Borussia Dortmund Watzke spricht nicht vom Titel, nur vom Umbruch

In den Kader von Borussia Dortmund ist viel Bewegung geraten. Nach dem Verlust von drei Stars ist Trainer Tuchel mächtig gefordert. Viel wird davon abhängen, ob die verpflichteten Talente ihrem Ruf gerecht werden. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist zuversichtlich.

Die mutige Personalpolitik bezeichnete Hans-Joachim Watzke als "alternativlos".

Die mutige Personalpolitik bezeichnete Hans-Joachim Watzke als "alternativlos".

Foto: dpa, bt htf

Wenig Erfahrung, viel Talent - Borussia Dortmund ist am Montag in eine knifflige Saison mit vielen Fragezeichen gestartet. Dank der Transfers von Henrich Mchitarjan, Mats Hummels und Ilkay Gündogan erlöste der Revierklub zwar die Bundesliga-Rekordsumme von knapp über 100 Millionen Euro, verlor aber viel sportliche Qualität. Die drei Routiniers wurden bisher vor allem durch junge, vielversprechende Profis ersetzt. "Es ist fraglos der größte Umbruch der vergangenen zehn Jahre", bekannte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in einem Interview der dpa.

Die mutige Personalpolitik bezeichnete Watzke als "alternativlos". "Mats Hummels kann man nicht eins zu eins ersetzen. Von Spielern seiner Qualität und Ausrichtung gibt es nur fünf auf der Welt", kommentierte der BVB-Chef. Obwohl der Personaletat mittlerweile auf über 100 Millionen Euro gestiegen sei, könne der BVB mit den größten europäischen Topclubs noch immer nicht mithalten: "Deshalb leisten wir diese Sisyphos-Arbeit. Wir müssen immer wieder den großen Stein nach oben rollen, und irgendwann fällt er eben - wenn uns ein Spieler verloren geht - wieder ein Stück weit runter."

Nach Einschätzung von Watzke wird der FC Bayern die kommende Spielzeit erneut dominieren: "Wer heute ausruft, Bayern-Jäger zu sein, ist sowieso nicht mehr ganz frisch. Die haben mit Mats Hummels noch eine unglaubliche Verstärkung hinzubekommen. Hummels, Boateng und Neuer - ich weiß gar nicht, wie die Bayern in der kommenden Saison viele Gegentore bekommen wollen."

Ein Zweikampf zwischen München und Dortmund um den Titel sei deshalb illusorisch. Der BVB sei vielmehr gut beraten, realistischere Ziele ins Visier zu nehmen: "Uns ist aufgrund des beschriebenen Umbruchs völlig klar, dass der BVB-Motor noch etwas stottern kann. Aber wir haben hochtalentierte Spieler bekommen, die in Europa einen Namen haben. Die Qualifikation für die Champions League ist auch 2016/2017 unser klares Ziel."

Das Schmerzensgeld für Mchitarjan fiel mit 42 Millionen Euro üppig aus und trug dazu bei, dass der BVB nach den weiteren Verkäufen von Hummels (35 Millionen Euro) und Ilkay Gündogan (25 Millionen Euo) auf den Transfermarkt den bisherigen Liga-Bestwert des VfL Wolfsburg (97,1 Millionen Euro) aus dem vergangenen Sommer 2015 überbot.

Das erleichtert die Suche nach weiteren Verstärkungen. "Wir werden auf der Transferseite noch etwas machen. Darauf haben Sportdirektor Michael Zorc, Trainer Tuchel und ich uns verständigt", kündigte Watzke an. Schlagzeilen über das vermeintliche Interesse der Borussia an Nationalspieler André Schürrle (Wolfsburg) oder Mario Götze (München) wollte er nicht kommentieren: "Aber unsere Antwort zu dieser Frage lautet, es wird zu keinem Spieler etwas gesagt."

Allerdings gestaltet sich der Transfer von Schürrle schwieriger, als dem BVB lieb sein kann. Laut Manager Klaus Allofs will der VfL Wolfsburg den umworbenen Nationalspieler nicht zum Konkurrenten ziehen lassen. "Wir wollen ihn behalten", sagte er am Montag.

Insgesamt investierte Dortmund in diesem Sommer bislang rund 62 Millionen Euro für Sebastian Rode (Bayern München), Marc Bartra (FC Barcelona), Ousame Dembele (Stade Renne), Emre Mor (FC Nordsjaellend), Raphael Guerreiro (FC Lorient) und Mikel Merino (CA Osasuna). Allerdings musste Trainer Tuchel beim Trainingsauftakt, bei dem nur athletische und medizinische Tests stattfanden, auf vier Neuzugänge verzichten. Bartra und Mor erhielten nach ihrem EM-Aus noch drei Wochen Urlaub. Darüber hinaus hat auch Merino noch frei.
Guerreiro steht mit Portugal im EM-Halbfinale - genau wie der deutsche Nationalspieler Julian Weigl.

(dpa)
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