Innenverteidiger gehen angeschlagen ins Spiel Boateng und Hummels — Bayerns tragische Helden

Düsseldorf · Jeromé Boateng und Mats Hummels haben im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League bei Real Madrid (2:4) ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt. An den Innenverteidigern lag es nicht, dass der FC Bayern ausgeschieden ist. Die angeschlagenen Nationalspieler zeigten eine starke Leistung.

Jeromé Boateng (l.) und Mats Hummels stoppen gemeinsam Dani Carvajal.

Jeromé Boateng (l.) und Mats Hummels stoppen gemeinsam Dani Carvajal.

Foto: afp

Die medizinische Abteilung des FC Bayern München war in permanenter Alarmbereitschaft. Während der zweiten Halbzeit des Viertelfinal-Rückspiels der Champions League bei Real Madrid fasste sich Jeromé Boateng immer wieder an die lädierten Innenseiten des Oberschenkels. Der Nationalverteidiger hielt immer Blickkontakt zur Bayern-Bank. Mannschaftsarzt Dr. Volker Braun erwiderte die Blicke, musste aber erst nach dem Ende der regulären Spielzeit einschreiten — oder einschreiten lassen. Boateng wurde genau wie sein Partner Hummels für die Verlängerung fit massiert.

Doch am Ende reichte es nicht, die Bayern verloren nach großartigem Kampf 2:4 nach Verlängerung. Und gerade beim vierten Treffer durch Marco Asensio wurde deutlich, wie viel Kraft die Partie Hummels gekostet hatte. Asensio ließ den Weltmeister wie einen Amateur stehen und schob den Ball an Manuel Neuer vorbei ins Tor.

Nach dem Spiel erhielten Hummels und Boateng sowie die ebenfalls angeschlagenen Robert Lewandowski und Neuer ein Sonderlob von Karl-Heinz Rummenigge. "Es war heute ein extrem emotionales Spektakel. Unsere Mannschaft hat alles gegeben. Man kann vor Hummels, Boateng, Lewandowski oder Neuer, die angeschlagen waren, nur den Hut ziehen", sagte der Vorstandsvorsitzende des Rekordmeisters.

"Alles ausgeblendet"

Die Enttäuschung saß bei Hummels tief. "Jerome und ich haben alles ausgeblendet. Es war so ein Tag, an dem du versuchst, drüberzugehen", sagte er. Seinen lädierten Knöchel habe er mit einem "unfassbaren Tape" stabilisiert, "das war mit dem Ballgefühl nicht ganz einfach". Nach einem Schlag auf die Hüfte in der zweiten Halbzeit habe er "ziemlich auf die Zähne beißen" müssen, ergänzte Hummels, der die meisten Zweikämpfe aller Bayern-Spieler bestritt: "Wir haben bis zum Ende gekämpft und unser Herz auf dem Platz gelassen." Das unglückliche Viertelfinal-Aus tue deshalb besonders weh, betonte er, "das wird noch Nachwehen haben".

Das machte auch Boateng (Adduktorenprobleme) deutlich. "Zehn gegen 14 ist es schwer zu spielen", sagte er mit Blick auf das Schiedsrichtergespann: "Großen Dank an alle, die uns behandelt haben, aber so hast du keine Chance." Jeder habe "für den anderen gekämpft" — vergebens.

Dabei war bis kurz vor dem Anpfiff nicht klar, ob Hummels und Boateng auflaufen können. Hummels hatte wegen einer Sprunggelenksverletzung schon das Hinspiel verpasst, Boateng klagte über Adduktorenprobleme. Doch beide spielten in Madrid und machten ihren Job gut. Zwar verzichtete vor allem Hummels immer wenn er konnte auf Sprints, machte dies aber durch sein Stellungsspiel und seine Zweikampfstärke wett. Boateng waren die Adduktorenprobleme nur bei seinen Diagonalbällen anzumerken, deren Quote ungewohnt schlecht war.

Auch die Bayern-Fans bei Twitter zollten den beiden Nationalspielern großen Respekt. "Vor Hummels und Boateng zieh ich meinen Hut. So schade, dass es heute nicht zum Weiterkommen gereicht hat", schrieb ein User. Ein anderer ergänzte: "Auf Boateng und Hummels muss man heute einfach stolz sein, egal wie das Ganze zu Ende geht. Die geben ihr letztes Hemd bis zum Schluss."

Am Ende hat es leider nicht gereicht. Den Bayern bleibt jetzt noch die Meisterschaft, die allerdings schon fast perfekt ist, und der DFB-Pokal. Dort empfangen sie am kommenden Mittwoch Borussia Dortmund. Ein bisschen Zeit also für Hummels und Boateng, um wieder fit zu werden.

(seeg)
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