Bayer Leverkusen Bayers Frühform gibt Anlass zur Vorfreude

Leverkusen · Hinter der Werkself liegt eine nahezu makellose Vorbereitung. Fazit: Der Kader ist breiter aufgestellt, besitzt enormes Potenzial und bietet Trainer Roger Schmidt eine Vielzahl an Möglichkeiten. Das sorgt für Euphorie rund um das Team, dem nun die Überleitung auf den Ernstfall gelingen muss.

 Durchsetzungsstark, torgefährlich, spielfreudig: Kevin Volland.

Durchsetzungsstark, torgefährlich, spielfreudig: Kevin Volland.

Foto: umi

Der strahlend blaue Himmel, die warmen Temperaturen - und das, was den Zuschauern dazu sportlich geboten wurde, passte als Einstimmung auf die neue Spielzeit sehr gut zusammen. Mehr als 23.000 Besucher kamen am Samstag zu Bayers Saisoneröffnung und wurden nicht enttäuscht.

Neben einem souveränen Erfolg gegen Real Sociedad San Sebastian im abschließenden Testspiel, der mit 2:0 sogar etwas zu niedrig ausfiel, lieferte die Partie vor allem aufschlussreiche Erkenntnisse.

Die erste ist allerdings vielmehr die Bestätigung des guten Eindrucks, den Außenstehende von dieser Mannschaft in den zurückliegenden Wochen gewinnen mussten. So ist der bis in die Breite hochwertig besetzte Kader auf dem besten Weg, auch ein funktionierender zu werden.

Phasen wie die zwischen der 20. und 45. Minute, als die Offensive um Kevin Volland, Chicharito und Karim Bellarabi eindrucksvoll ihre Stärke demonstrierte - in dem sie den Ball laufen ließ und mit herrlichen Kombinationen auch die beiden Treffer einleitete - offenbarten die Möglichkeiten. Und sie offenbarten auch das Potenzial. So bediente Tin Jedvaj mit einem Pass nahe der Mittellinie durch die Schnittstelle der Viererkette zielgenau Kevin Volland. Jedvaj war es auch, der die anschließende Kombination einleitete, die über Chicharito zu Admir Mehmedi führte - und nur wegen eines Fouls nicht zum Erfolg fand. Dafür landete der fällige Strafstoß des Mexikaners im Tor.

Was Roger Schmidt an solchen Spielzügen so erfreute: dass sämtliche Mannschaftsteile beteiligt waren. Und dass sein Team eben nicht nur "sehr viel Spielfreude" zeigte, sondern auch Geschlossenheit. "Die Körpersprache war gut. Mir hat gefallen, wie ruhig und geradlinig wir nach vorne gespielt haben. Das machen wir jetzt besser."

Damit das System funktioniert, müssen alle harmonieren. Eine Woche vor dem Pflichtspielauftakt im DFB-Pokal beim Oberligisten SC Hauenstein ist der Trainer mit dem "Status Quo" zufrieden. Kritikpunkte, wie einige Unachtsamkeiten in der Anfangsphase, gab es wenige. "Wir hatten durch Ballgewinne sehr viele Überzahlsituationen, die hätten wir noch besser ausspielen können", sagt er.

Es überwiegt aber das Positive. Auch beim 49-Jährigen ist eine gewisse Euphorie zu spüren - die im Moment auch dadurch genährt wird, dass bis auf Stefan Kießling und den Ende Juli operierten Danny da Costa eben niemand ausfällt. "In dieser Mannschaft ist Leben drin", findet er. Diese Aussage bezieht der Coach aber nicht nur auf die erste Elf. Schmidt hat inzwischen das Personal, um auf fünf, sechs Positionen ohne Bruch im Spiel wechseln zu können. Am Samstag schauten Hakan Calhanoglu, Wendell und Julian Baumgartlinger eine Halbzeit von draußen zu. Wer Schmidts Einwechslungen interpretieren wollte, mag darin seine persönliche Rangfolge erkannt haben. Vielleicht sogar das Signal, dass es für Profis wie Robbie Kruse und Joel Pohjanpalo nach derzeitiger Lage schwer wird, Spielzeit zu bekommen. Ob es noch Abgänge gibt, ließ der Coach dennoch offen, erklärte aber vielsagend: "Wir müssen keinen Spieler abgeben. Vielleicht sieht der eine oder andere für sich zu wenig Perspektive, dann würden wir sicher darüber sprechen."

Dass Julian Brandt und Lars Bender noch fehlen, die im Halbfinale des olympischen Fußballturnieres stehen, muss den Trainer vor diesem Hintergrund also nicht schmerzen. Beide sammeln reichlich Spielpraxis und kehren im Falle eines Medaillengewinns - so hofft Schmidt - nicht nur topfit, sondern auch mit reichlich Selbstbewusstsein vor dem Ligaauftakt zurück.

"Es gibt nur eine Mannschaft, in der ich gespielt habe, die ähnlich viel Qualität hatte. Und das war die Nationalmannschaft", erklärt Kevin Volland. Der Stürmer sieht sich in seinem Wechsel aus Hoffenheim unters Bayer-Kreuz bestätigt: "Es passt schon gut zusammen."

Sechs Treffer hat allein er in der Vorbereitung erzielt. Zu viel Bedeutung will er diesen aber nicht beimessen. "Es war eine sehr gute Vorbereitung. Das Mannschaftsklima ist echt überragend. Aber man darf die Testspiele nicht zu hoch hängen. Wichtig ist es, dann, wenn es losgeht, in der Bundesliga und der Champions League zu liefern."

Als nächstes muss die Überleitung auf den Ernstfall gelingen.

(RP)
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