Erpressung, Verleumdung, Spionage Hoeneß litt in seiner Haft unter psychischen Belastungen

München · Uli Hoeneß, früherer Präsident von Rekordmeister Bayern München, muss in der Haft ein wahres Martyrium erlebt haben.

Das geht aus dem Beschluss des Landgerichts Augsburg zu Hoeneß' vorzeitiger Entlassung hervor, aus dem das Nachrichtenmagazin Focus zitiert. Hoeneß sei demnach verleumdet, erpresst und ausspioniert worden. Ein Fall von Erpressung ist bereits öffentlich geworden, der Täter inzwischen verurteilt.

Hoeneß, der nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung bereits am 29. Februar nach nur der Hälfte der vorgesehenen Haftzeit von dreieinhalb Jahren auf freien Fuß kommen soll, habe in der Haft unter den psychischen Belastungen gelitten, heißt es weiter. Von "totaler medialer Beobachtung" ist die Rede, außerdem habe er sich nie vor "massiven Nachstellungen oder öffentlichen Bloßstellungen" sicher sein können.

Dennoch sei Hoeneß (64) ein vorbildlicher Häftling gewesen. In der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech, wo er zunächst einsaß, habe er ihm aufgetragene Tätigkeiten wie die Arbeit in der Kleiderkammer "gewissenhaft und sorgfältig" erledigt. Gegenüber Bediensteten und Mitgefangenen sei er stets respektvoll aufgetreten, überdies kameradschaftlich und hilfsbereit gewesen. Nie habe er irgendwelche Allüren an den Tag gelegt oder angedeutet, dass er sich "für etwas Besseres" hielt.

Dieses Verhalten trug ebenso zur vorzeitigen Entlassung bei wie die Tatsache, dass sich Hoeneß durch seine - letztlich unzulängliche - Selbstanzeige selbst "ans Messer geliefert" habe, wie das Landgericht in seinem achtseitigen Beschluss feststellt. Positiv bewertet wurde neben Hoeneß' sozialem Engagement auch, dass er die fällige Steuerrückzahlung in Höhe von mindestens 43 Millionen Euro "eigeninitiativ" und "vollumfänglich" beglichen habe. Das Geld, so die Kammer laut Focus, stammte "aus dem eigenen erworbenen Vermögen" von Hoeneß.

Hoeneß wird nach seiner anstehenden Haftentlassung im Juni das Geheimnis um seine künftige Rolle in der Spitze des deutschen Fußball-Rekordmeisters Bayern München lüften. Das bestätigte Münchens Ehrenpräsident Franz Beckenbauer am Samstag beim Pay-TV-Sender Sky.

"Ich habe", berichtete Beckenbauer über ein Gespräch mit Bayerns momentan noch als Freigänger geführtem Ex-Präsident am vergangenen Donnerstag, "länger mit ihm auf der Geschäftsstelle gesprochen. Er wird nach der Haftentlassung in Urlaub gehen, dann hat er wieder Zeit, nachzudenken. Im Juni wird er seine Entscheidung bekannt geben. Wie er sich entscheiden wird, das weiß ich nicht. Das hat er mir auch nicht gesagt."

Beckenbauer unterstrich jedoch ausdrücklich seinen Wunsch, Hoeneß nach dem vorzeitigen Ende der Haft wegen Steuerhinterziehung von 28, Millionen Euro wieder in verantwortlicher Position beim Branchenprimus zu sehen. "Er ist nun einmal das Gesicht des FC Bayern. In welcher Position, das muss er selbst wissen", sagte der Kaiser bei Sky.

(seeg/sid)
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