Bayer Leverkusen Boenisch vor Startelf-Comeback

Leverkusen · Weil Linksverteidiger Wendell in Hamburg gelbgesperrt fehlt, steht Sebastian Boenisch vor seiner Rückkehr in die Anfangsformation. Beim wiedergenesenen Tin Jedvaj reicht es wohl höchstens für einen Kurzeinsatz.

Sebastian Boenisch im Portrait
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Das ist Sebastian Boenisch

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Es waren selbstbewusste Töne, die Sebastian Boenisch anschlug. Er wolle angreifen und sich dem Konkurrenzkampf stellen. Ein Wechsel zu einem anderen Klub sei für ihn trotz einiger Anfragen kein Thema, betonte der 28-Jährige während der Vorbereitung auf die laufende Saison. Ein ambitioniertes Ziel für einen Spieler, der in der Rückrunde der vergangenen Spielzeit gerade mal 186 Minuten auf dem Platz stand.

"Schuld daran" waren die guten Leistungen seines Konkurrenten Wendell auf der linken Abwehrseite. Sechs Millionen Euro überwies Bayer 04 für den Brasilianer im Sommer 2014. Mit einem Verkauf ein Jahr später hätte der Verein ein dickes Plus erwirtschaften können - doch alle Angebote wurden abgelehnt. Aus gutem Grund: In seinem ersten Jahr in Leverkusen kam der 22-Jährige auf stolze 26 Bundesliga-Einsätze - nach dem 13. Spieltag spielte er in allen Partien über 90 Minuten, lieferte ein Tor und zwei Vorlagen - dazu kamen drei Partien im DFB-Pokal und fünf in der Champions League. Auch in dieser Spielzeit ist Wendell gesetzt - wurde von Trainer Roger Schmidt lediglich gegen Werder Bremen (3:0) rausrotiert. Und wer spielte für ihn? Sebastian Boenisch.

Von Wendells Einsatzzeiten kann der Deutsch-Pole nur träumen: In dieser Saison spielte der 1.91 Meter große Verteidiger zwölf Minuten gegen Bayern München (0:3) und absolvierte die volle Distanz gegen Werder. Ein Spiel, in dem er das vom Trainer entgegengebrachte Vertrauen zurückzahlen konnte - auch wenn die Defensive der Werkself von harmlosen Bremern nicht sonderlich gefordert wurde.

Morgen wird Boenisch womöglich die nächste Chance erhalten, sich als seriöse Wendell-Alternative anzubieten. Überspitzt formuliert könnte man sagen, dass der Deutsch-Pole von der ungestümen Spielweise seines Konkurrenten profitiert. Schließlich hat der flinke Brasilianer mit der auffälligen Haarpracht nach sieben Spielen bereits fünf Gelbe Karten auf dem Konto und wird gegen den Hamburger SV gesperrt zusehen müssen. Zum Vergleich: in der gesamten vorigen Saison waren es lediglich acht Verwarnungen.

Für Tin Jedvaj, der durch seine Allround-Fähigkeiten in der Defensive ebenfalls ein potenzieller Konkurrent für Boenisch ist, kommt ein Startelf-Einsatz wohl noch zu früh. Der 19-jährige Kroate trainiert zwar nach seiner Oberschenkelverletzung seit zwei Wochen wieder voll mit, ein Risiko wird Schmidt jedoch wohl nicht eingehen. "Ich bin fit und kann spielen", sagte Jedvaj.

Gerade in der Defensive zeigt sich der Trainer in der laufenden Saison rotationsfreudig: Fünf unterschiedliche Abwehrformationen testete Schmidt in den bisherigen Pflichtspielen - aufgrund der Verletzungen von Jedvaj, Innenverteidiger Ömer Toprak (Oberschenkel) und Rechtsverteidiger Roberto Hilbert (Knie) jedoch nicht ganz freiwillig. Derzeit mangelt es einfach an Alternativen, zumal in dem Griechen Konstantinos Stafylidis ein potenzieller Wendell-Ersatz den Verein vor der Saison in Richtung FC Augsburg verließ.

Gegen den HSV wird Schmidt mit Boenisch links, Giulio Donati rechts sowie dem Duo Kyriakos Papadopoulos und Jonathan Tah in der Zentrale wohl dem gleichen Defensiv-Verbund wie gegen Bremen vertrauen. Der einst abgeschriebene Donati feiert derzeit seine Renaissance. Aufgrund der langwierigen Verletzung Hilberts wird der 25-Jährige mindestens bis zum Start der Rückrunde weiter fleißig Minuten sammeln. Das will auch Sebastian Boenisch - gegen Hamburg kann er womöglich damit anfangen.

(RP)
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