Bayer Leverkusen Kampl: "Habe mein Limit noch nicht erreicht"

Leverkusen · Der Mittelfeldspieler hat das Trainingslager in Orlando mit einem guten Gefühl beendet. Für die anstehende Rückrunde hat sich der slowenische Nationalspieler viel vorgenommen - doch er stimmt auch selbstkritische Töne an.

 Kevin Kampl (am Ball) im Champions-League-Spiel gegen den FC Barcelona.

Kevin Kampl (am Ball) im Champions-League-Spiel gegen den FC Barcelona.

Foto: ksmedianet

Diese kurze Winterpause bietet kaum Zeit, richtig durchzuatmen: Das Trainingslager ist wieder vorbei, nach zwei Tagen Pause beginnt Roger Schmidt heute wieder mit dem Training, morgen steht bei Zweitligist VfL Bochum (15 Uhr) das letzte Testspiel an, und am Samstag beginnt mit dem Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim (15.30 Uhr) auch schon die Rückrunde. Der Bayer-Coach blickt bisher auf eine Vorbereitung zurück, die "nicht viel besser hätte laufen können. Die Trainingsqualität war hoch und wir hatten zwei gute Testspiele. Zudem gab es nur sehr wenige Verletzte", erklärte Schmidt.

Auch Kevin Kampl verließ Orlando mit einem guten Gefühl. "Wir sind als Mannschaft einen guten Schritt weitergekommen", sagt der Mittelfeldspieler. Wie er das meint: "Das Ziel war es, als Team enger zusammenzurücken und Defizite aufzuarbeiten, für die in einer Saison mit vielen Englischen Wochen wenig Zeit bleibt. Wir wissen, dass wir am Ball ruhiger werden und uns im Spielaufbau nach vorne noch verbessern müssen", sagt Kampl, der das letzte Testspiel gegen Porto Alegre wegen einer Entzündung am Zeh verpasste.

Die Stimmung sei überdies "überragend" gewesen. Alles in allem ein Trainingslager, aus dem sich Kraft schöpfen lasse für eine anstrengende, aber doch erfolgreiche Rückrunde. "Wir haben noch alle Möglichkeiten, mal etwas zu reißen", entgegnet Kampl, der die Hinserie, die für Bayer 04 mit deutlichen Schwankungen auf Platz fünf endete, so nicht stehen lassen will. Der 25-Jährige, der kurz vor dem Ende des Sommerstransfer-Fensters von Borussia Dortmund kam und in Orlando seine erste Vorbereitung mit der Werkself absolvierte, hat sich viel vorgenommen: Mit den Leverkusenern in allen drei Wettbewerben lange mitmischen und die eigene Entwicklung weiter vorantreiben.

Für den gebürtigen Solinger, der nach Stationen in Fürth, Osnabrück, Aalen, Salzburg und Dortmund zu seinem Ausbildungsverein zurückkehrte, war es ein durchweg positives halbes Jahr in Leverkusen. Er wurde schnell zu einem wichtigen Antriebsmotor im Mittelfeld. Als offensiver Part sieht sich Kampl auf der Sechserposition angekommen, wie er sagt. "Ich bin froh, dass ich so ein tollen Einstand hatte. Ich habe sofort das Vertrauen des Trainers und der Mannschaft gespürt - beides ist für mich und mein Spiel sehr wichtig."

21 Spiele absolvierte der wendige und technisch versierte Mittelfeldmann in der Hinrunde, der noch dazu als Dauerläufer weite Wege zurücklegte. "Ich profitiere davon, dass ich eher wenig wiege und ziemlich schnell wieder zu Kräften komme", sagt Kampl schmunzelnd, fügt aber an: "Man hat es mir vielleicht nicht angesehen, doch je näher die Winterpause kam, desto mehr habe ich den Kräfteverschleiß gespürt."

Umso wichtiger sei eine gute Physis. Allein im Februar stehen für Bayer 04 sieben Partien im Terminkalender. Kampl hat sich vorgenommen, die guten Eindrücke aus der Hinserie mindestens bestätigen zu wollen. "Ich habe mein Limit noch nicht erreicht", gibt sich Kampl angriffslustig. Dabei gehe es weniger darum, Erwartungen von außen zu erfüllen, als darum, wie weit ich meine Leistung noch verbessern kann."

Die Tage um den Jahreswechsel - sie waren für Kampl aber auch Tage, die ihn nachdenklich gestimmt haben. Am 2. Januar erreichte ihn die Nachricht vom Tod seines Freundes Steve Gohouri (Ex-Gladbach-Profi), der tot im Rhein gefunden worden war. "Da wird Fußball ganz schnell zur Nebensache", sagt Kampl, der mit Freunden nun eine Benefiz-Aktion plant. Auch die Gründung einer Stiftung steht im Raum. "Wir wollen der Familie helfen."

Kevin Kampl hätte gerne auch im Sommer eine der Hauptrollen bei der Europameisterschaft in Frankreich gespielt. Der 25-Jährige verpasste die Teilnahme mit der Nationalmannschaft Sloweniens aber nur knapp. "Das hat mich sehr traurig gemacht, weil wir so viel Energie in diese Qualifikation gesetzt haben", sagt Kampl. "Dann so knapp in den Play-offs auszuscheiden, ist extrem bitter. Für ein kleines Land wie Slowenien wäre es super gewesen, dabei zu sein. Aber ich bin 25, ich hoffe, dass ich es irgendwann mal zu einem großen Turnier schaffe." Nach einem 0:2 und 1:1 gegen die Ukraine verpasste Slowenien seine zweite EM-Teilnahme. "Wir wären mit Deutschland in einer Gruppe gewesen", trauert Kampl der verpassten Chance hinterher. "Schlimm wird es nochmal, wenn ich die EM-Spiele im Fernsehen sehe."

(RP)
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