Bayer Leverkusen Warum nicht mal wieder ein Sieg bei den Bayern?

Leverkusen · "Wenn die Bayern mal schwächeln, müssen wir da sein" - ein Satz, den Rudi Völler jedes Jahr aufs Neue wiederholt, wenn es um die Darstellung der Kräfteverhältnisse im deutschen Fußball geht. Jetzt schwächelt der Rekordmeister tatsächlich. Eine optimistische Annäherung an das Duell der Leverkusener in München.

Blondschopf Kevin Kampl glaubt, dass es bei den Bayern "richtig krachen" wird. Nur zu gern würde Bayer auch ein paar Aktien an diesem Krach erwerben.

Blondschopf Kevin Kampl glaubt, dass es bei den Bayern "richtig krachen" wird. Nur zu gern würde Bayer auch ein paar Aktien an diesem Krach erwerben.

Foto: dpa, mb

Eingefleischte Fans von Bayer 04 werden dieses Datum sicher spontan parat haben. Allzu oft ist es in den vergangenen Jahren schließlich nicht vorgekommen, dass Leverkusen mit drei Punkten im Gepäck die Heimreise aus München antrat. Tatsächlich konnte die Werkself nur einen ihrer letzten 26 Auswärtsauftritte beim FC Bayern gewinnen.

Das war am 28. Oktober 2012 - ein 2:1-Erfolg. Die Leverkusener sorgten damals am 9. Spieltag überraschend für die ersten Punktverluste des Rekordmeisters und deren damaligen Trainer Jupp Heynckes. Nach dem Führungstor von Stefan Kießling und dem Ausgleich durch Mario Mandzukic sorgte ein kurioser Treffer von Sidney Sam für die Entscheidung. Unmittelbar nach seiner Einwechslung köpfte dieser Jerome Boateng an, von dessen Kopf der Ball zur erneuten Führung für Bayer ins Netz flog. Auswirkungen auf die Meisterschaft der Bayern hatte diese Niederlage freilich nicht. Zu groß war die bayerische Dominanz über die Saison. Heynckes und sein Team feierten mit 25 Punkten Vorsprung den Titel vor Dortmund und 26 vor Leverkusen.

Zweifel, dass die Über-Bayern auch unter Neu-Trainer Carlo Ancelotti erster Anwärter auf die Ligakrone sein würden, hegte auch vor dieser Saison kaum jemand ernsthaft. Nun, nach elf Spieltagen, reibt sich mancher überrascht die Augen, weil an der Spitze plötzlich mit RB Leipzig ein Aufsteiger steht - und eben nicht Bayern München, das erstmals seit dem 22. September 2015 nicht als Tabellenführer in eine Bundesliga-Partie geht.

Nach drei nicht gewonnenen Pflichtspielen in Folge ist das Rumoren an der Säbener Straße selbst in Leverkusen zu vernehmen. Enttäuschungen in dieser Häufung kannte man vom Rekordmeister zuletzt nicht mehr. Kritiker mutmaßen, dass den Bayern ihre Dominanz etwas abhandengekommen ist. Das drückt offenbar auch den Protagonisten aufs Gemüt.

Auffällig war einmal mehr das mitunter unorganisierte Abwehrverhalten. Karl-Heinz Rummenigge sah sich sogar veranlasst, Weltmeister Jerome Boateng an den Pranger zu stellen. Von einer Krise wollte Phillip Lahm nach der 2:3-Blamage in Rostov und dem damit verpassten Gruppensieg in der Champions League indes nichts wissen. Nein, "Krise ist zu viel gesagt", beteuerte der Kapitän, der einigermaßen sauer war - auf sich und seine Mitspieler. "Aktuell sind wir ein bisschen sorglos", bemängelte er, "wir wissen nicht, dass der Gegner auch Tore machen kann und dass Fehler bestraft werden." Von diesen Fehlern, ergänzte Lahm, "machen wir zu viele", und das "müssen wir so schnell wie möglich abstellen". Kritik, die den Leverkusenern bekannt vorkommen dürfte. Denn allzu sorglos geht auch die Werkself bisher mit den eigenen Möglichkeiten um. Das Erreichen des Champions-League-Achtelfinales kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Bayer im Tagesgeschäft zu selten wirklich überzeugte. Bisher haftet dem Team der Stempel an, die "Wundertüte" der Liga zu sein - positiv wie negativ, weil die Konstanz fehlt, Spiele über 90 Minuten gleichermaßen souverän wie konsequent zu bestreiten.

Dennoch: Mit dem Wissen um die eigene Qualität und der Tatsache, dass die Bayern offensichtlich angreifbar sind, versprüht die Werkself vor dem morgigen Gastspiel in der Allianz-Arena durchaus Zuversicht. (18.30 Uhr). Warum nicht mal wieder ein Sieg bei den Bayern? "Sie haben zuletzt verloren. Da wird es richtig krachen", kündigte Mittelfeldmann Kevin Kampl an. Rudi Völler formulierte nach dem 1:1 in Moskau nicht zu Unrecht, dass "wir an einem guten Tag in der Lage sind, jedem Gegner weh zu tun".

Ganz so schlecht, wie die Leverkusener Bilanz gegen den Meister anmutet, ist sie bei näherem Hinsehen auch nicht. Immerhin kassierten sie in zwei ihrer drei letzten Aufeinandertreffen kein Gegentor. Die Heimspiele inbegriffen, feierte Bayer in den vergangenen fünf Jahren immerhin drei Siege gegen die Münchener. Vor jeder Saison erklärt Völler: "Wenn die Bayern mal schwächeln, müssen wir das sein".

Jetzt wäre vielleicht so ein Moment.

(RP)
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