Heftige Medienschelte von Tuchel "Grenzen dramatisch überschritten"

Trainer Thomas Tuchel vom Bundesligisten Borussia Dortmund hat sich nach einer turbulenten Woche stark angefasst gezeigt und heftige Medienschelte geübt. "Es kursieren so viele Unwahrheiten – da werden persönliche Grenzen dramatisch überschritten", sagte Tuchel.

Thomas Tuchel im Portät: Ex-Trainer von BVB, Chelsea und Paris Saint-Germain
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Foto: AP/Andy Rain

Trainer Thomas Tuchel vom Bundesligisten Borussia Dortmund hat sich nach einer turbulenten Woche stark angefasst gezeigt und heftige Medienschelte geübt. "Es kursieren so viele Unwahrheiten — da werden persönliche Grenzen dramatisch überschritten", sagte Tuchel.

Tuchel blickt abgekämpft und müde in den Saal, am Ende einer turbulenten Woche wirkt er äußerst angefasst. Doch seine Stimme ist fest, seine Worte sind anklagend. "Es kursieren derart viele Verleumdungen, so viele Unwahrheiten: Da werden persönliche Grenzen dramatisch überschritten", sagt der Trainer von Borussia Dortmund am Freitag während einer bemerkenswerten Pressekonferenz.

"Diese Woche", in der ein tiefer Riss zwischen Trainer und Geschäftsführung offenbar geworden war, in der intensiv über mögliche Nachfolger debattiert wurde, "ist nicht spurlos an mir vorübergegangen", sagt Tuchel. Und das ist ihm anzusehen.

Dennoch geht er in die Offensive - unter anderem mit heftiger Medienschelte. "Anonyme Kritik ist die unterste Schublade der Berichterstattung!", schimpft Tuchel, "anonym angeblich Spieler zu zitieren. Wer weiß, ob das überhaupt gesagt wurde! Die Mannschaft wird auf anonymer Basis in den Schmutz gezogen."

Tuchel bezieht sich damit auf anonymisierte Spielerzitate aus der "Süddeutschen Zeitung". BVB-Profis waren nach dem brisanten Interview des Geschäftsführers Hans-Joachim Watzke dahingehend wiedergegeben worden, dass auch das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer stark belastet sei. Für Tuchel ist das Irrsinn: "Zwischen mir und der Mannschaft gilt maximales Vertrauen."

Der 43-Jährige ist in diesen Minuten emotional. "Vor zwei Wochen wurde ich noch gefragt, wie ich mit dem ganzen Lob umgehe. Das fühlt sich an, als wäre es zwölf Jahre her", berichtet er am Trainingszentrum in Dortmund-Brackel. "Es ist sehr schwer, damit umzugehen. In dieser Woche ist vieles auf den Kopf gestellt worden, in einer Art und Weise, die persönlich zu weit geht. Und das in Bezug auf einen schlimmen Vorfall, bei dem ich dabei war."

Sein Verweis auf den Sprengstoff-Anschlag und die Differenzen mit Watzke in der Aufarbeitung kann als Kritik an der Vereinsführung gedeutet werden. Zudem überrascht Tuchel mit der Aussage, es habe noch kein klärendes Gespräch mit Watzke gegeben. Wie kann das sein? Nach solch einer Woche? Watzke beantwortet die entsprechende SID-Anfrage mit "kein Kommentar".

Der BVB-Boss hatte in einem Interview einen "klaren Dissens" zwischen ihm und Tuchel eingeräumt. Der Trainer hatte die Neu-Ansetzung des Champions-League-Viertelfinalhinspiels gegen AS Monaco nur einen Tag nach dem Bombenattentat auf die Mannschaft öffentlich kritisiert. Wie auch einige Spieler - doch diese nahm Watzke ausdrücklich aus.

Tuchel hat das offensichtlich enorm zugesetzt. Er redet sich einiges von der Seele, die Frage nach einer Zukunft beim BVB über diese Saison hinaus beantwortet er kühl. "Es wäre naiv, nach dieser Woche, in der wir eigentlich dachten, in einem ruhigen Umfeld zu arbeiten, zu sagen: Natürlich! Was spricht dagegen?"

Tuchel besitzt einen Vertrag bis 2018. Doch: Eine Vertragsverlängerung ist für ihn "keine Urkunde oder Medaille, die man einfach umgehängt bekommt. Da gibt es Gespräche auf Augenhöhe, Vereinbarungen für einen weiteren Weg", sagt er. "Ich bin Arbeitnehmer und gebe alles, um die Ziele zu erreichen. Für alles andere brauchen wir ein bisschen Geduld und ein bisschen Abstand."

Es scheint, als wäre nur ein bisschen nicht mehr genug.

(sid)
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