Leverkusens Tah im Interview "Ich bin nicht mehr das Küken"

Zell am See · Im Trainingslager der Werkself in Österreich äußert sich Leverkusens Abwehrspieler Jonathan Tah im Interview über erste Karriere-Rückschläge, persönliche Ziele und die WM 2018.

Jonathan Tah: Das deutsche Abwehrtalent
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Das ist Jonathan Tah

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Foto: dpa, fg nic

Herr Tah, wegen muskulärer Probleme haben Sie vergangene Saison viele Partien verpasst. Wie geht es Ihnen jetzt?

Jonathan Tah Mir geht's gut. Ich habe am Dienstag mein erstes richtiges Mannschaftstraining absolviert. Es ist alles gut gelaufen und ich hatte keine Schmerzen.

Zu Beginn Ihrer Karriere ging es ausschließlich steil bergauf - jetzt gab es die erste schwierigere Phase zu überstehen. Hat Sie das eventuell sogar in Ihrer Entwicklung gestärkt?

Tah Auf jeden Fall. So eine Phase hatte ich noch nie. Ich habe daraus gelernt und Erfahrungen gesammelt. Vielleicht muss jeder mal eine solche Zeit durchmachen, auch wenn ich es keinem wünsche. Aber so habe ich meinen Körper besser kennengelernt. Jetzt hoffe ich und bin auch zuversichtlich, dass ich gesund bleibe.

Sie haben wegen einer Verletzung auch den EM-Triumph der U21 nur aus der Ferne beobachten können. Wie sehr hat es geschmerzt, nicht dabei zu sein?

Tah Zu allererst hat es mich gefreut, dass sowohl die U21 als auch die Jungs beim Confed Cup den Titel geholt haben. Natürlich war ich auch stolz darauf. Bei der U21 habe ich aber bis zum letzten Tag die Vorbereitung mitgemacht. Dann ist es natürlich traurig, wenn man nur vorm Fernseher aus das Turnier verfolgen kann. Ich wäre sehr gerne dabei gewesen.

Sind die Jubelbilder eine Extramotivation für Sie, auch bei so einem Turnier dabei zu sein?

Tah Definitiv. Ich werde weiter versuchen, mich anzubieten, so dass ich bei solchen Momenten irgendwann dabei sein kann.

In Ömer Toprak hat Leverkusens langjähriger Abwehrchef den Klub verlassen und in Sven Bender wurde gleich sein Nachfolger verpflichtet. Sehen Sie sich trotz ihrer erst 21 Jahre schon in der Rolle des Vize-Abwehrchefs?

Tah Das weiß ich nicht. Klar ist aber, dass ich jetzt noch mehr Verantwortung übernehmen kann und auch will. Ich bin in einem Alter, in dem ich nicht mehr das Küken bin und ich scheue mich nicht davor, zu dirigieren und meine Meinung zu äußern.

Wie ist Ihr erster Eindruck vom neuen Trainer? Was macht er anders als seine Vorgänger?

Tah Jeder Trainer hat seine eigene Philosophie. Ich finde es gut, dass er viel Wert darauf legt, dass wir als Einheit auf dem Platz auftreten. Und dass wir ein Team sind und jeder für den anderen da ist.

War das vergangene Saison das Hauptproblem?

Tah Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir keine Mannschaft waren. Aber auf dem Platz haben wir es nicht hinbekommen. Aktuell habe ich beim Training ein gutes Gefühl. Bis zum Saisonstart werden wir weiter zusammenwachsen und eine gute Spielzeit hinlegen.

Die Ziele sind nach wie vor hoch, obwohl mit Chicharito und Hakan Calhanoglu prominente Spieler den Verein verlassen haben. Wie passt das zusammen?

Tah Wir haben noch genügend Qualität im Kader, um uns diese Ziele zu stecken. Und wir sollten auch den Anspruch haben, um die internationalen Plätze mitzuspielen - da brauchen wir vor niemanden zurückstecken, nur weil wir eine schlechte Saison hatten.

Was haben Sie sich für die kommende Saison vorgenommen?

Tah Ich will gesund bleiben, der Mannschaft helfen und mich auch für die Nationalmannschaft anbieten.

Ist die WM 2018 in Russland ein Ziel?

Tah Das ist noch weit weg, wir haben noch eine ganze Saison vor uns. Aber im Hinterkopf ist es natürlich ein Ziel von mir.

Zurück zu Bayer 04. Zum Auftakt in der 1. Pokal-Runde geht es nach Karlsruhe, eine Woche später zum Rekordmeister nach München. Wie wichtig wäre ein guter Start?

Tah Für jede Mannschaft ist ein guter Start von Vorteil. Wir wollen natürlich das Spiel in Karlsruhe und auch in München erfolgreich gestalten. Aber wir wissen auch, dass es schwierig wird.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE SEBASTIAN BERGMANN.

(sb)
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