Ancelotti-Nachfolger weiter gesucht Kehrt Louis van Gaal zum FC Bayern zurück?

München · Bei Bayern München liegt auch nach der Trennung von Carlo Ancelotti vieles im Argen. Spieler und Vereinsführung sind nun gleichermaßen in der Bringschuld, doch der neue Trainer lässt auf sich warten. Die Bayern beschäftigen sich offenbar auch mit einem alten Bekannten.

 Louis van Gaal bei der Meisterfeier 2011.

Louis van Gaal bei der Meisterfeier 2011.

Foto: dapd, dapd

Es war zeitweilig äußerst ungemütlich am Dienstag in München. Stürmisch. Regnerisch. Das Wetter hatte Symbolcharakter, denn auch der FC Bayern ist derzeit alles andere als eine Wohlfühloase. Unter Hochdruck sucht der Rekordmeister nach der Trennung von Carlo Ancelotti einen neuen Chef, er muss zudem ergründen, wie die sportliche Misere beseitigt und der monatelange Ausfall von Franck Ribery aufgefangen werden kann.

Die Trainer-Spekulation treibt dabei seltsame Blüten. Selbst Gerüchte einer vorübergehenden Rückkehr von "Feierbiest" Louis van Gaal machen inzwischen die Runde, während Ex-Assistent Davide Ancelotti seinen Vater verteidigte. "Es ist hässlich und auch unverständlich, wenn in unserem Fall von einem Clan gesprochen wird", sagte er der Gazzetta dello Sport mit Blick auf Vorwürfe der Vetternwirtschaft.

Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge wollen sich derweil ungestört ihre Gedanken machen, öffentliche Verlautbarungen der beiden Bosse zu den drängenden Themen gab in den letzten Tagen nicht. Dabei hatte das enttäuschende 2:2 (1:0) bei Hertha BSC offenbart, dass die Probleme der Bayern nicht nur an der Seitenlinie standen - sie stehen auch auf dem Rasen.

Zumal beim Franzosen Ribery nun wegen eines Außenbandrisses im linken Knie vom vorzeitige Ende der Hinrunde auszugehen ist. "Man kann nicht nur sagen, dass Carlo Ancelotti Fehler gemacht hat", sagte Ersatz-Kapitän Thomas Müller, und bekräftigte: "Da muss schon jeder vor seiner eigenen Haustür kehren."

Empfehlungen, wie das gehen soll, gab es in den letzten Tagen reichlich, kaum ein Fußball-Experte, der nicht seine Meinung zur heiklen Gemengelage kundtat. Das Gros Bayern-Profis hofft einstweilen, auf andere Gedanken zu kommen. 13 Spieler sind auf Länderspielreise, nur ein Grüppchen verblieb in der aufgewühlten Stimmung an der Säbener Straße.

"Wir haben zumindest eine Woche mal was anderes", sagte Mats Hummels fast schon mit einem erleichterten Unterton. In den Tagen vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg (14. Oktober) sei dann Gelegenheit sichtbare "strukturelle und spielerische Ergebnisse" zu erarbeiten, meinte Hummels. Mit einem neuen Chef?

Hoeneß drängt auf schnelle Lösung

Um rasch wieder Stabilität in Mannschaft und Verein zu bringen, drängt vor allem Präsident Hoeneß auf eine schnelle Lösung. Nach der Pause soll der Ancelotti-Nachfolger spätestens feststehen, schließlich warten dann sieben Spiele in 22 Tagen.

Am Dienstagmittag tauchten Bilder in den Sozialen Netzwerken auf, die Hoeneß bei einem Treffen mit dem ehemaligen Bayern-Coach Pep Guardiola zeigen — zum Mittagessen beim Italiener. Mit einer möglichen Rückholaktion hat das Treffen sicherlich nichts zu tun. Sollte Hoeneß den Spanier allerdings um Rat fragen, wird er ihm wohl zu Thomas Tuchel raten. Die beiden Taktik-Experten haben sich in der Vergangenheit bei einem Treffen angeregt über taktische Finessen und Spielphilosophien ausgetauscht.

Tuchel wird weiterhin als Favorit gehandelt, auch Hoffenheims Julian Nagelsmann ist Gesprächsthema. Wer immer es wird, "wir haben da volles Vertrauen", versicherte Müller, und betonte noch einmal: "Wir müssen schauen, dass jeder Einzelne mehr aus sich herausholt, unabhängig vom Trainer." Hummels ergänzte, das Wichtigste sei, "dass es eine gute Lösung wird". Über Tuchel, den er aus Dortmunder Zeiten kennt, wollte er sich nicht äußern.

"Wichtig ist, dass eine Mannschaft eine klare Struktur und Hierarchie hat - und dass diese auch vom Verein gelebt werden", sagte der ehemalige Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer (50) der Bild, "ich bin sicher, dass die Verantwortlichen des FC Bayern klare Vorstellungen vom Nachfolger Carlo Ancelottis haben und die richtige Entscheidung treffen werden."

Der neue Coach kommt in die schwierigste Bayern-Phase seit einer ganzen Weile. Die Münchner weisen mit 14 Punkten aus sieben Spielen die schwächste Bundesliga-Bilanz seit sieben Jahren auf, sind defensiv nicht zuletzt wegen des langfristigen Ausfalls von Torhüter Manuel Neuer (Mittelfußbruch) äußerst anfällig.

"Ohne Konzentration sind wir nicht mehr die stärkste Mannschaft Deutschlands", urteilte Interimstrainer Willy Sagnol in Berlin knallhart. Fünf Punkte liegen die Bayern in der Bundesliga-Tabelle schon hinter Spitzenreiter Borussia Dortmund, von der Dominanz der letzten Jahren ist nichts zu sehen.

Dass der Franzose Sagnol noch einmal an der Seitenlinie stehen wird, ist unwahrscheinlich. "Ich sollte das Spiel in Berlin übernehmen", sagte er, "über mehr haben wir nicht gesprochen. Alles andere liegt beim Vorstand." Und der ist nun gefordert. Auch Rummenigge und Hoeneß stehen in der Kritik. Eine wegweisende - und vor allem richtige - Personalentscheidung muss her.

(ems)
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