Krösus wittert noch mehr TV-Einnahmen FC Bayern freut sich über Vorstoß von St. Pauli

München · Der Vorstoß von Andreas Rettig zur Dezentralisierung der TV-Vermarktung freut vor allem die Bayern. Sie wittern noch mehr Geld.

Karl-Heinz Rummenigge: Stürmer-Star, Legionär, Bayern-Boss
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Das ist Karl-Heinz Rummenigge

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Foto: dpa/Matthias Balk

Nach dem Lob vom Krösus steht "Schweinchen schlau" ganz schön blöd da: Dass ausgerechnet der "Piratenklub" FC St. Pauli die Geld-Gelüste von Bayern München genährt hat und den ohnehin schon übermächtigen Branchenführer zum "Freibeuter" des deutschen Fußballs machen könnte, dürfte Pauli-Manager Andreas Rettig die letzten Sympathien bei den anderen Profiklubs gekostet haben. Nur der Rekordmeister freut sich darüber, dass ihm der einstige Weltpokalsieger-Besieger den Weg zu den dreistelligen Millionenbeträgen der Einzelvermarktung geebnet haben könnte.

"Mir war das zuletzt ein bisschen zu viel an Solidarität. Es ging nicht mehr um den Wert, den jeder Klub darstellt - unter anderem Bayern München. Deshalb bin ich nicht unglücklich, dass Rettig den Antrag gestellt hat", sagte Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, der den Antrag Rettigs zur Dezentralisierung der TV-Vermarktung als "überfällig" bezeichnete.

Die TV-Einnahmen der Bundesliga-Klubs
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Rettig, der nach seinem Vorstoß von Bayer Leverkusens Sportchef Rudi Völler als "Schweinchen schlau" abgekanzelt wurde, möchte die "Werksklubs" wie Leverkusen, den VfL Wolfsburg, 1899 Hoffenheim und ab 2017 eventuell auch Hannover 96 von der Verteilung der TV-Gelder und der Gruppenvermarktung ausnehmen. Am 2. Dezember soll auf der Mitgliederversammlung des Ligaverbandes darüber abgestimmt werden.

Rummenigge freut sich auf das Treffen und eine "spannende sowie interessante Diskussion". Der 60-Jährige, der sich trotz seiner Sympathie für den Rettig-Vorschlag auch mit den genannten Klubs "solidarisch" zeigen will, hofft ganz offensichtlich auf eine danach verbesserte Situation für seinen Klub.

"Es ist eine große Aufgabe der DFL, die Bundesliga in der Spitze international wettbewerbsfähig zu halten", sagte Rummenigge: "Es wird in den nächsten Jahren aufgrund der TV-Gelder speziell aus England ein schwieriges Thema werden. Man hat letzten Sommer gesehen, was da an Summen geboten wurde. Und das wird nächsten Sommer noch mehr werden."

Die TV-Einnahmen der Zweitliga-Klubs
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Im Klartext heißt das: Rummenigge will die Zentralvermarktung (vorerst) beibehalten, aber mehr TV-Geld als die bisher rund 50 Millionen Euro pro Saison für die Bayern kassieren. Andernfalls winkt der frühere Nationalspieler, dessen Klub bei einer eigenständigen Vermarktung wohl 200 bis 300 Millionen Euro pro Spielzeit generieren könnte, mit dem Einzelvermarktungs-Zaunpfahl und dem Ende der Solidargemeinschaft.

Mehr Geld wollen aber auch viele andere Vereine - und zwar unabhängig vom sportlichen Erfolg. Vor allem die Traditionsklubs führen "weiche" Argumente wie TV-Zuschauerzahlen und die Zahl der Fans bei Auswärtsspielen ins Feld. Und viele Zweitligisten fürchten, dass an ihren 20 Prozent des TV-Kuchens geknabbert werden soll.

Zusätzliche Brisanz bekommt das Thema durch den neuen TV-Vertrag (ab der Saison 2017/18), den die Deutsche Fußball Liga (DFL) im Frühjahr abschließen will. Da dabei zum ersten Mal die Milliarden-Schallmauer durchbrochen werden soll, haben zahlreiche Klubchefs bereits Dollarzeichen in den Augen. Zum Vergleich: Für die nächste Spielzeit plant die DFL mit 835 Millionen Euro - die englische Premier League wird knapp 3,2 Milliarden Euro kassieren.

(areh/sid)
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