Bayer Leverkusen Schmidts Begegnung mit der eigenen Spiel-Idee

Leverkusen · Heute treffen in Leverkusen zwei Trainer mit einer ähnlichen Fußball-Philosophie aufeinander. Für den ehemaligen Coach von Red Bull Salzburg Roger Schmidt ist es zugleich ein Wiedersehen mit Ralf Rangnick.

Roger Schmidt: Ein Porträt in Bildern
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Das ist Roger Schmidt

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Foto: AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA

Es gibt diejenigen in Fußball-Deutschland, die sich verwundert die Augen reiben. Verwundert darüber, was dieser Aufsteiger aus Leipzig, von dem man zwar wusste, dass er über herausragende wirtschaftliche und strukturelle Bedingungen verfügt, tatsächlich aber zu leisten im Stande ist. Und es gibt diejenigen, die nach zehn Spieltagen sagen: Leute, das ist doch alles kein Zufall.

Zu dieser Gruppe gehört auch Leverkusens Trainer Roger Schmidt - der sogar früher als andere auf die Qualitäten dieser Mannschaft verwies. Weil er diesen Fußball kennt - und vor allem das RB-Imperium. Der 49-Jährige war einst selbst Teil davon, noch bevor sich Leipzig aufmachte, in die Bundesliga aufzusteigen. Zwischen 2012 und 2014 trainierte er Red Bull Salzburg, mit dem Schmidt in seinem zweiten Jahr Meister wurde. Dort hat er auch Ralf Rangnick kennengelernt, den Strategen und Macher hinter dem Fußball-Projekt des österreichischen Brauseherstellers.

Keiner in den Reihen der Werkself weiß also besser als Roger Schmidt, was heute Abend in der bislang nicht ausverkauften BayArena (20.30 Uhr/Live-Ticker) auf die Mannschaft zukommt. Beim Gegner RB Leipzig und dessen Art Fußball zu spielen sei "natürlich viel von Ralf drin", entgegnet der Bayer-Coach. "Er hat die Mannschaft ja letzte Saison noch selbst trainiert. Aber ich finde auch, dass jeder Trainer seine eigene Handschrift irgendwann in der Mannschaft erkennen lässt." Damit spielt er auf Rangnicks Nachfolger Ralph Hasenhüttl an. Der habe in der vergangenen Spielzeit bereits in Ingolstadt gute Arbeit geleistet. "Dass er der passende Trainer für Leipzig sein kann, lag auf der Hand."

Tatsächlich bringt es Hasenhüttl mit seiner jungen Mannschaft, die zu gewichtigen Teilen aus dem Zweitligateam besteht, auf die beachtliche Bilanz von 24 Punkten aus zehn Spielen. Als einziges Team neben dem FC Bayern München ist der Tabellenzweite noch ungeschlagen. Ein Punkt in Leverkusen würde reichen, um zumindest für eine Nacht sogar die Spitze zu übernehmen. Das wäre der schöne Nebeneffekt eines gelungenen Saisonauftakts der Leipziger, die ihre Ziele derzeit allerdings (noch) weniger über Platzierungen definieren als über das Bestreben, "ungeschlagen" bleiben zu wollen.

Im kleineren Rahmen gilt das auch für Roger Schmidt und seine Leverkusener, die an die drei Siege vor der Länderspielpause nur allzu gerne anknüpfen würden. Lars Bender (Fersenprellung mit Einblutung) ist wohl der Einzige, der erneut ausfällt. Die zuletzt angeschlagenen Mittelfeldspieler Charles Aránguiz und Kevin Kampl sind wieder fit, die deutschen Nationalspieler Bernd Leno, Jonathan Tah und Benjamin Henrichs seien überdies "positiv aufgeladen" von ihrer DFB-Reise zurückgekehrt, sagte Schmidt. Abzuwarten bleibt indes noch, wie insbesondere Torjäger Chicharito die Länderspiele mit Mexiko verkraftet hat, der erst gestern zurückerwartet wurde.

Über allen Personalfragen steht jedoch die Aussicht auf ein spannendes und interessantes Spiel - sowie das Duell zweier Trainer mit einer ähnlichen Auffassung von Fußball. "Da treffen zwei extreme Umschaltmannschaften aufeinander, es wird auf Details ankommen", prognostizierte Ralf Rangnick. Auch Schmidt erkennt natürlich Gemeinsamkeiten. "Wir spielen aktiv und nach vorne gerichtet. Diese Spielweise hat Leipzig im modernen Fußball aber nicht exklusiv - und wir auch nicht."

Entscheidend sei, dass jeder Trainer in seinem Spiel dann noch mal die Schwerpunkte wähle, die er für richtig hält. Noch entscheidender aber wird sein, welche Mannschaft darauf auch die besseren Antworten findet.

(RP)
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