Bayer Leverkusen Baustellen fernab des Rasens

Leverkusen · Als Reaktion auf die Forderung, Werksklubs wie Bayer 04 von der zentralen TV-Vermarktung der Deutschen Fußball-Liga auszuschließen, setzt sich der Geschäftsführer auf der heutigen Mitgliederversammlung der 36 Profi-Vereine in Frankfurt für den Fortbestand der Solidargemeinschaft ein.

 Bei Bayer Leverkusen steht momentan nicht immer nur der Ball im Mittelpunkt

Bei Bayer Leverkusen steht momentan nicht immer nur der Ball im Mittelpunkt

Foto: Uwe Miserius

Bayer 04 muss sich in diesen Tagen mit kleineren und größeren Problemen auseinandersetzen. Sportlich hinken die Leverkusener den eigenen Ansprüchen hinterher. Darunter hat nicht zuletzt auch die Stimmung etwas gelitten.

Wenn dann auch noch abseits des sportlichen Geschehens Nebenschauplätze entstehen, kann es ungemütlich werden. Nach dem 1:1 im Champions-League-Spiel bei Bate Borissow hatten sich die Anhänger der Werkself Luft verschafft. Über ihre Dachorganisation "NK12" machten sie deutlich, dass sie sich zu wenig wertgeschätzt fühlen. Auslöser war der Auftritt in Weißrussland, nach dem Bayer 04 nun ziemlich sicher das Aus in der Königsklasse droht. Der Vorwurf unter anderem: Die Mannschaft habe nicht den Weg in die Kurve gesucht — und auch nicht den Kontakt zu den Anhängern am Flughafen erwidert, die wie viele andere einen hohen Aufwand betreiben, um Bayer 04 zu unterstützen. Der Abend endete mit einem Wortgefecht eines Fans mit Rudi Völler (die RP berichtete).

Am Montagabend kam es im Stadioneck nun zu der angekündigten Aussprache, an der Vertreter der aktiven Fanszene, Fanbetreuer und neben Völler von Vereinsseite auch Meinolf Sprink, Leiter der Direktion Fans und Soziales, teilnahmen. Schwerpunkt der Diskussion war das Erarbeiten von Lösungsansätzen, um die Verbundenheit zwischen Fans und Verein zu steigern. Insbesondere von den neuen Spielern wünschen sich die Anhänger eine größere Identifikation mit Bayer 04.

Nach der rund zweistündigen Veranstaltung herrschte Einigkeit darüber, dass egal ob Fans, Vereinsoffizielle oder Spieler den Verein wieder verstärkt "leben" müssen. "Es war ein ehrlicher Gedankenaustausch", betonte Sprink, der ankündigte, dass die Ergebnisse dem Mannschaftsrat vorgetragen würden. Dabei sei der Aussprache zwischen Rudi Völler und dem Fan, die verbal aneinander geraten waren, eher eine untergeordnete Bedeutung zugekommen. Die Sache sei schnell ausgeräumt worden. Ob die Stimmung so versöhnlich bleibt, wird auch vom weiteren sportlichen Abschneiden abhängen.

Auf ein versöhnliches Ende im Streit um die künftige Verteilung der Fernsehgelder hofft man bei Bayer auch im Rahmen des heutigen Treffens der 36 Profivereine. Geschäftsführer Michael Schade ist vor Ort, um sich für den Fortbestand der Solidargemeinschaft einzusetzen.

Bisher werden die Einnahmen aus der TV-Vermarktung von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zentral verteilt. In dieser Saison sind das rund 850 Millionen Euro. Diese Erlöse aus nationaler wie internationaler Vermarktung fließen in einen Topf bei der DFL und werden nach einem festgelegten Schlüssel ausgeschüttet. 80 Prozent bekommen die Vereine der ersten Liga, 20 Prozent die der zweiten. Von mehreren Seiten ist dieser Gedanke zuletzt aber in Frage gestellt worden: Der FC St. Pauli fordert, alle Vereine von dieser Verteilung auszuschließen, die sich zu mehr als 50 Prozent im Besitz eines Konzerns oder Mäzens befinden. Damit meint er auch Bayer 04.

Schade glaubt aber nicht, dass der Antrag Erfolgsaussichten hat. "Sollte er in dieser vorgelegten Form zum Abschluss kommen, wird es eine klare Ablehnung geben. Der Antrag verstößt gegen jegliche Statuten. Wir glauben, dass dies der Anfang vom Ende der Solidarität und der Zentralvermarktung wäre", erklärte Schade. "Das, was als Paket übrig bliebe, wenn sich einige Vereine selbst vermarkten, wird schwer zu vermarkten sein, und mit Sicherheit nicht mehr Geld bringen. Darunter würde in erster Linie die zweite Liga leiden."

Sollte der Antrag dennoch durchkommen, "werden wir die Rechtsmittel ausschöpfen und klagen", fügte der 62-Jährige an, der bekräftigte, "dass wir zur Zentralvermarktung stehen. Ich gehe davon aus, dass der Justiziar der DFL nach Verlesen des Antrages darauf hinweist, dass dieser gegen die Statuten verstößt."

(RP)
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