Sportdirektor beim FC Bayern Salihamidzic ist die kleinstmögliche Lösung

Meinung | Düsseldorf · Ein Jahr lang hatte der FC Bayern nach der Vertragsauflösung mit Matthias Sammer keinen Sportdirektor. Ein Jahr, um darüber zu diskutieren, ob der Rekordmeister überhaupt so einen Posten besetzen muss – und wenn ja, mit wem. Nun macht Ex-Profi Hasan Salihamidzic den Job. Kleiner konnte die Lösung der Bayern nicht ausfallen.

FC Bayern München: Hasan Salihamidzic als Sportdirektor vorgestellt
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Salihamidzic als Bayern-Sportdirektor vorgestellt

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Ein Jahr lang hatte der FC Bayern nach der Vertragsauflösung mit Matthias Sammer keinen Sportdirektor. Ein Jahr, um darüber zu diskutieren, ob der Rekordmeister überhaupt so einen Posten besetzen muss — und wenn ja, mit wem. Nun macht Ex-Profi Hasan Salihamidzic den Job. Kleiner konnte die Lösung der Bayern nicht ausfallen.

Beim FC Bayern sind sich in der Nachbetrachtung noch immer nicht alle sicher, was Sammer so wirklich in München tat — und noch viel wichtiger: Wie groß sein Anteil am Erfolg war. Sammer nörgelte und mahnte intern und extern (auch nach Siegen) viel, verpasste kaum eine Trainingseinheit, soll sich dafür in Transferfragen zurückhaltend verhalten haben. Vergangenen Sommer trat der ehemalige Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) an der Säbener Straße zurück. Offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Die Bayern entschieden sich zunächst dazu, die Stelle vakant zu lassen, doch dann wuchs die Erkenntnis, dass der Klub doch einen Sportdirektor brauche.

Dass der neue Sportdirektor nicht wie Sammer einen Sitz im Vorstand bekommen sollte, schreckte viele potenzielle Kandidaten wie Gladbachs Manager Max Eberl ab. Ein Job beim FC Bayern? Toll! Aber ein bisschen Macht dürfte es schon sein. Dachte sich auch Philipp Lahm — und beendete seine Karriere als Spieler ohne Anschlussvertrag in München. Der Weltmeister von 2014 wollte nicht nur Chefchen unter Präsident Uli Hoeneß und dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge sein. Salihamidzic, bislang Markenbotschafter des Klubs, schert das nicht, er tritt den Job jetzt auch ohne Sitz im Vorstand an. Ob er irgendwann einmal die Nachfolge der Alphatiere im Klub übernehmen wird? Das steht noch in den Sternen.

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Das ist Hasan Salihamidzic

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Aber Salihamidzic hat ein offizielles Jobprofil: Er soll das Bindeglied zwischen Trainer und Mannschaft und Vorstand und Mannschaft sein. Er soll den Trainer in der täglichen Arbeit mit den Spielern entlasten, aber auch bei Vertragsverhandlungen mit am Tisch sitzen. Er soll wie Sammer auch die Interviews vor und nach Spiel geben, die Spiele von der Bank aus verfolgen. Er soll den Klub nach außen repräsentieren und innen für Ruhe Sorgen. Er soll in seiner Rolle wachsen, stetig mehr Verantwortung übernehmen.

Klingt gut, heißt aber nichts anderes als: Der Champions-League-Sieger von 2001 ist Rummenigges und Hoeneß' Lehrling. Beide Bosse wissen zwar, dass sie nicht ewig weitermachen können, da sie schon über 60 Jahre alt sind, sind aber auch noch nicht bereit, ihre Macht wirklich zu teilen. Ein Beleg dafür? Salihamidzic, in München von allen nur "Brazzo" (deutsch: Bürschchen) gerufen, soll auch für das neue Nachwuchsleistungszentrum verantwortlich sein. Doch Leiter des NLZ ist Jochen Sauer, der zuvor schon bei Red Bull Salzburg in diesem Bereich tätig war.

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Rummenigge und Hoeneß haben den Posten des Sportdirektors mit einem Fan-Liebling neu besetzt und somit endlich Fakten geschaffen. Das ist gut. Der neue Mann hat das vielzitierte Bayern-Gen "Mia san Mia" bereits seit geraumer Zeit verinnerlicht. Auch das passt. Aber die Machtmenschen Rummenigge und Hoeneß haben die Regelung ihrer eigenen Nachfolge auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Machtverhältnisse an der Säbener Straße bleiben durch die Personalie Salihamidzic unberührt. Die Botschaft ist klar: Salihamidzic ist die kleinstmögliche Lösung.

Salihamidzic sollte jedenfalls gewarnt sein. Vor Sammer hatte Hoeneß einst den Ex-Spieler Christian Nerlinger als seinen Nachfolger als Manager bei den Bayern auserkoren, ihm jedoch auch nur einen Teil der Manager-Aufgaben übertragen. Das Resultat war ernüchternd. Nach drei Jahren stellten die Bayern fest, dass Erfahrung in diesem Job wichtiger ist als "Mia san Mia".

(can)
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