Leverkusens Urgestein Kießling tritt dem "Klub der 400er" bei

Wolfsburg · Die Tränen konnte sich Stefan Kießling noch verkneifen, als er sich nach zahlreichen Sprechchören durch den mitgereisten Anhang auf in Richtung Kabine machte. Das Spiel in Wolfsburg wird ihn aber dennoch für immer in besonderer Erinnerung bleiben – nicht nur wegen des Sieges von Bayer 04.

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Foto: dpa, fg nic

Die Tränen konnte sich Stefan Kießling noch verkneifen, als er sich nach zahlreichen Sprechchören durch den mitgereisten Anhang auf in Richtung Kabine machte. Das Spiel in Wolfsburg wird ihn aber dennoch für immer in besonderer Erinnerung bleiben — nicht nur wegen des Sieges von Bayer 04.

Beim 2:1 (1:0)-Auswärtserfolg seiner Werkself war der 34-Jährige wenige Minuten vor dem Schlusspfiff für Julian Baumgartlinger eingewechselt worden. Für den Torschützenkönig von 2013 war es der 400. Einsatz in der Bundesliga.

"Es ist ein unglaublich schönes Gefühl und ich bin unheimlich stolz darauf", sagte der Leverkusener Publikumsliebling. 2003 hatte der Angreifer, der seine Karriere nach dieser Spielzeit wegen chronischer Hüftbeschwerden beenden wird, für den 1. FC Nürnberg in Deutschlands höchster Spielklasse debütiert. Vor ihm haben es bislang erst 65 Profis geschafft, die Grenze von 400 Spielen zu knacken — in den vergangenen Jahren sogar nur drei.

"Es ist Wahnsinn, wenn man überlegt, wie lange man dafür braucht, um auf diese Zahl zu kommen", sagte Kießling und rechnete vor: "Es sind zwölf Jahre, die du komplett durchspielen musst." Viele Spieler werden es nicht mehr schaffen, mutmaßte der ehemalige Nationalspieler. Für ihn schließe sich mit dem Erreichen der 400er-Marke auch ein Kreis. Kießling: "Ich bin überglücklich, dass ich die Chance bekommen habe." Sein persönliches Jubiläum sei "etwas Besonderes und ein Beweis dafür, dass man über Jahre hinweg konstant in der Bundesliga gespielt hat".

Anerkennung gab es selbstverständlich auch von Bayers Sportdirektor Rudi Völler. Der Weltmeister von 1990, der selbst auf 232 Bundesliga-Partien kommt, sagte: "Das hat sich Stefan verdient. Er hat eine super Einstellung und trotz seiner Hüftprobleme immer an sich geglaubt." Auch Bayer-Coach Heiko Herrlich stimmte in den Lobgesang auf den dienstältesten Bayer-Profi (seit 2006) mit ein. "Es war ja schon die ganze Saison ein Thema, dass Stefan seinen 400. Einsatz bekommen soll", sagte der 46-Jährige. Geschenkt bekommen habe der Mittelstürmer seinen erst fünften Auftritt in dieser Spielzeit aber nicht. "Er trainiert super, haut sich voll rein und ist ein absolutes Vorbild in der Kabine", betonte Herrlich. Für ihn sei der Routinier der Werkself, die auch im zehnten Auswärtsspiel in Folge ungeschlagen blieb, eine "große Persönlichkeit". Herrlich: "Ich freue mich, dass Bayer Leverkusen einen solchen Spieler in den eigenen Reihen hat, der sich so mit dem Verein identifiziert und über die Jahre alles gegeben hat."

Da die Werkself bei den "Wölfen" ihre Auswärtspunkte 20 bis 22 sammelte, hatten die wenigen Hundert mitgereisten Fans der Leverkusener doppelt Grund zur Freude. Ein durch Lucas Alario verwandelter Foulelfmeter (31.) brachte die von Beginn an dominierenden Gäste früh auf die Siegerstraße. Auch nach dem Seitenwechsel sorgte zumeist Bayer 04 für die Höhepunkte gegen ebenso rat- wie harmlose Niedersachsen. Nach Julian Brandts Lupfer-Tor in der 78. Minute schien die Partie dann endgültig zugunsten der Leverkusener entschieden, doch Admir Mehmedi, der erst vor wenigen Wochen von Bayer 04 zum VfL gewechselt war, hauchte seinem Team mit einem Distanzschuss noch einmal neues Leben ein (79.). Mehr als eine Gelb-Rote-Karte an Willian wegen wiederholten Foulspiels (91.) sprang für Wolfsburg aber nicht mehr heraus.

Das Heimdebüt für den neuen VfL-Coach Bruno Labbadia endete somit in einer großen Enttäuschung für die Fans aus der Autostadt. "Wir steigen ab, wir kommen nie wieder — wir haben Bruno Labbadia", sangen die Wolfsburger Anhänger — und überschütteten den 52-Jährigen bei seiner Premiere in Wolfsburg mit Spott und Häme. Während die Werkself sich dank des Sieges weiter auf Kurs in Richtung internationales Geschäft befindet, trennt den VfL nur noch das bessere Torverhältnis vom Relegationsplatz.

(sbe)
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