Bayer Leverkusen Die Strafe für Schmidt ist hart, aber angemessen

Meinung | Düsseldorf · Drei Spiele Sperre – das ist eine harte Strafe für einen Trainer und für einen Verein in der entscheidenden Phase der Saison. Bayer Leverkusen geht erheblich geschwächt in den Kampf um die Champions-League-Plätze, weil sich Roger Schmidt in beispielloser Weise daneben benommen hat.

Norbert Meier, Jürgen Klopp und Co.: Diese Trainer wurden bestraft
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Diese Trainer wurden bestraft

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Drei Spiele Sperre — das ist eine harte Strafe für einen Trainer und für einen Verein in der entscheidenden Phase der Saison. Bayer Leverkusen geht erheblich geschwächt in den Kampf um die Champions-League-Plätze, weil sich Roger Schmidt in beispielloser Weise daneben benommen hat.

Seine Weigerung, der Anweisung von Schiedsrichter Felix Zwayer zu folgen und im Spiel am vergangenen Sonntag die Zone am Spielfeldrand zu verlassen, wirkt sich unmittelbar auf den Wettbewerb aus. Ein Trainer, der zwar im Übungsbetrieb wirken kann, seine Mannschaft in der halben Stunde vor dem Anpfiff und während einer Partie aber nicht coachen kann, ist höchstens ein halber Trainer.

Die Strafe, die der Deutsche Fußball-Bund nun ausgesprochen hat, ist hart, aber angemessen: drei Spiele Innenraumsperre, dazu zwei weitere, die für die nächsten knapp anderthalb Jahre auf Bewährung ausgesetzt werden, noch dazu ein auch für einen gut bezahlten Trainer bemerkenswerte Geldbuße von 20.000 Euro — ganz schön happig.

Die Strafe ist angesichts der Dimension des Vergehens und vor allem angesichts des Vorbildcharakters, den jeder Bundesligatrainer bis tief hinein in den Amateur- und Jugendfußball hat, angebracht. Solch einen Widerstand gegen denjenigen, der für Recht und Ordnung auf dem Fußballplatz und in seinem unmittelbaren Umfeld zuständig ist, muss der DFB so ahnden. Dass der Schiedsrichter die Leverkusener später im Spiel gegen den BVB klar benachteiligte und ihnen einen Elfmeter versagte, darf in der Betrachtung übrigens keine Rolle spielen. Fans mögen da anderer Meinung sein.

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Zwayer unterbricht Spiel nach Streit mit Bayer-Trainer Schmidt

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Foto: dpa, hak

Schmidt und Bayer 04 haben gut daran getan, nach den halbgaren Entschuldigungen des Trainers vom Sonntag und Montag die Strafe nun auf Anhieb zu akzeptieren. Denn ein Widerspruch hätte nur dazu geführt, dass das große Thema noch länger in der Öffentlichkeit gestanden hätte. Und das liegt nicht im Interesse des Klubs und der Bayer AG. Als Kommunikationsexperte weiß Vereinschef Michael Schade die Lage einzuschätzen. Er wird genau darauf achten, dass Schmidt die Strafe einhält und nicht etwa wie weiland Jose Mourinho im Wäschewagen zur Mannschaft rollt, um die Besprechung vor dem Spiel zu leiten.

Der in seiner Anfangsphase bei Bayer hoch gelobte Trainer, dessen Vertrag bis ins ferne Jahr 2019 läuft, hat dem Klub, der sich in seinen Kampagnen unter anderem als "familienfreundlich" und "liebenswert" präsentiert, großen Imageschaden zugefügt. Wie übrigens auch Sportdirektor Rudi Völler mit seiner Schiedsrichterschelte, die ihm eine Geldstrafe von 10.000 Euro eingetragen hat. Sein Sky-Interview war ja kein kabarettistischer Beitrag, auch wenn es so gewirkt hat, sondern eine ernst gemeinte Attacke.

Man muss schon Anhänger von Verschwörungstheorien und ähnlichen kruden Gedankenspielen sein, um die Idee zu hegen, dass Schmidt und Völler nur gepoltert haben, um Bayer 04 mal wieder in die Schlagzeilen zu bringen.

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Foto: Screenshot Sky

Die sportliche Lage bei Bayer ist vor dem Europa-League-Spiel am Donnerstag gegen Sporting Lissabon höchst brisant. Das peinliche Ausscheiden in der Champions League gegen eine C-Elf des FC Barcelona und das DFB-Pokal-Aus gegen den Abstiegskandidaten Werder Bremen (beides in Heimspielen) wiegen schwer. Es wird spannend, was in der Bundesliga noch geht: zunächst einmal ohne Schmidt. In Mainz, gegen Bremen und in Augsburg.

(RP)
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