"Jo mei, a Wahnsinn" Als "Katsche" Schwarzenbeck Geschichte schrieb

Hans-Georg "Katsche" Schwarzenbeck hat am 15. Mai 1974 bei Bayern München Geschichte geschrieben - und sich mit einem Tor gegen Atlético Madrid unsterblich gemacht.

 Sepp Maier trägt den Pokal stolz durch das Stadion, Franz "Bulle" Roth macht einen Luftsprung, der eigentliche Held Georg Schwarzenbeck läuft lächelnd im Hintergrund.

Sepp Maier trägt den Pokal stolz durch das Stadion, Franz "Bulle" Roth macht einen Luftsprung, der eigentliche Held Georg Schwarzenbeck läuft lächelnd im Hintergrund.

Foto: dpa, hrad hak hpl

Fürs Toreschießen waren zu dieser Zeit andere zuständig: Gerd Müller in erster Linie, aber auch Uli Hoeneß, Bernd Dürnberger oder Franz "Bulle" Roth. Hans-Georg "Katsche" Schwarzenbeck? Der "Putzer des Kaisers"? Dieser kantige Abwehrspieler an der Seite des eleganten Franz Beckenbauer? Eher nicht. Doch an jenem 15. Mai 1974 war es genau dieser Schwarzenbeck, der mit einem Tor Fußball-Geschichte schrieb und sich in den Annalen von Bayern München einen Ehrenplatz sicherte.

Es lief bereits die letzte Spielminute der Verlängerung im Finale um den Europapokal der Landesmeister zwischen dem FC Bayern und Atlético Madrid. 0:1 lagen die Münchner im Brüsseler Heysel-Stadion nach einem Treffer von Luis Aragonés (114.) zurück, als Schwarzenbeck nach Pass von Beckenbauer rund 25 Meter vor dem Tor mit links zum Schuss kam und energisch abzog. Miguel Reina im Atlético-Tor hatte das Nachsehen - Schlusspfiff, 1:1, Wiederholungsspiel zwei Tage später. "Ich glaube, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass das einer der verfluchtesten und unglücklichsten Momente war, die wir in der Geschichte von Atlètico gehabt haben", sagte Reina der tz.

"Jo mei, des war scho a Wahnsinn. So was vergisst man nicht", erzählt der heute 68 Jahre alte Schwarzenbeck über jenes so wichtige Tor. Er sei ja auch nicht unbedingt der "geborene Vollstrecker" gewesen. Das sah auch sein damaliger Trainer so: "Er wusste gar nicht, wohin mit dem Ball, da hat er einfach draufgehalten. Ich war schon auf dem Weg in die Kabine, guckte nur über die Schulter und sehe wie der Ball einschlägt. Ein unglaubliches Ding", meinte der inzwischen verstorbene Udo Lattek über jene Szene, die den Beginn einer erfolgreichen Münchner Ära mit zwei weiteren Landesmeister-Titeln einleitete.

Die Erinnerungen daran sind wieder aktuell, nachdem der FC Bayern im Halbfinale der Champions League auf Atlético (Mittwoch, 20.45 Uhr/im Live-Ticker) trifft. "Katsche Schwarzenbeck muss uns nach Madrid begleiten", hatte deshalb auch Weltmeister Thomas Müller unmittelbar nach der Auslosung mit einem Schmunzeln gesagt.

Doch Schwarzenbeck wird zu Hause in München bleiben. "Das war nett gemeint von Thomas, dass er da an mich denkt, obwohl er das Tor wohl nur aus den Geschichtsbüchern kennt. Aber der Stresse wäre mir zu groß. Das ist mir zu hektisch und zu aufregend", sagte er der AZ.

Mit dem großen Rummel mag der bodenständige Schwarzenbeck nicht viel zu tun haben. Und dennoch: Atlético gegen Bayern - diese Geschichte ist unweigerlich mit seinem Namen verbunden, zumal die Münchner zwei Tage nach dem glücklichen 1:1 die Spanier im Wiederholungsspiel klar beherrschten und 4:0 siegten. Dem Welt- und Europameister Schwarzenbeck nahmen dabei wieder die Experten das Toreschießen ab: Uli Hoeneß (28. und 83.) sowie Bomber Gerd Müller (57. und 70.) sicherten den Münchnern den ersten Europapokal der Landesmeister der Vereinsgeschichte.

Schwarzenbeck sei Dank!

(sid)
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