Borussia Dortmund Echte Arbeit statt rauschende Gala

Dortmund · Der BVB scheint für den Champions-League-Knüller gegen Real Madrid gerüstet. Auch wenn es beim 3:1 über den mutigen Aufsteiger SC Freiburg kein Torfestival wie zuletzt gab. Und die Fans schließen Frieden mit Rückkehrer Mario Götze.

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Dortmund - Freiburg

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Der Sieg fiel schwerer als zuletzt, stimmte Thomas Tuchel aber geradezu euphorisch. Obwohl seinem Team beim 3:1 (1:0) gegen Freiburg kein so rauschendes Torfestival gelang wie zuletzt gegen Warschau (6:0), Darmstadt (6:0) und Wolfsburg (5:1), schien der Trainer von Borussia Dortmund über den mühseligen Arbeitssieg sogar erleichtert. "Das hat uns bis jetzt gefehlt. Auch mal eine schwierige Phase zu überstehen", kommentierte der Fußball-Lehrer. Nur vier Tage vor dem Champions-League-Duell mit Real Madrid kam ihm die Gegenwehr der Freiburger überaus gelegen: "Die Erfahrung, diese Phase der Unsicherheit überstanden zu haben, ist im Moment Gold wert."

Anders als in den drei BVB-Partien zuvor fand der Gegner probate taktische Mittel, um die Spielfreude der Borussia zumindest phasenweise zu unterbinden. Nach dem Anschlusstreffer von Maximilian Philipp (60. Minute) zum zwischenzeitlichen 1:2 durfte der Aufsteiger gar auf eine Überraschung hoffen. Erst in der Nachspielzeit stellte Neuzugang Raphael Guerreiro (90.+1) den verdienten Dortmunder Sieg sicher. Zuvor hatten Pierre-Emerick Aubameyang (45.) und Lukasz Piszczek (53.) für eine nur scheinbar sichere 2:0-Führung gesorgt. "Nach den ganzen hohen Siegen ist das eine Erfahrung zum perfekten Zeitpunkt. Das hilft uns zusammenzuwachsen", befand Tuchel.

Mehr noch als über die Einstellung des BVB-Vereinsrekords mit nunmehr 24 Heimspielen in Serie ohne Niederlage wurde in Dortmund über das erste Heimspiel von Mario Götze seit seiner Rückkehr zum Revierclub geredet. Wohl auch aus Rücksicht auf mögliche Unmutsbekundungen mancher Fans, die dem Weltmeister noch immer seinen Wechsel zum FC Bayern 2013 verübeln, setzte Tuchel den Weltmeister erst im vierten Pflichtspiel vor eigenem Publikum ein.

Abgesehen von einigen Pfiffen aus dem Ultra-Block wurde Götze vom Publikum freundlich empfangen. Aus seiner Erleichterung machte er keinen Hehl. "Ich hatte sehr viel Respekt vor diesem Abend. Aber es war sehr, sehr positiv und ich bin sehr, sehr glücklich, wie es gelaufen ist. Es war einfach ein emotionaler und schöner Moment", kommentierte Götze sein Heim-Comeback nach 1248 Tagen.

Ähnlich positiv bewertete Tuchel die Reaktion der Zuschauer: "Die absolute Mehrheit hat Solidarität bekundet, um die Pfiffe zu übertönen." Der Coach ist deshalb guter Dinge, dass die leidige Diskussion der vergangenen Wochen über Götzes Rückkehr schon bald zu Ende ist. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Dauerthema sein wird."

Getrübt wurde die Freude über den vierten Bundesliga-Saisonsieg jedoch von einer Blessur des Torjägers Aubameyang. Humpelnd machte sich der afrikanische "Fußballer des Jahres" nach dem Spiel auf den Heimweg. Dennoch hofft Tuchel, dass sein bester Schütze am Dienstag gegen Real zur Verfügung steht: "Er hat zweimal einen Schlag abbekommen, aber durchgespielt. Deshalb gehe ich davon aus, dass nichts Schwerwiegendes ist. Aber da müssen wir abwarten."

Weil der mögliche Aubameyang-Ersatz Adrian Ramos wegen einer Zerrung im Adduktoren-Ansatz gegen Freiburg kurzfristig ausfiel, droht gegen Real ein gravierendes Personalproblem in der Angriffsmitte. "Jetzt darf wirklich nichts mehr passieren", sagte Tuchel.

Im Gegensatz zum BVB kann der SC Freiburg nach der kräftezehrenden Englischen Woche nun erst einmal für einige Tage regenerieren. Trotz der Niederlage in Dortmund überwogen positive Gefühle. "Wir haben nach dem Sieg gegen den Hamburger SV wieder ein gutes Spiel gemacht. Auf diese Leistung können wir auf jeden Fall aufbauen", urteilte Mittelfeldspieler Vincenzo Grifo.

Vor allem die erste Viertelstunde in Dortmund, die der SC gegen den Favoriten dominierte, macht Mut für die kommende Partie gegen Frankfurt. "Schade, dass uns in den ersten 15 Minuten kein Tor gelungen ist", klagte Christian Streich. Dennoch fand der Fußball-Lehrer auch lobende Worte für sein Team: "Meine Mannschaft ist viel gelaufen und hat das taktisch sehr ordentlich gemacht — alles mit Leidenschaft und immer mit dem Willen dranzubleiben."

(dpa)
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