Sieg im Elfmeterschießen bei den Bayern Dortmund schlägt sich ins Finale durch

München/Düsseldorf · Mit Mut und Wille, dank zweier Fehlentscheidungen des Schiedsrichters und Münchner Standschwierigkeiten hat der BVB das Endspiel des DFB-Pokalwettbewerbs erreicht. Torwart Langerak verletzt Lewandowski am Kopf.

FC Bayern München: Robert Lewandowski von Mitch Langerak ausgeknockt
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Langerak knockt Lewandowski aus

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Das tut schon beim Lesen weh. Robert Lewandowski "erlitt neben einer Gehirnerschütterung einen Bruch des Nasenbeins und des Oberkiefers", teilte der FC Bayern München mit. Der Angreifer, den Dortmunds Torhüter Mitch Langerak im Halbfinale des DFB-Pokalwettbewerbs umgehauen hatte, ergänzte mit Blick auf die nächste und übernächste Woche in der Champions League anstehenden Spiele gegen den FC Barcelona das Bulletin per Twitter: "Es sind noch ein paar Tage bis zum Spiel im Camp Nou. Ich hoffe wirklich, dass ich spielen kann." Ziemlich lautes Zwitschern im Walde ist das, wenn man bedenkt, wie bemitleidenswert Lewandowski nach der Attacke ausgesehen hatte. Glasiger Blick, unsicherer Gang, fürs Elfmeterschießen mochte Trainer Pep Guardiola auf den Polen als einen seiner normalerweise besten Schützen nicht mehr zurückgreifen.

Die harte Gangart gehörte nach den zaghaften ersten 70 Minuten zum Programm der Dortmunder, die sich nach vier Münchner Fehlschüssen im Elfmeterschießen mit 3:1 durchsetzten und sich fürs Endspiel am 30. Mai qualifizierten. Ein bisschen mag der FC Porto als Vorbild gedient haben, der den Münchnern im Viertelfinal-Hinspiel der Königsklasse (3:1) mächtig zugesetzt hatte. Der Treffer, mit dem Pierre-Emerick Aubameyang Lewandowskis Treffer egalisierte, war "die Schlüsselszene, die wir brauchten", befand Trainer Jürgen Klopp.

Arjen Robben muss 16 Minuten nach Einwechslung verletzt raus
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Robben muss 16 Minuten nach Einwechslung verletzt raus

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Der einstmalige Bundesliga-Abstiegskandidat bewies, dass er wieder über die wichtige Tugend verfügt, sich in entscheidenden Momenten steigern zu können. Er nutzte die Umstände, um sich mit der Finalteilnahme doch noch einem versöhnlichen Ende der Saison und der siebenjährigen Amtszeit ihres scheidenden Trainers zu nähern. Er hat sich nach Berlin durchgeschlagen, bekommt seinen Feiertag und Klopp womöglich die ersehnte Ehrenrunde am Borsiglatz, dem Gründungsort des BVB. Anders als der nach Rumpelstilzchen-Art herumspringende Kollege Pep Guardiola wirkte Klopp während der Begegnung vergleichsweise entspannt. Doch die Entscheidung, Manuel Neuers Schuss an die Latte, setzte die angesammelte Energie in ihm frei. Er lief so schnell zu seinen "Jungs", dass er Minuten später im Fernsehstudio noch außer Atem war.

Die Dortmunder profitierten nicht nur von den slapstickartigen Ausrutschern der Elfmeterschützen Philipp Lahm und Xabi Alonso. Langeraks Paraden und die fehlende Präzision im Abschluss der Münchner (namentlich Bastian Schweinsteiger) ließen sie die 124 Minuten überstehen. Aber auch zwei Fehlentscheidungen von Schiedsrichter Peter Gagelmann: Langeraks Attacke auf Lewandowski buchte er unter "normale Härte" ab, und Marcel Schmelzers Handspiel im eigenen Strafraum erkannte er nicht. "75.000 Zuschauer haben in der einen entscheidenden Szene alles gesehen. Wenn der eine das dann nicht sieht, dann kann ich ihm einen Optiker empfehlen", ätzte der Münchner Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in Richtung des 47-jährigen Schiedsrichters, der vor drei Jahren das Pokalfinale leitete, in dem sich der BVB mit 5:2 gegen die Bayern durchsetzte. Gagelmann gestand seinen Fehler ein, auch Dortmunds Trainer Jürgen Klopp sagte gönnerhaft aus der Position des Siegers, dass der Unparteiische eine Fehlentscheidung zu Gunsten seiner Mannschaft getroffen hatte.

Bayern gehen die Spieler aus

Philipp Lahm, Xabi Alonso, Mario Götze, Manuel Neuer verschießen Elfmeter
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Lahm, Götze, Alonso und Neuer verschießen Elfmeter

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Foto: dpa, tha nic

Den Münchnern gehen in den letzten und entscheidenden Wochen ihrer so fantastisch begonnenen Saison die Spieler aus. Der Nicht-mehr-Bayern-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt diagnostizierte bei seinem Privatpatienten Arjen Robben nach dessen 16-minütigem Kurzeinsatz einen Muskelbündelriss und schrieb ihn bis zum Saisonende krank. Dauerpatient Holger Badstuber fehlt, David Alaba saß in Jeans und Stützgestell auf der Bank, und Tribünengast Franck Ribery lässt mit einer "hammerblöden Knöchelverletzung" (Sportvorstand Matthias Sammer) weiter auf sich warten.

Internet spottet über Elfmeter-Versager
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Foto: Twitter

Es mag zu Guardiolas Plan für die fordernden Maiwochen gehört haben, im Rhythmus zu bleiben und deshalb auch im Spitzenspiel übermorgen bei Bayer Leverkusen seine Hochkaräter aufs Feld zu schicken. Diesen Plan aber kann er nicht verwirklichen. Er muss mit den Kräften der Verbliebenen haushalten und nach der frühzeitigen Entscheidung in der Liga alle schonen, die ihm besonders wichtig sind. Im Pokal war ja ein Viertelfinale in Leverkusen vorangegangen, das die Münchner erst im Elfmeterschießen bestanden. Der Schlagabtausch mit dem BVB hat ihnen den Rest gegeben.

(RP)
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