Bayer Leverkusen Bayers Platzhirsche sind nicht effektiv genug

Leverkusen · Die Leverkusener hadern mit ihrer Chancenverwertung. Nur Chicharito trifft in dieser Saison verlässlich. Er ist aktuell der einzige Profi, der die spielerische Überlegenheit der Werkself in Tore ummünzen kann. Die anderen Offensivkräfte konnten die Erwartungen nicht immer erfüllen.

 Strahlen bisher zu wenig Torgefahr aus: Hakan Calhanoglu (links) und Karim Bellarabi.

Strahlen bisher zu wenig Torgefahr aus: Hakan Calhanoglu (links) und Karim Bellarabi.

Foto: ap

Es sind Zahlen, auf die Hakan Calhanoglu und Karim Bellarabi nicht stolz sein können. 617 Minuten braucht Bayers türkischer Freistoßkünstler im Durchschnitt in dieser Saison, um ein Tor zu schießen - bei Bellarabi sind es sogar 684 Minuten. Das Duo trifft in dieser Bundesliga-Spielzeit lediglich in jedem neunten Spiel, kommt zusammen aber auf 78 Torschüsse - lediglich vier Treffer kamen dabei herum. Für die Ansprüche der Nationalspieler, die im Sommer bei der EM dabei sein und für Torgefahr stehen wollen, ist das zu wenig.

Dass diese Werte auch Roger Schmidt registriert hat, wurde deutlich, als der Trainer nach dem 1:1 beim Tabellenletzten Hoffenheim seine Offensivspieler ungewohnt deutlich in die Pflicht nahm. "Anscheinend haben wir nicht so viele Spieler, die diese Qualität jetzt schon haben", sagte er über die notwendige Effektivität vor dem Tor - und meinte damit auch Stefan Kießling, Julian Brandt und Admir Mehmedi, die in der Hinrunde die Erwartungen nicht erfüllen konnten.

Bislang galt die Offensive der Werkself als Prunkstück - das ist sie in dieser Saison zu häufig jedoch nur auf dem Papier. Aktuell ist das Spiel geprägt von einer sicheren Defensive (außer bei Standards) und einem Angriff, der sich fast ausschließlich über Chicharito definiert. Seit vier Monaten gewinnt Bayer 04 nur, wenn der Mexikaner trifft. Mit seinen elf Bundesligatreffern hat der 27-Jährige fast die Hälfte aller Leverkusener Tore (26) erzielt. Er ist aktuell der einzige, der die spielerische Überlegenheit der Werkself auch in Tore ummünzen kann. Das Problem: Bayer bietet in der Startformation zwar klangvolle Namen auf, diese suchen aber entweder nach ihrer Form oder noch nach dem Schalter, der hilft, diese zu konservieren. Neben der Effektivität fehlt die Konstanz in den Leistungen - und in letzter Konsequenz die Konstanz in den Resultaten. Vieles macht Bayer im Spielaufbau richtig, entwickelt Chancen, allzu oft werden aber vor dem Tor falsche Entscheidungen getroffen, oder es hapert an den Abschlussqualitäten.

Ein weiteres Problem: Die gesetzten Spieler werden von der "zweiten Reihe" zu wenig unter Druck gesetzt. So betrieben beispielsweise Julian Brandt und Admir Mehmedi zu selten ausreichend Eigenwerbung für einen Startelfeinsatz - obwohl ihre potenziellen Konkurrenten in der Hinserie mit Formtiefs zu kämpfen hatten. Mehmedi absolvierte eine gute Vorbereitung, erzielte im letzten Testspiel vor dem Rückrundenstart einen Treffer. Aber das reichte dennoch nicht, um in Hoffenheim zum Einsatz zu kommen. Schmidt gab Julian Brandt den Vorzug. Unter dem Strich standen für die Leverkusener 17:5 Torschüsse - das einzige Tor erzielte Abwehrchef Ömer Toprak. Ebenso auffallend: Zum wiederholten Mal liefen die Bayer-Profis einem Rückstand hinterher, die, so scheint es, regelmäßig einen Wachrüttler benötigen.

Schmidts Bemerkung in Richtung Offensive als Hinweis zu interpretieren, noch auf dem Transfermarkt nachzulegen, wäre jedoch falsch. Genügend Personal, um Torgefahr zu entfachen und Tore zu schießen, hat Bayer 04. Mit Blick auf seine Saisonziele sollte es aber damit anfangen, sein Potenzial abzurufen.

(RP)
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