Borussia Dortmund Schürrle blüht unter Tuchel auf

Dortmund · André Schürrle hat ein perfektes Comeback bei Borussia Dortmund gegeben. Die enge Bindung zu Thomas Tuchel scheint ihn zu beflügeln.

Borussia Dortmund: André Schürrle schießt BVB ins Glück
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Schürrle schießt Dortmund ins Glück

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Foto: dpa, a hak

Der Adrenalinschub wirkte lange nach. Schürrle schwebte kurz vor Mitternacht immer noch in höchsten Sphären, als Trainer Tuchel bemerkenswerte Sätze über ihn sprach. "Man muss ihn sicher nicht täglich in den Arm nehmen", sagte der Trainer von Borussia Dortmund nach Schürrles Traumtor zum 2:2 (1:1) gegen Real Madrid. "Aber er braucht diese Nähe, um der Beste zu sein, der er sein kann. Er braucht eine besonders enge Bindung zum Trainer, den Draht, um seine beste Leistung zu bringen."

Diese Bindung, das tägliche Feedback, Kritik und Ansporn — das alles ist beim BVB gegeben. Diese Atmosphäre ist für den deutschen Weltmeister ungemein leistungsfördernd. "Es passte hier vom ersten Moment an", berichtete er, bevor er im Trainingsanzug mit schwarzer Baseballkappe selig das Stadion verließ: "Ich habe ein Lächeln auf den Lippen, wenn ich zum Training fahre. Das ist ein geiles Gefühl." Den letzten Satz wiederholte er zweimal.

Sein Comeback nach Verletzungspause hätte nicht besser laufen können. Schürrle kam für die letzte halbe Stunde aufs Feld, und er war sofort der André Schürrle, der er wohl nur unter Thomas Tuchel sein kann. Dynamisch, selbstbewusst, aufrecht, stark, nicht zaghaft und zaudernd, wie man ihn auch schon häufig gesehen hat.

Als ihm in der 87. Minute der Ball vor die Füße fiel, ließ er ihn mit links zum Ausgleich krachend unter der Latte einschlagen. Seine Freude schrie er der gigantischen Südtribüne entgegen. "Vor der Süd zu treffen, die Fans jubeln zu sehen — geil", sagte er. Allerdings sei seine Knieverletzung "wieder ein bisschen aufgebrochen".

Auch dank Schürrle hat die Borussia ihren Härtetest auf allerhöchstem Niveau bestanden. Wie hoch der Anspruch ist, was in dieser Saison möglich sein könnte, zeigten die Reaktionen. In der Halbzeitpause, berichtete Tuchel, "hatte ich das Gefühl, als wären wir sehr unzufrieden. Das war wie eine große Enttäuschung, dass es nur 1:1 steht. Da waren die Spieler fast schon zu streng zu sich."

Nach dem Abpfiff waren einige Spieler und auch Tuchel ebenfalls "nicht zu einhundert Prozent zufrieden". Schürrle betonte: "Die Mannschaft feiert das Unentschieden in der Kabine nicht ab. Da kann noch viel mehr kommen." Der Trainer schwankte zwischen Stolz auf seine junge Mannschaft und dem Gefühl, dass ein Sieg drin gewesen wäre. "Das wäre das Beste gewesen. Ich will dabei aber gar nicht unverschämt und unzufrieden klingen."

Auch für den Trainer war es schließlich ein Debüt. Das erste Champions-League-Heimspiel, ein ausverkaufter Signal-Iduna-Park, Real Madrid. "Davon traust du dich nicht zu träumen, wenn Du als Jugendtrainer meinst, deine Passion gefunden zu haben", sagte Tuchel. "Das ist ein großes Geschenk und eine super Erfahrung."

559 Tage hatte es gedauert, bis die Königsklasse wieder nach Dortmund kam. Tuchel aber kam es kürzer vor — auch die Europa-League-Duelle mit dem FC Porto, Tottenham Hotspur und dem FC Liverpool waren Festtage. "Ich hatte nie den Eindruck, als bräuchten wir eine Ehrenrunde, um uns wie im Tennis wieder hochzufordern", sagte Tuchel. "Das hätten wir uns auch letztes Jahr schon zugetraut." Eine Schlagzeile aus Spanien schien das zu bestätigen: "Borussias Spiele", schrieb die Sportzeitung AS, "sind wie Abenteuerkino."

(sid)
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