Bayern-Präsident Hoeneß schickt Kampfansage nach Leipzig

München · Ulis Krönungsmesse, ein wichtiger Duselsieg, Attacken auf "Feinde" und "Rivalen": Im Zuge der Rückkehr von Patron Uli Hoeneß entdeckt der FC Bayern sein "Mia san mia" wieder.

FC Bayern München: Karl-Heinz Rummenigge gratuliert Uli Hoeneß zur Wahl
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Rummenigge gratuliert Hoeneß zur Wahl

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Foto: dpa, mbk sab

Uli Hoeneß war gleich wieder auf Betriebstemperatur. Noch möge RB Leipzig an der Spitze der Bundesliga-Tabelle drei Punkte Vorsprung auf seinen FC Bayern haben, sagte der zurückgekehrte Klubpatron nach dem 2:1 (1:1)-Duselsieg gegen Bayer Leverkusen, "aber die kommen demnächst nach München...". Spätestens am 21. Dezember, stellte Hoeneß im ZDF-Sportstudio klar, würden die Herrschaftsverhältnisse im deutschen Fußball wieder geradegerückt, "davon bin ich überzeugt".

Die Hoffnungen liegen dabei auch und gerade auf Uli Hoeneß. Das war bereits am Freitagabend bei der Jahreshauptversammlung zu spüren, wo ihm knapp 7000 Mitglieder zu einer triumphalen Rückkehr ins Präsidentenamt verhalfen. "Ich verspreche euch, ich werde euch nicht enttäuschen!", rief Herrscher Hoeneß dem Wahlvolk danach zu. Mia san jetzt wieder mia, sollte das heißen, und wir gehören nach oben!

Diese Einstellung wurde deutlich, als Hoeneß Leipzig unter dem Jubel der Fans zum "zweiten Feind" neben Borussia Dortmund machte. Auch wenn er sich tags darauf bei RB und BVB für diesen "totalen Fehlgriff" entschuldigte, zeigte dieser Ausfall doch: Hoeneß hat sein Gespür für den Moment, in dem er die "Abteilung Attacke" reiten muss, in 21 Monaten Gefängnis nicht verloren.

Wie in seinen besten Zeiten teilte Hoeneß zu einem Zeitpunkt aus, an dem es den Bayern trotz wirtschaftlicher Traumzahlen mit einem Rekordgewinn von 33 Millionen Euro sportlich nicht so gut geht. Hoeneß bejubelte die Tore von Thiago (30.) und Weltmeister Mats Hummels (56.) auf der Tribüne ausgelassen an der Seite seiner Frau Susi, doch auch er hatte erkannt, "dass wir derzeit nicht so gut spielen, wie wir es können". Und es ist davon auszugehen, dass er dies auch der Mannschaft gesagt hat, als er sie nach dem Spiel für etwa 20 Minuten in der Kabine besuchte.

"Vollstes Vertrauen" in Ancelotti

Es sei "eine Tatsache", dass die unter Pep Guardiola gewohnte Dominanz verloren gegangen sei, bemängelte Hoeneß. Trotz zweimaliger Führung sei es der Mannschaft von Trainer Carlo Ancelotti nicht gelungen, "den Gegner zu beherrschen". Warum das so ist, konnte Hoeneß nicht erklären. Ancelotti machte er (noch) nicht für die Probleme verantwortlich. Am Freitagabend hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge dem Coach "unser vollstes Vertrauen" ausgesprochen.

Der Italiener selbst war "nicht ganz zufrieden" mit dem Auftritt seiner Elf. Diese hatte Glück, dass sie nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Hakan Calhanoglu (35.) nicht noch einmal bestraft wurde für ihre Nachlässigkeiten. Doch Schiedsrichter Marco Fritz (Korb) übersah das absichtliche Handspiel von Javi Martínez (83.) gegen Kevin Volland und verweigerte Bayer den fälligen Elfmeter ebenso wie Rot für den Spanier. "Es gibt Situationen, da ist ein Sieg wichtiger als schön zu spielen", sagte Ancelotti.

Kapitän Philipp Lahm, den Ancelotti diesmal ins Mittelfeld beordert hatte, warb um Geduld mit dem Coach. "Wir müssen in dieser schwierigen Phase zusammenstehen", sagte er ganz in der Manier eines Sportdirektors, der er laut Rummenigge spätestens 2018 sein soll, "dass wir uns noch verbessern können, ist auch klar."

Aber, so berichtete der erneut blasse Thomas Müller, "wir tun uns nicht so leicht, wie das schon mal war". Hummels sah einen "Sieg der Mentalität, nicht der Klasse". Dass dieser auch noch zufällig zustande kam, sprach dabei Bände: Vorlagengeber Joshua Kimmich war beim 2:1 gar nicht als Eckenschütze vorgesehen, trat aber an, weil sonst keiner kam, wie Hummels berichtete.

Und so war es "ein schönes, aber kein perfektes" Münchner Wochenende, wie Hummels festhielt. Bis zum 21. Dezember ist ja noch ein bisschen hin.

(sid)
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