Bayer 04 Leverkusen Kießlings Auswechslung war ein Knackpunkt

Nach überragender erster Halbzeit verliert Leverkusen mit 0:3 in Dortmund und verpasst die Gelegenheit, die Tabellenspitze zu übernehmen. Kießlings Auswechslung war ein Knackpunkt.

Dortmund - Leverkusen: Einzelkritik
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Foto: ddp

Manchmal beschreiben die Klangbilder der englischen Sprache Situationen treffender. Es seien "silly mistakes" gewesen, durch die sie sich gerade eben die 0:3-Niederlage in Dortmund eingebrockt hätten, sagte Bayer Leverkusens finnischer Abwehrchef Sami Hyypiä mit dem mentalen Abstand eines frisch Geduschten. "Silly mistakes", dumme Fehler, waren es, die die heimische Borussia nach der Pause auf die Siegerstraße brachte und Leverkusen eine Partie entriss, die sie bis dahin nahezu perfekt gestaltet hatten.

Wie die Jungfrau zum Kinde kamen Jürgen Klopps Spieler zwischen der 46. und 60. Minute zu drei Punkten, die sie selbst zurück auf Platz vier und in Sichtweite von fünf Zählern auf Gegner Bayer 04 brachten. "Es war nicht schwer für uns, in der zweiten Hälfte besser zu sein, denn in der ersten waren wir nicht gut", sagte BVB-Trainer Klopp hinterher. Derweil musste Jupp Heynckes konstatieren, dass seine Mannschaft nach solch einer drückenden Überlegenheit vor der Pause wenigstens 2:0 in Führung hätte gehen müssen.

Die Gäste begannen in einem Stil, der die Anfeuerungsrufe der Dortmunder unter den 80 000 Fans im ehemaligen Westfalenstadion auf Zimmerlautstärke herunterfuhr. Stefan Kießling hätte nach elf Minuten sein 17. Saisontor erzielen müssen, scheiterte aber freistehend aus acht Metern am an diesem Tag sehr guten Roman Weidenfeller.

Der Dortmunder Torhüter lenkte zehn Minuten später auch Eren Derdiyoks Kopfball über die Querlatte. Und als Kießling drei Minuten vor der Pause eine Hereingabe von Renato Augusto durchließ und Derdiyok den Ball an den Außenpfosten schob, ging der Herbstmeister mit dem Prädikat "totaler Dominanz" aber ohne zählbare Belohnung in die Halbzeit.

Aus den Kabinen kam die Werkself ohne Kießling (Muskelprobleme), dafür mit Patrick Helmes. Und irgendwie schien das Fehlen ihres Toptorjägers seine Kollegen zu irritieren. Der vormalige Spielfluss funktionierte nicht mehr. Mit den eigenen Fehlern erwachte der BVB.

Nach 50 Minuten durfte Dortmunds Welttorjäger Lucas Barrios zum 1:0 einschießen, weil bei einer Ecke die neuformierte Abstimmung in Bayers Defensive nicht stimmte. Nach 60 Minuten durfte Barrios mit seinem 15. Saisontreffer zum 2:0 erhöhen, weil Renato Augusto einen katastrophalen Querpass in der eigenen Hälfte in die Füße von Barrios' Sturmkollegen Mohamed Zidan gespielt hatte.

Was dann in den Köpfen und Beinen seiner Spieler vonstatten ging, beschrieb Heynckes so: "Wir hatten dann nicht mehr die Überzeugung, dass wir das Spiel noch drehen könnten." Neben der Überzeugung fehlten vor allem die Mittel, denn hohe Bälle auf den kleineren Helmes waren leichte Beute für die Abwehrhünen Neven Subotic und Felipe Santana.

Bayer schleppte sich und den Ball durch die Partie im Wissen um ein verlorenes Spiel. "Wir haben den Faden verloren und jede Menge Fehler gemacht", gab Tranquillo Barnetta zu. Der letzte Fehler unterlief Daniel Schwaab. Er führte zum 0:3 durch den eingewechselten Dimitar Rangelov.

Es sei für jeden im Stadion einfach zu sehen gewesen, was Leverkusen falsch gemacht habe, sagte Hyypiä in den Dortmunder Katakomben. Und so seien sie halt "punished", bestraft, worden. Noch so ein Klangbild, dass als Analyse allein stehen konnte und in den Ohren der Bayer-Beteiligten doch so schmerzhaft klingen musste.

(RP)
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