1:3 im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League Porto legt den Finger in die Bayern-Wunde

Düsseldorf · Der FC Bayern München hat das Hinspiel im Viertelfinale der Champions League 1:3 (1:2) beim FC Porto verdient verloren. Im Rückspiel in München müssen die Bayern jetzt beweisen, dass sie eine große Mannschaft sind – doch aufgrund der angespannten Personalsituation ist das nicht so einfach.

FC Bayern München: Die Gründe für die Blamage beim FC Porto
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Der FC Bayern München hat das Hinspiel im Viertelfinale der Champions League 1:3 (1:2) beim FC Porto verdient verloren. Im Rückspiel in München müssen die Bayern jetzt beweisen, dass sie eine große Mannschaft sind — doch aufgrund der angespannten Personalsituation ist das nicht so einfach.

"Wenn man eine große Mannschaft sein will, muss man solche Rückschläge wegstecken können", deklarierte Sportvorstand Matthias Sammer nach dem Debakel von Porto das Rückspiel zum Charaktertest. Die Bayern brauchen ein 2:0, um doch noch ins Halbfinale einzuziehen. Sie brauchen also kein Fußball-Wunder, aber doch eine enorme Leistungssteigerung. Doch das 1:3 in Porto legte gnadenlos alle aktuellen Schwachstellen der Bayern offen, auch wenn die Gegentreffer alle selbstverschuldet waren. Das extreme Pressing der Portugiesen schmeckte den Bayern ebenso wenig wie die internationale Härte, die die Hausherren von der ersten Sekunden an zeigten.

Ohne die verletzten Arjen Robben, Franck Ribery, David Alaba, Bastian Schweinsteiger — vier ganz zentrale Figuren im Bayern-Spiel — gelingt es den Bayern auf höherem Niveau nicht, ihre spielerische Dominanz in Treffer umzumünzen. Wahrscheinlich könnte keine Mannschaft der Welt diese gebündelten Ausfälle verkraften. Der Spielaufbau ist zu langsam, zu berechenbar, es fehlt die Torgefahr und die Durchschlagskraft. Vor allem die von Robben und Ribery inszenierten Überraschungsmomente gehen dem FC Bayern in solchen Spielen ab. Lange verletzte Spieler wie Philipp Lahm und Thiago Alcantara schaffen es nicht auf Anhieb, diese Lücke zu füllen. Sie brauchen Zeit, um ihre Fitness hundertprozentig herzustellen und ihren Rhythmus zu finden.

Den Bayern bleibt keine Zeit

Die Bayern haben aber keine Zeit. "Es gibt nur Endspiele im April", hatte Trainer Pep Guardiola gesagt. Doch im Gegensatz zu einem richtigen Finale haben die Bayern in einer Woche immerhin noch 90 Minuten, um das 1:3 zu korrigieren. Das macht den Bayern Mut. Thomas Müller sagte direkt nach dem Spiel: " Es ist ja nicht so, als hätten wir noch nie ein Spiel zu Hause gewonnen." Das klingt nach dem bekannten bayerischen Mia san Mia, man könnte es nach der Leistung in Porto aber auch als Durchhalteparole verstehen.

Guardiolas Analyse fiel auch nicht besonders tiefgründig aus: "Das sind Menschen, das ist normal. Manchmal ist es eben schwierig", sagte der Katalane angesprochen auf die slapstickartigen Gegentreffer. Damit hat er natürlich recht, doch es war ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt vom seit Monaten zuverlässigen Jerome Boateng vor dem 1:3 beim Kopfballduell unter dem Ball herzusegeln. Und Dante, der vor dem 0:2 als letzter Mann den Ball vertändelte, sowie Xabi Alonso, der sich vor dem 0:1 — ebenfalls als letzter Mann — den Ball wegspitzeln ließ und so Manuel Neuer zum Foul, das zum Elfmeter führte, zwang, hatten zuletzt schon auffällig oft solche menschelnden Momente.

Alonso leistet sich immer wieder Aussetzer

Alonso wirkt überspielt, nicht fit. Ihm, den feinen Techniker, verspringen häufiger Bälle, weil er auch gedanklich nicht frisch wirkt. Seine große Stärke ist es, schon Sekunden vor der Ballannahme zu wissen, was er mit dem Spielgerät anfangen wird. Eigentlich. Denn derzeit wirkt er besonders unter Druck (nicht nur in Porto) sehr anfällig, leistet sich immer wieder katastrophale Fehlpässe und Ballverluste. Dante wurde vor Wochen von Guardiola beim Bundesligaspiel in Hannover schon nach 30 Minuten ausgewechselt, nach dem 1:0 in Dortmund zuletzt hatte der Trainer dann vom Brasilianer geschwärmt, er hätte gerne 1000 Spieler wie den Brasilianer im Kader. Nach dem Spiel in Porto sagte Guardiola nichts dergleichen und Dante hätte sich nicht wundern dürfen, wenn ihn der Katalane bereits nach zehn Minuten ausgetauscht hätte, auch wenn er sich hinterher wieder fing.

Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge wollte die Bayern auf dem Bankett nicht kritisieren, wies auf die angespannte Personalsituation mit "nur 13, 14 gesunden Spielern" und die jüngsten Kraftakte in Dortmund und Leverkusen, wo die Bayern sich im DFB-Pokal erst im Elfmeterschießen durchsetzten, hin. Die Hoffnung auf das Erreichen des Halbfinals wollte er dennoch nicht gänzlich aufgeben. Doch ohne die verletzten Spieler wird es kompliziert.

Schweinsteiger und Ribery könnten bis Dienstag ihre Blessuren auskuriert haben, der in dieser Saison überragende Robben wäre wohl noch wichtiger für das Bayern-Spiel, wird sich aber wohl auf das Drücken seiner Daumen beschränken müssen. Die Vorzeichen für einen Charaktertest scheinen nicht günstig.

(can )
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