Bayer Leverkusen Brandt fiebert erstem Derby in Köln entgegen

Leverkusen · Bayers U 19-Europameister brennt nach seinem ersten Tor nach fast acht Monaten nun darauf, erstmals gegen den rheinischen Rivalen zu spielen.

Stefan Kießling erzielt 4:0 aus klarer Abseitsposition
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Kießling erzielt 4:0 aus klarer Abseitsposition

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Sein Schrei war weit in der Arena zu hören. Dazu die Fäuste geballt, war der Freude von Julian Brandt anzumerken, welch großer Stein dem 18-Jährigen nach seinem Tor vom Herzen gefallen sein muss. Beinahe acht Monate (zuletzt beim 4:2-Erfolg gegen Berlin am 2. Spieltag) hatte der offensive Mittelfeldspieler in Diensten von Bayer Leverkusen nicht mehr getroffen. Für einen jungen Spieler seiner Qualität, der von sich selbst immer mehr als 100 Prozent erwartet, war das eine ziemlich lange Durststrecke.

"So lange kein Tor mehr erzielt zu haben, war schon nervig, zumal ich in den zurückliegenden Spielen doch einige Chancen hatte. Gerade im Pokal gegen Bayern hätte ich mindestens zwei, drei Tore machen können. Das ärgert mich immer noch, aber da fehlt es mir etwas an Konsequenz", erklärte Brandt. "Dass ich mir die Seele aus dem Leib geschrien habe, war insofern sicher nachvollziehbar. Das war befreiend. Ich hoffe, dass mit diesem Tor der Knoten bei mir geplatzt ist."

Das zweite von vier Bayer-Toren beim Sieg gegen Hannover 96 war noch dazu das sehenswerteste. Noch lange nach dem Spiel schwärmte Leverkusens Jüngster davon, "dass Stefan Kießling mir den Ball so überragend aufgelegt hat". Im vollen Lauf nahm ihn Brandt mit auf seinem Weg Richtung Tor. Der Rest - Ballbehandlung und Abschluss - waren Extraklasse. "Natürlich gehörte auch etwas Glück dazu, weil ich den Ball nicht hundertprozentig treffe. Aber wenn Du so eine Vorlage bekommst, dann heißt es: Augen zu und durch."

Diese Formulierung passt wohl auch zur gesamten Saison des Jung-Profis, mit der Brandt nach bisher 20 Einsätzen und trotz ihrer Höhen und Tiefen "mega-zufrieden" ist.

Die Art und Weise, wie er dabei sich und seine Leistung reflektiert, ist für einen 18-Jährigen erstaunlich, der nicht erst seit der U 19-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr als eines der größten deutschen Fußball-Talente gilt. "Ich sehe mich noch nicht in der Position, einen Stammplatz zu fordern", entgegnet er. "Mit Sonni und Karim habe ich top Leute vor mir." Brandts angestammte Position auf der linken Außenbahn nimmt meist Heung-Min Son ein. Auf der rechten Seite spielte sich Karim Bellarabi wie kein anderer Bayer-Profi in dieser Saison in den Vordergrund. "Das macht es für mich nicht leicht, aber ich sehe die Konkurrenz als Ansporn. Ich lerne viel von beiden. Das ist doch super für einen jungen Spieler. Ich kann Erfahrungen wie in der Champions League sammeln", sagt Brandt, der zur Winterpause 2013/14 aus Wolfsburg kam. Im September stoppte ihn ein Außenbandriss. Der Blondschopf musste pausieren, und die anfängliche Euphorie um seine Person, die er mit guten Leistungen entfachte, wurde etwas eingebremst. Seit einigen Wochen zeigt die Leistungskurve nun wieder nach oben. "Das war eine schwere Phase. Ich habe meinen Rhythmus ein wenig verloren. Die Leichtigkeit war weg. Ich musste mich dann ein, zwei Monate reinkämpfen, aber ich glaube, dass ich wieder drin bin."

Brandt fiebert nun seinem ersten Derby in Köln entgegen. Ein EM-Finale bei den Junioren hat er schon bestritten, ein Derby in der Domstadt dagegen nicht. Der 18-Jährige brennt darauf, endlich am eigenen Leibe zu erfahren, was das Duell ausmacht. Denn beim 5:1-Erfolg in der Hinrunde kam er nicht zum Einsatz. "Wir freuen uns darauf. Derbys sind immer besonders - auch für die Fans", sagt Brandt. "Die wollen uns wohl in keinem anderen Spiel lieber siegen sehen. Aber das wird schwer genug. Köln wird das 5:1 bestimmt nicht auf sich sitzen lassen wollen."

(RP)
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