Präsident des Rekordmeisters Hoeneß verteidigt Bayerns Transferpolitik

Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat die Kritik an der Transferpolitik des Rekordmeisters zurückgewiesen. Am Samstag starten die Münchner in die neue Saison.

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Foto: dpa, Alexander Hassenstein

Carlo Ancelotti sitzt entspannt auf einer Rattan-Couch im Garten, vor ihm lodert ein kleines Feuer. "Ich genieße meine letzten Urlaubstage, bevor die Arbeit wieder beginnt", schreibt der Trainer von Bayern München zu jenem Facebook-Foto. Ab Samstag (16.00 Uhr), wenn der Meister in die Vorbereitung auf die neue Saison startet, wird es für den 58 Jahre alten Italiener wieder ernst.

In seinem zweiten Jahr beim deutschen Fußball-Rekordchampion muss Ancelotti liefern. Schon nach der Meistersause auf dem Rathausbalkon hatte Präsident Uli Hoeneß mit Nachdruck erklärt, "dass ein Titel auf Dauer ein bisschen wenig ist".

Der Druck beim FC Bayern ist wie immer groß. Schon seit Wochen wird darüber diskutiert, ob die Münchner mit den Transfers der Nationalspieler Sebastian Rudy (ablösefrei) und Niklas Süle (25 Millionen Euro) aus Hoffenheim, Rekordmann Christian Tolisso (Olympique Lyon/41,5) und Serge Gnabry (Werder Bremen/8) für den neuerlichen Angriff auf Europas Fußball-Thron gerüstet seien.

Uli Hoeneß sah sich deshalb vor dem Trainingsstart genötigt, die Einkaufspolitik der Bayern zu verteidigen. "Wir reden alle von einem Neuaufbau und dass die Zukunft des FC Bayern München gestaltet werden müsse - und dann macht das der FC Bayern, holt junge Spieler im Alter zwischen 20 und 22 Jahren, und es gibt auch wieder Kritik", sagte der 65-Jährige dem kicker: "Aber einen Neuaufbau kann man nicht machen, indem man 100-Millionen-Transfers für 29- und 30-Jährige durchzieht. Das ist doch keine Politik."

"Von Alibikäufen halte ich nichts"

Über 100 Millionen Euro Ablöse für einen Marco Verratti von Paris St. Germain oder 25 Millionen Jahresgehalt für Alexis Sánchez vom FC Arsenal wollen die Münchner nicht bezahlen. "Wenn wir es erzwingen wollen, dass wir Champions-League-Sieger werden, müssen wir viel Geld rausschmeißen. Von Alibikäufen halte ich aber nichts", sagte Hoeneß: "Man muss den jungen Spielern viel mehr Vertrauen geben, selbst wenn wir dann zwei Jahre lang nur Meister werden sollten und sehen müssen, was international möglich ist."

Hoeneß ordnete in diesem Zusammenhang auch sein "Granaten"-Zitat noch einmal ein. "Ich wollte nur darauf hinweisen, dass wir eine sehr gute Mannschaft haben - und wenn du die verstärken willst, musst du extrem viel Geld in die Hand nehmen und hast trotzdem nicht die Garantie, dass du die Champions League gewinnst. Es war in keiner Weise eine Aussage, dass wir das tun werden." Dass der FC Bayern in den kommenden Wochen trotzdem noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv wird, ist dennoch nicht auszuschließen.

Am Samstag muss Ancelotti zunächst aber mit einer Rumpftruppe vorliebnehmen. Nur neun Profis um Thomas Müller, Mats Hummels und Franck Ribéry stehen zur Verfügung. Am 10. Juli steigen Spieler wie Arjen Robben oder Robert Lewandowski ein, die Anfang Juni noch Länderspiele absolviert hatten. Die Confed-Cup- und U21-EM-Teilnehmer wie Joshua Kimmich, Süle, Rudy oder Gnabry starten erst am 29. Juli.

Offen ist weiterhin die Zukunft von Douglas Costa, der mit Juventus Turin in Verbindung gebracht wird. Renato Sanches soll eine zweite Chance erhalten, so Hoeneß: "Ich bin dafür, dass wir es noch ein Jahr mit ihm probieren."

Angeschlagen sind derzeit noch Jerome Boateng und Javi Martínez sowie Torwart Manuel Neuer und sein Ersatz Sven Ulreich. Neuer soll spätestens zum Bundesliga-Auftakt Mitte August wieder fit sein, für die China-Tour (16. bis 28.7.) fällt er aus.

(sid)
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