130 Millionen Euro auf der Bank Großes Tennis — BVB siegt 6:0, 6:0

Dortmund · Thomas Tuchel spielt seit seiner Jugend Tennis, er hat Henrich Mchitarjan einst sogar ein Buch über die psychologische Kriegsführung im Spiel geschenkt. Doch das hatte der Trainer von Borussia Dortmund wohl auch selten erlebt: ein 6:0, 6:0.

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Foto: dpa, a hak

Zwölf Tore von zehn verschiedenen Schützen in 67 Stunden lassen den BVB von einer grandiosen Saison träumen. Großes Tennis eben. Dabei saßen nach Tuchels Rotation noch mehr als 130 Millionen Euro Marktwert auf der Bank.

Der geschonte Mario Götze, Pierre-Emerick Aubameyang und einige andere Stars sahen am Samstag von der Bank oder Tribüne aus, wie die Jungstars der Borussia drei Tage nach dem Kantersieg in der Champions League bei Legia Warschau auch Darmstadt 98 bis aufs Blut quälten. "Wir haben nicht 14, sondern 18, 20 oder 21 Topspieler", sagte Nationalspieler Julian Weigl: "Es wäre schön, wenn ein 6:0 unser Standardergebnis wäre."

Das wird es wohl nicht werden - aber der BVB sieht sich laut Weigl "absolut auf dem richtigen Weg". Der Trainer sparte sich hingegen bei der Pressekonferenz demonstrativ jeden euphorischen Satz - für Tuchel zählt nicht die Momentaufnahme, sondern immer das nächste Match. "Wir haben das Optimum herausgeholt, wir waren aber auch zweimal klarer Favorit. Wir werden am Dienstag und Freitag weiter abgeprüft", mahnte Tuchel: "Wir sind gut beraten, unsere Ansprüche hochzudrücken. Anders geht's nicht."

Eines hat der BVB schon erreicht: Vom ärgerlichen 0:1 beim Aufsteiger RB Leipzig vor einer Woche spricht kaum jemand mehr. War da was? "Das war eine gute Reaktion", sagte Sebastian Rode, der wie Doppeltorschütze Gonzalo Castro (7./78.) sogar mit der Hacke getroffen hatte (84.). Er ärgerte sich sogar noch ein wenig, denn "wir hätten das viel, viel höher herausschießen können".

Die Ansprüche sind angesichts des gewaltigen Talents im Kader zu Recht hoch. Das überragende Duo Ousmane Dembélé/Raphael Guerreiro (19/22) dribbelte und kombinierte auf links alles durcheinander, Christian Pulisic (54.) traf am Tag vor seinem 18. Geburtstag, zwei weitere Tore bereitete er vor. Auch der eingewechselte Emre Mor, 19, erzielte noch sein Premierentor (88.) in der Bundesliga.

Welchen Wirbel die spielstarke Jugend entfachte, war am Samstag bestens an den Aussagen von Norbert Meier abzulesen. "Als neutraler Beobachter hätte man sich daran erfreuen können", sagte der 98-Trainer konsterniert. "Wir waren dem Gegner in keiner Phase gewachsen. Sie sind schlicht nicht unsere Kragenweite. Das 0:6 entspricht absolut dem Spielverlauf."

Die nächsten Gegner dürften schon eher die Dortmunder Kragenweite haben. Am Dienstag geht es zum VfL Wolfsburg (20 Uhr/Live-Ticker), am Freitag kommt der SC Freiburg, am Dienstag danach Real Madrid. Dann geht es schon wieder nach Leverkusen. Mit weiteren Tennis-Ergebnissen ist vorerst nicht zu rechnen — auch nicht, wenn die 130 Millionen Euro wieder auf dem Platz stehen.

(sid)
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