Borussia Dortmund verliert beim Hamburger SV Tuchel: "Unterschied zwischen Realität und Anspruch war dramatisch"

Hamburg · Borussia Dortmund steht unter Schock. Nach der herben Pleite beim Hamburger SV betreibt Trainer Thomas Tuchel Ursachenforschung. Tuchel kratzte sich immer wieder am Kopf und blickte grimmig ins Leere. Der BVB-Trainer war nach der herben Pleite stinksauer.

Pierre-Mi chel Lasogga bejubelt sich selbst als Superman
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Lasogga bejubelt sich selbst als Superman

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Foto: dpa, ahe lof

"Der Unterschied zwischen unserem Anspruch, unserem Verständnis als Mannschaft aufzutreten, und der Realität war dramatisch", sagte Tuchel nach dem 1:3 (0:2) und zog die Augenbrauen zusammen: "Dafür sind wir verdient bestraft worden."

Und die Strafe könnte noch schlimmer ausfallen. Schließlich kann der FC Bayern im Kampf um die deutsche Meisterschaft jetzt schon fast für eine Vorentscheidung sorgen. Die Münchner haben beim FC Schalke (Samstag, 18.30 Uhr/Sky) die Chance, mit einem Sieg bis auf acht Punkte davonzuziehen. Der Liga droht die große Langeweile. "Über die Tabelle rede ich nicht", sagte Torwart Roman Bürki angefressen.

Sieben Pflichtspiele in Serie hatten die Dortmunder zuletzt gewonnen, doch dann war an diesem schwarzen Tag an der Elbe von Spielwitz, Leidenschaft und Tempo plötzlich so gar nichts mehr zu sehen.

Hamburger SV: Uwe Seeler am Einlass sorgfältig abgetastet
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Uwe Seeler am Einlass sorgfältig abgetastet

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Foto: afp, crj/dg

"Ich habe dafür im Moment noch keine Erklärung, aber es war von der ersten Minute an offensichtlich, dass es uns an Körpersprache und Einstellung fehlte", sagte Tuchel: "Das war nicht das, was wir uns vorstellen und was wir liefern können."

Der BVB enttäuschte gegen giftige Hamburger auf ganzer Linie und wurde am Ende schlicht überrannt. Die Hanseaten liefen rund fünf Kilometer mehr als der völlig harmlose Tabellenzweite - 117,3 Kilometer zu 112,1. "Es ist gut, dass wir mal so einen Denkzettel bekommen haben", sagte Marcel Schmelzer: "Wir müssen uns selbst hinterfragen und jetzt in Ruhe analysieren, was schiefgelaufen ist."

Bei Rückkehrer Marco Reus und Abwehrchef Mats Hummels lief so ziemlich alles schief, was nur schieflaufen konnte. Reus setzte nach seinem auskurierten Faserriss im Adduktorenbereich nicht einen Akzent, Hummels seiner schwachen Vorstellung mit seinem Eigentor (55.) zum zwischenzeitlichen 0:3 die Krone auf. Zuvor hatten Pierre-Michel Lasogga (19.) per Elfmeter und Lewis Holtby (41.) für die Hamburger getroffen, der 15. Saisontreffer von Pierre-Emerick Aubameyang (86.) war nur noch Ergebniskosmetik.

Hamburger SV und Borussia Dortmund gedenken der Terror-Opfer
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HSV und BVB gedenken der Terror-Opfer mit Schweigeminute

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Reus und Hummels verschwanden nach der Schmach wortlos in der Kabine, aber dafür sprach Tuchel hinterher Klartext. "Die Lektion ist einfach: Mit der Körpersprache, mit so einer Leistung und mit so wenig Aufmerksamkeit ist nirgendwo etwas zu holen", sagte der 42-Jährige und kündigte vor dem Gastspiel beim FK Krasnodar in der Europa League am Donnerstag eine tiefgreifende Analyse an.

Dass sein BVB wirklich so schlecht spielen kann wie in Hamburg, überraschte Tuchel zutiefst. "Es hatte sich nicht angedeutet. Wir waren in der Länderspielpause eigentlich sehr fleißig", sagte der ehrgeizige Coach, nichts habe "auf so eine Leistung hingedeutet".

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Als das Entsetzen dann wenigstens ein bisschen nachließ, versuchte Tuchel dem Desaster doch noch etwas Gutes abzugewinnen. "Vielleicht ist es am Ende sogar besser, die Niederlage in dieser Form zu spüren", sagte er - und kratzte sich am Kinn. Manchmal ist ein Schock ja auch heilsam.

(can/sid)
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