BVB erkämpft Remis in Ingolstadt "Es fühlt sich an wie eine Niederlage"

Ingolstadt · Nach einer fürchterlichen ersten Halbzeit rettet Borussia Dortmund ein 3:3 beim FC Ingolstadt. Für Trainer Thomas Tuchel ist es keine Überraschung, dass seine Mannschaft so extreme Leistungsschwankungen zeigt.

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Julian Weigl drückte den Rücken durch, holte Luft und redete Klartext. "Es fühlt sich an wie eine Niederlage", sagte er, "wir müssen das hart analysieren und unsere Lehren daraus ziehen." Weigl, das war ihm anzusehen und seinen Worten zu entnehmen, wollte sich mit diesem wilden 3:3 (0:2) beim FC Ingolstadt, das vor allem aus Sicht von Borussia Dortmund einer Fahrt auf einer Achterbahn glich, nicht abfinden. Ein Unentschieden bei einem Tabellenletzten, nur zwei Punkte aus den letzten drei Spielen, nein, das entspricht nicht dem Selbstverständnis eines Nationalspielers.

Thomas Tuchel sah sich deshalb nach einem Spiel, in dem seine Mannschaft aus einem 0:2 und einem 1:3 beinahe noch einen Sieg gemacht hätte, dazu berufen, das große Ganze zu betrachten. "Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht", sagte er, außerdem: "Du kannst Erfahrung nicht herbeireden, man muss sie einfach machen." Übersetzt heißt dies: Diese junge Mannschaft kann die hohen Erwartungen, die in Borussia Dortmund gesetzt werden, nicht von heute auf morgen erfüllen. Und schon gar nicht, wenn sie ständig von Verletzungssorgen geplagt wird.

Wie stark die Leistungen der Dortmunder in dieser Saison oszillieren, war in knapp 94 Spielminuten zu betrachten. Die erste Halbzeit - eine Katastrophe. "Völlig wertfrei", sagte Tuchel, wolle er festhalten, dass seine Mannschaft in der ersten Halbzeit nicht bereit gewesen sei sei, "Bundesliga zu spielen, in keinem Bereich". Und ja, räumte er ein, "es war möglich, noch höher zurückzuliegen, so hoch zurückzuliegen, dass kein Comeback mehr möglich ist." Den Sieg, der kurz vor dem Abpfiff noch möglich gewesen wäre, "hätten wir nicht wirklich verdient gehabt".

Ingolstadt hatte mehrfach Entscheidung auf dem Fuß

Tatsächlich hätte Ingolstadt den Gästen schon vor der Pause den K.o. versetzen können, wenn nicht müssen. Almog Cohen (6.) und der starke Dario Lezcano (29.) trafen nach Freistößen von Markus Suttner — und allein Lukas Hinterseer hatte noch zwei Treffer auf dem Fuß. Dann gelang den Dortmundern der Anschluss durch Pierre-Emerick Aubameyang (59.), die Schanzer konterten durch Lezcano (60.), und hätte Moritz Hartmann nicht Sekunden später den Pfosten getroffen ... (61.). Adrian Ramos (69.) und der eingewechselte Christian Pulisic (90.+1) retteten den Punkt.

Dortmund ist einstweilen Tabellensechster in der Bundesliga, nach einem furiosen Start in die Saison muss sich die Mannschaft quälen. "Es geht viel besser", betonte Tuchel, "aber in der Summe der Spiele, in der Summe dessen, was wir da verlangen, habe ich da schon auch Verständnis." Heißt: Seine sehr junge Mannschaft ist noch längst nicht so weit, die mentalen und körperlichen Anforderungen, die unter schwierigen Bedingungen an einen Champions-League-Teilnehmer gestellt werden, so mir nichts, dir nichts zu bewältigen. "Es ist normal", sagte er, "solche Phasen auch zu erleiden."

Und deshalb, betonte Tuchel, sei er auch "sehr weit davon entfernt", seiner Mannschaft nach Spielen wie in Ingolstadt einen Vorwurf zu machen. Auch, wenn einige meinen, ein Unentschieden fühle sich an wie eine Niederlage.

(seeg/sid)
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