Bayer Leverkusen Respekt ist keine Frage der Tagesform

Meinung · Die Fifa, die Uefa und auch der DFB werben seit Jahren mit aufwendig produzierten Werbefilmen für Respekt, Sportsgeist und Fair Play. Das, so die vermittelte Meinung, sind die Grundsäulen des Fußballs. Dass Roger Schmidt nur bedingt bereit ist, diese Werte auch für sich anzunehmen, hat er nun mehrfach bewiesen.

Bayer 04 Leverkusen: Roger Schmidt schon wieder auf die Tribüne geschickt
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Schmidt schon wieder auf die Tribüne geschickt

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Foto: dpa, a hpl

Bayers Trainer hat beim Thema Respekt offenbar einen gewissen Nachholbedarf. Obwohl er nach dem Eklat im Februar gegen Dortmund bereits auf Bewährung am Spielfeldrand stand, leistete er sich erneut eine verbale Entgleisung. Clever ist das nicht. Den gegnerischen Trainer als "Spinner" zu bezeichnen und ihm zu empfehlen "einfach mal die Schnauze zu halten" (nebenbei bemerkt: den Rat, den Mund zu halten, hätte er selbst befolgen sollen), kann man angesichts der bisweilen ruppigen Sprache rund um die Fußballplätze der Republik als Petitesse abtun.

Sportdirektor Rudi Völler machte im Nachgang genau das und spielte den Vorfall herunter. Es lohne nicht, deswegen "ein Fass aufzumachen", sagte er. Für die Außenwirkung des Werks-klubs, der stets großen Wert auf ein ebenso professionelles wie gutes Image legt, ist das kein vorteilhaftes Signal - ebenso wenig, dass Schmidt laut Völler keine interne Strafe zu befürchten hat.

Dabei wäre das angebracht, denn Schmidt ist ein Wiederholungstäter. Wie soll er seinen Spielern etwas über Respekt und Disziplin erzählen, wenn er selbst je nach aktueller Tagesform diese Werte für verzichtbar hält? Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sich Schmidt nach dem Spiel reumütig zeigte und die Sache für Nagelsmann nach einer Aussprache erledigt ist.

Der DFB sieht das ohnehin anders. Er hat ein Ermittlungsverfahren angekündigt. Nach Einsicht des Schiedsrichterberichtes und der Stellungnahme aller Beteiligten soll die Entscheidung für eine Strafe zeitnah fallen. Am Dienstag ist mit einem Urteil zu rechnen. Wenn der DFB seine Werbefilme ernst nimmt, dürfte die Strafe empfindlich ausfallen. Schmidt hat mit seinem impulsiven Verhalten einmal mehr nicht nur sich und dem Verein geschadet, sondern auch seiner Mannschaft. Die braucht angesichts der prekären Lage ihren Trainer an der Seitenlinie - und nicht einen unnötigen Nebenkriegsschauplatz, der nur eine Schlussfolgerung zulässt: Lernfähigkeit gehört nicht zu Schmidts Stärken.

(RP)
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