Bayer 04 Leverkusen Leno - Rampenlicht oder Schattendasein

Leverkusen · Am Mittwoch entscheidet sich, ob Bernd Leno das Tor der deutschen U 21-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Tschechien hüten darf. Steht er zwischen den Pfosten, wäre es der Lohn einer konsequenten Weiterentwicklung.

Bernd Leno: Von Bayer 04 Leverkusen zum FC Arsenal
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Das ist Bernd Leno

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Foto: dpa, bt hak

Platz zwei, ist das gut oder schlecht? Das liegt im Auge des Betrachters. In der jüngst im "kicker" erschienenen Liste der besten Torhüter der Bundesliga steht Bernd Leno auf Platz zwei - hinter Manuel Neuer. Das dürfte dem Leverkusener Schlussmann durchaus gefallen, denn diese Rangliste weist ihn als "Kronprinz" aus und spricht dafür, dass einem Einsatz Lenos bei der heute startenden U 21-Europameisterschaft eigentlich nichts im Wege stehen sollte.

Eigentlich. Wäre da nicht dieser Marc-André ter Stegen, der in dieser Liste nicht auftaucht, da sein Arbeitgeber seit knapp einem Jahr FC Barcelona heißt. Mit dem spanischen Klub gewann der Ex-Gladbacher gerade erst die Champions League und machte so reichlich Werbung in eigener Sache.

Sollte U 21-Trainer Horst Hrubesch heute Ter Stegen den Vorzug geben, würde Platz zwei bei Leno ein gänzlich anderes Gefühl hervorrufen. Denn: Der 23-Jährige kämpft seit längerer Zeit in den oberen Auswahlmannschaften um die Wertschätzung, derer er sich bei Bayer 04 sicher fühlen darf.

Es ist ein Luxusproblem, das Hrubesch seit geraumer Zeit Bauchschmerzen bereitet. Leno oder Ter Stegen? Oder sogar doch der Kölner Timo Horn? Bayer-04-Sportdirektor Rudi Völler - ein guter Freund von Hrubesch - ließ vor kurzem verlauten, Hrubesch hätte sich Ärger ersparen können, indem er nur einen der beiden Keeper überhaupt nominiert hätte.

Hrubesch ging einen anderen Weg. Auch, weil er um die Klasse der beiden Torleute weiß. Und sollte sich einer verletzen, stünde gleichwertiger Ersatz parat. Für Ter Stegen als erste Wahl spricht der internationale Erfolg, in der Liga absolvierte er hingegen kein Spiel, musste Konkurrent Claudio Bravo den Vortritt lassen.

Für Leno spricht vor allem seine Entwicklung. Der 1,90-Meter-Mann spielte nicht die beste Vorrunde seiner Karriere, patzte mehrfach. Doch Leno ist kein Zauderer. "Das hat, denke ich, mit dem Menschen Bernd Leno zu tun. Ich bin auch im Alltag kein hektischer Typ. Das überträgt sich auf mein Spiel. Ich breche nicht gleich in Panik aus", reflektiert Leno.

Der Lohn: In der Rückrunde bewahrte der Torhüter sein Team mehrmals vor einem Rückstand, sicherte Punkte und war damit einer der wichtigsten Bausteine auf dem Weg zur Qualifikation für die Champions-League-Playoffs. Leno arbeitete mit Torwarttrainer David Thiel vor allem am Spiel als elfter Feldspieler. "Der Keeper spielt mehr mit denn je. Es ist nicht mehr so, dass ein Torhüter nur auf der Linie klebt und auf den Ball wartet. Man muss die Chance zerstören, bevor sie entsteht", sagt Leno. Das wiederum ist auch eine der Stärken seines aktuellen Kontrahenten Ter Stegen, der auch außerhalb des Platzes kein besonders guter Freund des Leverkuseners ist.

Sollte sich Hrubesch für Ter Stegen entscheiden, dürfte das wieder böse Zungen rund um die BayArena hervorrufen, die behaupten, die Bayer-04-Verantwortlichen würden zu wenig Lobbyarbeit für Leno beim DFB verrichten.

Egal, wie die Entscheidung ausfällt, der Wunsch nach einer Berufung ins A-Nationalteam bleibt für Leno eines der größten Ziele. Im September steht das nächste EM-Qualifikationsspiel gegen Polen an. Dann würde sich Leno als "Kronprinz" auch wieder über den zweiten Platz freuen.

(RP)
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