Katar sponsort Rekordmeister mit 35 Millionen Bayern-Deal mit Flughafen Doha spaltet die Fans

Düsseldorf · Platin-Partner, so heißt die zweitwichtigste Sponsorenrubrik beim FC Bayern München. Am Mittwoch verkündete der deutsche Rekordmeister den zehnten Zugang in dieser Sparte. Und der sorgt für Diskussionsstoff. Die Münchener schlossen einen Vertrag mit dem neuen Hauptstadtflughafen in Katar, dem Hamad International Airport in Doha. Laufzeit der Kooperation: sieben Jahre.

FC Bayern München: Deal mit Flughafen Doha spaltet Fans
Foto: dpa, geb kno

Für eine Summe zwischen fünf und sieben Millionen Euro pro Jahr darf der Partner nun in der Münchener Arena auf Banden werben. Karl-Heinz Rummenigge scheint sich der Brisanz dieser Allianz bewusst. Der Vorstandschef nahm bei der Verkündung in Doha direkt eine Verteidigungshaltung ein und bekundete in vorauseilendem Gehorsam, dass ein Teil der Kooperation beinhalte, "dass wir gemeinsam soziale Projekte und den Dialog über gesellschaftspolitisch kritische Themen fördern werden".

Erst im Januar hatte es Kritik gehagelt, als die Bayern zum sechsten Mal ihre Trainingslager-Reise in die "Aspire Academy for Sports Excellence" der Hauptstadt des Emirats antraten. Unter anderem die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte scharf. Dem Gastgeberland der WM 2022 wird immer wieder vorgeworfen, Menschen- und Arbeiterrechte zu missachten.

In der Politik teilen sich die Meinungen zum neuen Partner. Aus außenpolitischer Sicht sei gegen das Engagement nichts einzuwenden, sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) der "Bild". Özcan Mutlu, Sprecher für Sportpolitik der Grünen teilte mit: "Seit Jahren stehen die katarischen Monarchen unter scharfer Kritik von Menschenrechtsorganisationen, unter anderem wegen unmenschlicher Arbeitsbedingungen bei der staatseigenen Qatar Airways, der Muttergesellschaft des Hamad International Airports." Deshalb befindet Mutlu: "Dies hält den FC Bayern offenbar nicht davon ab, ohne Not nach dem schnellen Geld zu greifen. Das ist beschämend und bedauerlich für einen der größten und reichsten Profiklubs Europas."

Fanforen laufen heiß

Eine weitere Dimension der Partnerschaft wird in Fanforen diskutiert. Katar, das Israel nicht als souveränen Staat anerkennt, gilt als judenfeindlich. Der FC Bayern positionierte sich in den vergangenen Jahren - nicht zuletzt wegen seiner Vergangenheit unter dem Ehrenpräsidenten jüdischer Herkunft, Kurt Landauer, - klar gegen Antisemitismus und Rassismus. Erst gestern, am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, eröffnete Bayern-Präsident Karl Hopfner eine Wanderausstellung in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Große Teile der aktiven Fanszene sehen in der neuen Partnerschaft mit Katar scheinheiliges Verhalten.

Stellvertretend schreibt ein Bayern-Anhänger auf "transfermarkt.de": "Von unserer Geschichte mit schwulen und jüdischen Präsidenten will ich gar nicht erst anfangen. Katar würde beide Präsidenten mehr als verachten. Ist schon komisch, die Bayern-Fans stehen mit Regenbogen- und Landauer-Fahnen in der Kurve - das genaue Gegenteil von dem, was unser Vorstand dann macht."

Es gibt aber auch viele positive Stimmen, die den bevorstehenden Durchbruch der 200 Millionen Euro Schallmauer im Sponsoring begrüßen und durch den Deal die Wettbewerbsfähigkeit mit den finanzstarken Klubs aus England gestärkt sehen. Rummenigge stellt zudem den Marketing-Effekt heraus: "Diese Partnerschaft ist ein weiterer Schritt in unserer Internationalisierungs-Strategie."

(erer)
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