Gerüchte um den DFB-Kapitän Wollen die Bayern Schweinsteiger noch?

Düsseldorf/München · Bei Trainer Guardiola bekommt er keine Stammplatzgarantie. Mit Blick auf die EM braucht er aber Einsätze im Klub.

FC Bayern München: Bastian Schweinsteiger für 500. Pflichtspieleinsatz geehrt
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Schweinsteiger für 500. Pflichtspiel für den FC Bayern geehrt

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Am Montag hat die Fußballfirma Bastian Schweinsteiger die Öffentlichkeit bildschön geleimt. Über die Nachrichtendienste und in den sogenannten sozialen Medien liefen Meldungen und flimmerten Filmchen, in denen der Nationalmannschaftskapitän seine unverbrüchliche Liebe zum FC Bayern München bekannte. Im Hintergrund standen zwei Chipstüten. Sie zeigten, dass Schweinsteiger das Treuebekenntnis zu seinem Klub während einer Werbedrehpause ablegte.

Am Dienstag wurde bekannt, dass dieser Dreh und damit auch der Treueschwur fünf Wochen zurückliegen. Und niemand weiß, ob der Weltmeister von Rio sein Bekenntnis heute erneuern würde. Beim Trainingsauftakt seiner Mannschaft heute kann ihn niemand fragen. Denn Schweinsteiger genießt wie seine Nationalmannschaftskollegen, die im Juni noch für die DFB-Auswahl im Einsatz waren, Schonfrist bis zum 11. Juli.

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Foto: dpa/Sven Hoppe

Spekuliert wird sicher auch noch über diesen Termin hinaus. Denn bei aller Lust, die Schweinsteiger nach 17 Jahren im Klub noch auf den FC Bayern hat, stellt sich seit Monaten die Frage, wie viel Lust der FC Bayern auf den 30-Jährigen hat.

Schließlich ist der Verein nicht mehr unbedingt dem Grundsatz des Familiären verpflichtet, den ihm der einstige Manager und Präsident Uli Hoeneß verpasste. Seit Hoeneß seine Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung absitzt, weht ein anderer Wind im Klub. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Patron neuerdings als Freigänger für die Jugendabteilung arbeiten darf.

In seiner Abwesenheit befehligt Vereinschef Karl-Heinz Rummenigge ein deutlich kühler agierendes Wirtschaftsunternehmen. Langjährige Klubzugehörigkeit zählt da nicht mehr dringend als Empfehlung. Als Orientierung für die Entscheidungen dient nicht allein die Aussicht auf Erfolg, das war natürlich schon bei Hoeneß so, sondern unterdessen vor allem der Wille von Trainer Pep Guardiola. Die Mannschaft wurde bereits nach den Wünschen des Katalanen umgebaut. Und er setzte sich in einem Aufsehen erregenden Machtkampf sogar gegen die komplette medizinische Abteilung durch.

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Foto: ddp

Der beleidigte Rückzug von Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, den Generationen von Bayern-Spielern (und Nationalspielern) im Range einer Ikone der Sportmedizin sehen, war Ausdruck grandios veränderter Verhältnisse in München. Die verbliebene Ikone im Klub ist nun der Trainer selbst. Er wurde vor zwei Jahren bereits mit entsprechender Wundergläubigkeit aller Beteiligten im Verein begrüßt. Und es hat sich noch niemand getraut, laut zu fragen, warum seine Mannschaft in zwei Spielzeiten stets in der entscheidenden letzten Saisonphase bemerkenswerte Einbrüche erlebte. Stattdessen wird immer noch jeder kleine taktische Einfall als Geniestreich und jede Auswechslung als Ergebnis tiefschürfender Überlegungen im Elfenbeinturm der Fußball-Wissenschaft gefeiert.

Deswegen widerspricht niemand Guardiolas taktischen Vorstellungen. Nicht einmal Schweinsteiger, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Dabei hätte er eigentlich Grund zur Klage. Denn er gehört nicht zu jenen, die der Trainer auf deren Wunschposition einsetzt. Während sich Schweinsteiger seit den Tagen von Louis van Gaal als zentrale Kraft im defensiven Mittelfeld, als Spielgestalter sieht, versetzt ihn Guardiola gern einige Stationen nach vorn. Der Katalane zieht den Spanier Xabi Alonso in der zentralen Rolle vor, obwohl der im Vergleich zu Schweinsteiger auf jeden Fall keine Schnelligkeitsvorteile hat. Darüber hinaus sollte Schweinsteiger auch mal den Beweis führen, ein Jahr ohne längere Verletzungspause durchhalten zu können. Guardiola wird daran seine Zweifel haben, denn in zwei Jahren der Zusammenarbeit musste der Spieler anerkennen, was der späte Boris Becker so schön gesagt hat: "Der Zahn der Zeit ist auch an mir nicht spurlos vorübergegangen."

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Foto: afp, CS/apr

Wenn er bei der EM im nächsten Jahr eine bedeutende Rolle spielen will, braucht Schweinsteiger Spielpraxis im Verein. Das weiß er selbstverständlich. Und weil er ebenso sicher weiß, dass ihm Guardiola beim Überangebot erstklassiger Mittelfeldakteure keine Garantie auf einen Stammplatz bei den Bayern geben wird, hält er die Augen weiter offen. Manchester United, dort trainiert sein Förderer van Gaal, ist nach wie vor interessiert. Gespräche über seine Zukunft würden im Sommer geführt, hat Schweinsteiger gesagt. Den Juni erklärte er als ausgewiesener Kenner der Jahreszeiten zum Frühsommer. Spätestens seit dieser Woche aber ist sicher auch für Schweinsteiger Sommer. Zeit für klare Bekenntnisse. Nicht nur bei Dreharbeiten.

(RP)
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