FC Bayern München Arturo Vidal: Vom Buhmann zum Schweinsteiger-Nachfolger

Düsseldorf · Arturo Vidal soll am Donnerstag einen Fünf-Jahres-Vertrag beim FC Bayern München unterschreiben. Der Chilene sollte schon 2011 von Bayer Leverkusen zum Rekordmeister wechseln, gab den Bayern aber einen Korb und zog sich den öffentlichen Ärger der Führungsetage und Anhängerschaft zu. Jetzt wird er Nachfolger von Fan-Liebling Bastian Schweinsteiger – und wahrscheinlich Rekordtransfer.

Arturo Vidal weint bei Pressekonferenz
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Foto: afp, CR/ii

Arturo Vidal soll am Donnerstag einen Fünf-Jahres-Vertrag beim FC Bayern München unterschreiben. Der Chilene sollte schon 2011 von Bayer Leverkusen zum Rekordmeister wechseln, gab den Bayern aber einen Korb und zog sich den öffentlichen Ärger der Führungsetage und Anhängerschaft zu. Jetzt wird er Nachfolger von Fan-Liebling Bastian Schweinsteiger — und wahrscheinlich Rekordtransfer.

Lediglich Details seien zwischen dem FC Bayern und Juventus Turin zu klären, heißt es in der italienischen Presse. Die Bayern bieten 35 Millionen Euro Ablöse für den 28 Jahre alten Chilenen, die "Alte Dame" fordert 40 Millionen Euro Entschädigung für den Transfer des wuchtigen Mittelfeldspielers, der sich mit den Bayern bereits auf ein üppiges Nettogehalt von 6,5 Millionen Euro verständigt haben soll. Eine Einigung der Klubs ist zeitnah zu erwarten. Ein logischer Transfer aus Sicht des FC Bayern, dem nach dem Wechsel Schweinsteigers zu Manchester United ein zentraler Mittelfeldspieler zusätzlich gut zu Gesicht steht.

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Rekord-Zugänge des FC Bayern München

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Foto: dpa/Matthias Balk

An der sportlichen Qualität Vidals bestehen ohnehin keine Zweifel. Der Chilene ist ein aggressiver Mittelfeldspieler, der das Spiel des Gegners durch extremes Pressing, Härte und Dynamik regelrecht zerstört, dennoch hat der zentrale Mittelfeldakteur auch in der Offensive seine Stärken, verfügt über einen starken Schuss, ist torgefährlich und ein Führungsspieler, der seine Kollegen auf dem Platz mitreißt und Verantwortung übernimmt. Vidal gilt als Hitzkopf, sah jedoch seit Februar 2012 keine Rote Karte mehr in Italien. Bei "Juve" reifte er zum Weltstar, führte zuletzt die chilenische Nationalmannschaft zum historischen Gewinn der Copa America im eigenen Land.

Charakterlich waren die Bayern bislang nicht überzeugt von Vidal, der von 2007 bis 2011 sein Geld in der Bundesliga bei Bayer Leverkusen verdiente. 2011 wollten die Münchner Vidal, der bei der Copa vor dem Titelgewinn mit einem Autounfall unter Alkoholeinfluss für negative Schlagzeilen sorgte, unbedingt an die Säbener Straße locken. Trainer Jupp Heynckes, der damals selbst von Leverkusen nach München wechselte, rang dem Südamerikaner eine Zusage für die Bayern ab, doch dann entschied sich Vidal, auch auf Druck von Bayer Leverkusen, für Juventus — und gegen den FC Bayern.

Die Bayern-Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß droschen verbal auf den einstigen Wunschspieler ein. Hoeneß sprach von einem "Wortbruch" und legte via "Bild" nach: "Aber ich habe auf das Wort auch nicht viel gegeben. Da war ein südamerikanischer Spielervermittler involviert, also hatte ich keine große Hoffnung, dass Worte noch etwas zählen." Rummenigge ging noch einen Schritt weiter, griff Vidal persönlich an: "Da kann ich Vidal zu seiner Entscheidung nur beglückwünschen. Solche Spieler möchte ich nicht beim FC Bayern haben."

Die breite Masse der Bayern-Fans sah das ähnlich, Vidal war bei ihr unten durch. Vier Jahre später scheinen den Vorstandsvorsitzenden Rummenigge seine Aussage nicht mehr zu interessieren. Vidal soll die Lücke im Kader des Rekordmeisters füllen, die der Abgang von "Fußballgott" Schweinsteiger verursacht hat. Die Bayern wollen sich nicht vorwerfen lassen, in der entscheidenden Saisonphase im zentralen Mittelfeld keine erfahrene Alternative zu Xabi Alonso und Philipp Lahm im Kader zu haben. Der Rekordmeister profitiert dabei von einer Verpflichtung aus dem Vorjahr: Michael Reschke, der technische Direktor, lotste Vidal 2007 in gleicher Funktion bereits nach Leverkusen, verfügt über beste Kontakte zu dessen Berater Fernando Felicevich. Durch diese Verbindung wird der Transfer jetzt — vier Jahre später — wohl Realität.

In der K.o.-Phase der Champions League im Vergleich mit den Großen der Branche soll Vidal, der mit Juventus Turin 2015 im Champions-League-Finale stand, den Unterschied machen. Den Youngstern Joshua Kimmich, Pierre-Emile Höjbjerg und Gianluca Gaudino wird das noch nicht zugetraut und Trainer Pep Guardiola hatte zuletzt schon angekündigt, dass Lahm wieder häufiger als Rechtsverteidiger auflaufen wird. Eine weitere Erkenntnis des Vidal-Transfers: Javi Martinez, im Sommer 2012 ebenfalls 40 Millionen Euro teuer, wird künftig in der Innenverteidigung eingeplant.

(can)
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