das Spiel gegen den französischen Tabellenführer zu richten. "Das ist ganz sicher eine schwierige Situation, die die Mannschaft so auch noch nicht erlebt hat. Trotzdem gehen wir davon aus, dass die Mannschaft ihr Bestes gibt. Sie müsse zwei Dinge auf einmal bewältigen. Ich traue der Mannschaft zu, dass sie das schafft", sagte Rauball.

Der sportpsychologische Experte Steffen Kirchner sieht in der zeitnahen Neuansetzung auch einen Vorteil. "Die Absage war eine perfekte Entscheidung. Aber jetzt muss man auch wieder ins Tun kommen. Wenn ich jetzt eine Woche lang nicht spiele oder eine halbe Woche, dann geistert das im Kopf trotzdem rum. Das Nachdenken und Abwarten macht es nicht besser", sagte Kirchner dem SID.

Der unter anderem im Fußball tätige Mentaltrainer betonte aber auch, dass eine Normalisierung bis Mittwochabend nicht möglich sei: "Das wird mit Sicherheit noch im Kopf rumgeistern. Das Spiel ist unter Anführungszeichen zu setzen. Keine der beiden Mannschaften kann das volle Leistungsvermögen abrufen. Dafür ist die Zeit zu kurz."

Die Vorbereitungen der Dortmunder Polizei laufen unterdessen ebenfalls auf Hochtouren. "Es ist selbstverständlich, dass wir uns auf einen Großeinsatz vorbereiten. Es wurden Schutzmaßnahmen für die Spieler beider Mannschaften eingeleitet", sagte der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange und kündigte "sehr umfangreiche Maßnahmen an".

Lange betonte allerdings auch, dass man nicht jedes Szenario ausschließen, sondern nur versuchen könne, eine hohe Sicherheit zu gewährleisten. "Eine hundertprozentige Sicherheit kann es niemals geben", sagte Lange. Für Fragen zu dem Anschlag und zur Sicherheit rund um das Spiel richtete die Polizei ein Bürgertelefon ein.

(sid)
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